Conan von den Inseln
Steinen auf, über die seine Schwertspitze streifte.
Doch die wilde Meute drängte nach, während die vorderen in die wirbelnde Klinge geschoben wurden. Einige hielten jedoch im Ansturm inne, um sich die Bäuche mit ihren verstümmelten Artgenossen vollzuschlagen. Weiter schwang Conan die Klinge und schickte Rattenkadaver zu Dutzenden durch die Luft. Die untere Klingenhälfte war triefend rot, und der Boden vor des Cimmeriers Füßen wurde klebrig und glitschig von Rattenblut.
Und nun warfen sie sich erneut gegen ihn, und trotz der schwirrenden Klinge und des Gemetzels, das er unter ihnen veranstaltete, vermochte er sie nicht zurückzuhalten. Einige stießen ihre scharfen Meißelzähne in das dicke Leder seiner Stiefel. Wütend stieß und strampelte Conan und stampfte das Leben aus denen unter seinen Füßen, doch nur zu schnell lösten andere sie ab.
Eine Ratte kletterte den Stiefelschaft hoch und biß durch den festen Stoff seines Beinkleids ins Knie. Ein schneller Hieb schleuderte sie in zwei Hälften durch die Luft, aber erst, nachdem sie ihm eine Fleischwunde beigebracht hatte. Anderen glückte es, bis zu seiner Mitte und zur Brust hochzuklettern, aber ihre Zähne konnten das Kettenhemd nicht durchbeißen. Eine Ratte schaffte einen erstaunlichen Sprung vom Boden. Sie landete auf Conans Brust und kletterte zu seiner Kehle hoch. Der Cimmerier packte sie, gerade als ihre Barthaare seinen Hals berührten. Auch die anderen, die an ihm hochkletterten, faßte er und schmetterte sie gegen die Tunnelwand oder in den Bach hinter ihm.
Aber sie bedrängten ihn immer stärker. Rattenkadaver lagen in Haufen um ihn und er stand mit unsicherem Halt in Blut und auf zerstückelten Nagern. Zwar hatten seine Stiefel und die Kettenrüstung ihn bisher gegen alle Bisse, von ein paar oberflächlichen abgesehen, geschützt, aber beide Knie bluteten aus kleinen Wunden, und seine Linke, mit der er die hochkletternden Tiere losriß, wies mehrere Bißwunden auf, die stark bluteten.
Da ließen die Ratten in ihrem Ansturm kurz nach. Keuchend schaute Conan sich um und sah etwas, das er schon früher hätte bemerken müssen, wäre er nicht so bedrängt gewesen. Einen Pfeilflug flußabwärts von seiner gegenwärtigen Stellung führte ein natürlicher Steinsteg über das tosende schwarze Wasser. Wenn er ihn zu erreichen vermochte, könnten die Ratten nur zwei oder drei zugleich auf ihn einstürmen. Auf einem so schmalen Steg konnte er sich unbegrenzt gegen die Meute halten.
Sofort eilte er – durch die dichtgedrängten Ratten watend und sie bei jedem langen Schritt zertretend – zu dem Steg. Aber immer wieder kletterten welche an ihm hoch und bissen ihn, so daß Blut von seinen Knien strömte und das Beinkleid in Fetzen um sie hing. Doch er war schnell genug, daß er den Steg erreichte, ehe die Ratten ihn zu Boden werfen konnten.
Nach Atem ringend, stolperte er hinaus auf den Steinsteg und bezog seine Stellung etwa in der Mitte, wo dieser sich verengte. Er bedauerte, daß er sich in seiner Hast nicht die Zeit genommen hatte, die Lampe mitzunehmen, aber vermutlich war ihr Öl ohnedies fast aufgebraucht. Sie leuchtete aus dieser Entfernung nur noch ganz schwach und flackernd.
Die Ratten brauchten ein paar Herzschläge lang, um ihn aufzuspüren. Er nutzte diese Pause, um sich zu verschnaufen und wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Er spürte sein Alter in der rasselnden Lunge, den stechenden Muskeln und dem hämmernden Herzen.
Nun stürmten die Ratten wieder herbei. Als sie den Stegbogen hochströmten, duckte sich Conan und hielt das Schwert mit beiden Händen. Als die ersten in seiner Reichweite angelangt waren, schlug er methodisch rechts-links-rechts-links, und jeder Hieb schleuderte die Nager von dem schmalen Steg. Zu Dutzenden und Hunderten verendeten sie. Jene, die unverletzt ins Wasser purzelten, wurden von der heftigen Strömung schnell davongetragen. Kleine pelzige Köpfe hüpften in den Fluten, drehten sich im Kreis, um sich zurechtzufinden und zum nächsten Ufer zu schwimmen, und verschwanden in der Dunkelheit.
In all seinen Jahren des Krieges und der Kämpfe hatte sein Schwert nicht so viele Leben geraubt. Wären die Ratten Menschen gewesen, hätte Conan hier auf dem Steg über den unterirdischen Fluß eine ganze Nation ausgerottet. Wie eine unermüdliche Maschine kämpfte er pausenlos weiter ...
Das Ende kam schnell. Eine riesige schwarze Ratte mit borstigen Barthaaren, bestimmt über zehn Pfund schwer, eilte herbei,
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