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Conan und die Straße der Könige

Conan und die Straße der Könige

Titel: Conan und die Straße der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Edward Wagner
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sehr beruhigender Anblick.
    »Ich werde dich nicht töten«, erklärte Conan höhnisch. »Weshalb sonst hätte ich so gekämpft, daß ich dich nur entwaffnete. Ich halte mein Wort, Mordermi. Ich bin ein Mann von Ehre – das sagtest du doch selbst.«
    Das Gebrüll der Menschenmenge erschütterte jetzt den Palast. Conan hörte das Klirren von zerbrochenem Glas und das Bersten von Türen, die im unteren Stockwerk eingeschlagen wurden. Nicht mehr lange, und der Mob würde sich durch den Palast wälzen. Schon einmal hatte Conan es hier erlebt.
    Er riß das Fenster von Mordermis Gemach auf. Wütende Gesichter blickten von unten hoch. Und schon flogen die ersten Steine durch das Fenster. Der Pöbel war in blutdurstiger Stimmung. Er suchte Rache nach der Herrschaft der Angst durch die Letzte Wache.
    Conan zog Mordermi auf die Füße und zerrte ihn zum Fenster. Der Mob sah die Bewegung und drängte sich näher.
    »Conan, was tust du? Du hast versprochen, mich nicht zu töten.«
    »Ich werde dich auch nicht töten«, versicherte ihm der Cimmerier. »Aber sagtest du nicht, du wolltest dich vor dem Volk rechtfertigen? Nun, ich gebe dir jetzt die Chance dazu.«
    Conan schob den verzweifelten König durch das Fenster und ließ ihn zu der wartenden Menge hinunterfallen. Die Schreie, die noch eine Weile anhielten, verrieten dem Cimmerier, daß nicht der kurze Fall der Tod Mordermis gewesen war.
    Bis Santiddio den Palast erreichte, hatte der Mob alles geplündert, was sich forttragen ließ, so daß kaum mehr als die kahlen Wände geblieben waren. Conan war inzwischen in die Grube unter Mordermis Falltür gestiegen und hatte die Leiche geborgen, die auf den Pfählen aufgespießt gewesen war. Er saß mit einem blutigen Verband um den Oberarm neben der toten Destandasi, über die er einen Umhang gebreitet hatte. Er achtete kaum auf Santiddios Worte.
    »Sie wird als Heldin der Befreiung verehrt werden und in Erinnerung bleiben«, schloß er gerade. »Ganz Kordava weiß, wie ihr beide unser Land vor der Letzten Wache gerettet und Zingara von Mordermis Tyrannei befreit habt.«
    Er deutete auf das offene Fenster. Statt wütendem Gebrüll waren jetzt Hochrufe zu hören und immer wieder begeistertes: »Conan! Conan! Conan!«
    »Du bist ein Held, Conan, ihr Held«, erklärte Santiddio. »Sag ihnen, daß du bereit bist, die Krone Zingaras aufzusetzen, dann werden sie dich sofort zu ihrem König ernennen.«
    Die Krone war in einer von Mordermis versteckten Truhen gefunden worden und aus Traditionsbewußtsein vom Mob verschont geblieben. Santiddio streckte sie Conan entgegen.
    »Croms Teufel, Santiddio! Nimm das Ding weg!«
    »Ich weiß, wie du dich fühlen mußt, Conan«, sagte Santiddio. »Beide haben wir gute Freunde verloren, und ich zwei Schwestern. Aber überleg es dir. Zingara braucht einen König. Das Volk liebt dich. Du bist der größte Held aller Zeiten. Nimm die Krone!«
    »Santiddio«, erklärte Conan mit grimmiger Stimme, »morgen in aller Früh nehme ich ein Kanu und bringe Destandasi in ihren Hain zurück.«
    »Du wirst es dir noch anders überlegen.«
    »Ich werde es mir nicht anders überlegen!«
    Santiddio hielt die Krone in der Hand und dachte nach. Der Marsch durch Kordava an der Spitze der Armee war ein glorreicher Augenblick gewesen und hatte ihn für viel Leid und Schmerzen entschädigt. Und einige der Hochrufe, die sie durch das Fenster hörten, galten auch ihm. »Santiddio!« riefen die Menschen.
    Conans Blick ruhte auf ihm. Santiddio errötete.
    »Wenn du dich nicht anders entschließt, dann werde ich die Krone vom Volk annehmen. Zingara muß einen König haben, bis eine neue Verfassung in Kraft treten kann.«
    »Ich werde meinen Entschluß nicht ändern«, erklärte Conan erneut. »Nicht, bis ich weiß, ob der Mensch die Macht verdirbt oder die Macht den Menschen.«
     

     

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