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Conan von den Inseln

Conan von den Inseln

Titel: Conan von den Inseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lin Carter , L. Sprague de Camp
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keine unliebsame Aufmerksamkeit zollen. Doch selbst die Kapuze genügte nicht, seine ungestutzte graue Mähne ganz zu verbergen und schon gar nicht den Bart. Und wahrscheinlich waren alle dieser Gefiederten kahlköpfig und bartlos.
    Conan löste dieses Problem, indem er einen Streifen des roten Futterstoffs abriß und ihn sich um das Haar und die untere Gesichtshälfte wand, so daß nicht viel mehr als seine Augen zu sehen waren. Dann schlüpfte er wieder in sein Kettenhemd und die Stiefel, schnallte sich den Waffengürtel darüber und legte den Umhang um. Die Kapuze zog er tief ins Gesicht.
    Er wußte nicht, wie andere ihn nun sehen würden, aber er nahm an, daß er ohne Besorgnis eine flüchtige Musterung über sich ergehen lassen konnte. Seine blauen Augen und das rote Tuch um das Kinn mochten vielleicht noch Aufmerksamkeit erregen, aber er tat diese Möglichkeit mit einem Schulterzucken ab. Nach seiner eigenen Erfahrung ging das einfache Volk einem Priester oder Zauberer eher aus dem Weg, als sich eingehend mit ihm zu befassen.
    Festen Schrittes trat Conan hinaus auf den Platz, den der Mondschein und Fackeln in Wandhalterungen an den umliegenden Häusern beleuchteten. Fast sofort wurde seine Verkleidung auf die Probe gestellt. Ein faßbäuchiger Kaufmann, der dabei war, seine ausgestellte Ware wegzupacken, sah ihn als erster. Der kleine braune Mann räumte gerade seine Schmuckstücke aus Kupfer, Jade, Silber und Gold weg und den Kopfputz aus bunten Federn. Als Conan in Sicht kam, mit dem gefiederten Umhang, der um seine Stiefel wallte, wagte der Händler nur einen hastigen Blick aus verängstigten schwarzen Augen auf die hochgewachsene, fast gesichtslose Gestalt. Dann verbeugte er sich tief, hob ein Jadeamulett, das an einer Kette um seinen Hals hing, an die Lippen, küßte es unterwürfig und verharrte in seiner kriecherischen Haltung, bis Conan an ihm vorübergeschritten war.
    So hatte Conan die erste Probe bestanden! Offenbar lebte das gewöhnliche Volk von Antilien in großer Angst und auch Ehrfurcht vor seinen Priester-Zauberern. Mit ein bißchen Glück und Vorsicht würde wohl kaum einer daran denken, ihn aufzuhalten.
    Bis tief in die Nacht hinein sah Conan sich auf den Straßen und in den Gassen von Ptahuacan um, ohne bei irgend jemandem besondere Aufmerksamkeit zu erregen. Offenbar waren Priester in gefiederten Umhängen ein gewohnter Anblick in der alten atlantischen Stadt. Als die Straßen schließlich völlig menschenleer waren, fand er eine verlassene, halbzerfallene Hütte, in der er bis zum Morgen schlief, ehe er sich weiter mit seinem Plan befaßte.
    Im hellen Sonnenschein des frühen Vormittags sah Conan Dutzende federgewandete Gestalten auf ihren Stelzenstiefeln durch die Menge stolzieren, ohne je auch nur auf die demütigen Grüße der einfachen Bürger zu achten. Es hatte also ganz den Anschein, als wären die Priester-Zauberer des alten Atlantis auch in dieser Stadt die Herrscher.
    Und ebenso sah es aus, als duckte sich das ganze Volk vor ihnen. Conan hatte den Eindruck, daß die einfachen Antilier ein freudloses, erniedrigendes Leben führten und sich vor den Priester-Zauberern fürchteten. Jedenfalls beeilten sie sich, den gestelzten, gefiederten Priestern den Weg frei oder einen Bogen um sie zu machen. Und Conan bemühte sich, die arrogante Haltung der Priester nachzuahmen.
    Ptahuacan war eine Terrassenstadt, deren parallel angelegte Straßen mit schrägen Rampen und Treppen verbunden waren. Sie verriet eine hohe technische Entwicklung und eine feinsinnige Kultur mit alten Traditionen und künstlerischen Maßstäben. Die Steinbauten konnten es mit den vornehmsten seiner eigenen Welt aufnehmen, und nicht einmal die modernsten Städte der hyborischen Königreiche wiesen so riesige Tempel und eine solche Vollendung in der Architektur auf, die hier selbst in den unwichtigsten Kleinigkeiten zu finden war. Die phantastische Zikkurat mit ihrem Tempelabschluß auf dem Hauptplatz war so groß wie die Pyramiden Stygiens und erinnerte in ihrer Bauart an die Tempel einiger der finsteren Kulte Shems. Jahrhunderte mußten zu ihrer Errichtung benötigt worden sein und viele Tausende von Arbeitern. Rund um den Platz erhoben sich in übereinanderliegenden Reihen Bänke wie in einer Arena, die Platz für viele Tausende von Zuschauern boten.
    Conan blieb diesem Platz der Pyramide fern, da er offenbar für einen geheiligten Ort gehalten wurde und er dort möglicherweise auf Priester stoßen würde, die sich

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