Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Conan von den Inseln

Conan von den Inseln

Titel: Conan von den Inseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lin Carter , L. Sprague de Camp
Vom Netzwerk:
Tore offenläßt,
    wird sterben, wenn die Welt versinkt.
    Aus Die Gesichter des Epemitreus
     
    Conans Gefangener führte ihn auf verschlungenen Wegen in die ärmlicheren Viertel der uralten Stadt. Landstreicher und Bettler ruhten sich hier in den zerbröckelnden Torbögen aus, und Dirnen mit grell bemalten Gesichtern beugten sich aus den Fenstern, um die Vorüberkommenden einzuladen.
    In diesem Elendsviertel wurde Conan das unvorstellbare Alter dieser Stadt erst richtig bewußt. Die Steintreppen und -rampen waren hier von den Füßen zahlloser Generationen zu abfallenden Mulden abgetreten, und Millionen streifender Schultern hatten den Stein der Hauswände glattgerieben, wo Wind und Wetter nicht wahre Bienenwaben aus ihm gemacht hatten und er dem Zerfall nahe war. Viele Bauten waren längst eingestürzt und boten nur Nagetieren und Ungeziefer Unterschlupf. Ganze Häuserblocks lagen in diesem ältesten Teil der Stadt in modrigen Trümmern. Gras wuchs zwischen den schiefgetretenen Pflastersteinen, und Unkraut wucherte strauchhoch in verwilderten Gärten und verkommenen Höfen. Falls die Anwesenheit eines federgewandeten Priesters auf diesen im Schmutz versinkenden Straßen ungewöhnlich war, ließen die Bewohner dieses Elendsviertels es sich zumindest nicht anmerken. Kaum einer hob auch nur neugierig den Blick, wenn Conan mit dem wieselgesichtigen Dieb an ihm vorbeikam. Es schien in diesem Teil Ptahuacans offenbar Gewohnheit zu sein, sich nicht um andere zu kümmern, vermutlich aus einem Selbsterhaltungstrieb heraus. Zweifellos war das hier das Diebesviertel, in dem das Gesetz ein leeres Wort war.
    Erst als sie sich dem Hauptquartier der Diebe näherten, wurde Conan klar, daß sie sich die ganze Zeit unter Beobachtung befunden hatten. Nach dem Betreten einer verwinkelten Gasse mit windschiefen Häusern tauchten plötzlich zwei stämmige, mit Prügeln bewaffnete Männer vor ihnen auf, während zwei weitere hinter ihnen aufschlossen. Für Antilier waren sie erstaunlich groß und kräftig, was besonders gut zu erkennen war, da ihre einzigen Kleidungsstücke Schürzen aus Lederflicken waren. Sie fixierten Conan mit kaltem Blick, während sie von beiden Gassenenden auf ihn und seinen Gefangenen zukamen.
    Conan ließ den kleinen Dieb los, um die Hand unter dem Umhang um den Schwertgriff zu legen. Der Dieb wich hastig einen Schritt aus und stieß zweifellos Verwünschungen hervor, doch zu schnell, als daß der Cimmerier ihnen hätte folgen können.
    »Er hat mich gefaßt, als ich Hatupep ein bißchen Goldstaub stahl«, kreischte der Dieb. »Ich weiß nicht, was, in der Hölle, er will, aber ...«
    »Beruhige dich, Itzra«, knurrte einer der Stämmigen. »Das werden wir schon herauskriegen.« Mit schnellen Schritten kam er näher heran und hob seinen kupferbesetzten Prügel.
    Conan lachte. Er warf Umhang und Kapuze zurück und riß das Breitschwert aus der Scheide. Die kräftigen Burschen blieben stehen, als wären sie gegen eine unsichtbare Wand gerannt – aber nicht aus Furcht, wie es schien.
    »Ihr Götter der Hölle – ich will blind sein, wenn das nicht Eisen ist!« krächzte einer.
    Ein anderer fluchte und betrachtete Conan näher und staunte sichtlich über seine Größe, die lange Mähne, den ungestutzten Bart und die funkelnden gletscherblauen Augen.
    »Götter des Todes, was ist er?« stieß er hervor. »Einen Mann wie ihn hat es in ganz Antilien nie gegeben!«
    Mit dem Rücken gegen eine Hauswand schwang Conan lachend seine Klinge von Seite zu Seite, um sich die fünf Gauner vom Leib zu halten.
    »Einer, der diesen Umhang seinem Besitzer geraubt hat und ganz sicher kein Spitzel eurer Herrscher ist, wenn ihr das meint«, brummte er. »Außerdem, einer, der euren Führer gern geschäftlich sprechen möchte, was sich für beide Seiten als gewinnbringend erweisen wird. Und ich werde ihn finden, ob es euch gefällt oder nicht!«
    Er hielt die Klinge gerade, so daß sie im Tageslicht blitzte. Die vier Wächter und der Dieb wichen ein wenig zurück und betrachteten ihn mit wachsender Unruhe. Seltsamerweise schienen sie sich jedoch mehr für sein Schwert als für ihn zu interessieren. Conan schloß daraus, daß Eisen hier wenig bekannt war – vielleicht, weil es auf dieser Inselkette keine Erze gab –, obgleich den alten Sagen nach Eisen und Stahl in Atlantis weitverbreitet gewesen waren.
    »Na«, knurrte er. »Bringt ihr mich jetzt zu eurem Führer, oder wollt ihr lieber gegen mich kämpfen?«
    Sie zogen der erstere

Weitere Kostenlose Bücher