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Conan von den Inseln

Conan von den Inseln

Titel: Conan von den Inseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lin Carter , L. Sprague de Camp
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auszurichten. Er würde in Herzschlagschnelle unter dem Ansturm dieser unzähligen quiekenden und schnappenden Nager zu Boden gehen.
    Also rannte der Cimmerier wie noch nie in seinem Leben – schneller und verzweifelter als selbst damals vor fast fünfzig Jahren, als er sich mit seiner gebrochenen Kette einen Weg aus den hyperboreanischen Sklavenpferchen erkämpft hatte und durch Regen und Schnee geflohen war, mit einem Rudel ausgehungerter Wölfe dicht auf den Fersen. { 1 }
    Jeder keuchende Atemzug schien seine Lunge zu versengen, als söge er die Glut eines Brennofens ein. Sein Herz pochte gegen die Rippen. Blei schien sich um seine Beine zu hüllen. Seine Muskeln schmerzten, als stießen Teufel brennende Nadeln in sie. Trotzdem taumelte und stolperte er weiter. Der Luftwiderstand beim Laufen bog die kleine Flamme der Lampe zurück, bis sie ganz auszugehen drohte.
    Hinter ihm huschten und sprangen und galoppierten die Ratten. Hin und wieder rempelte eine der vorderen eine andere an oder trat in ihrer Eile auf sie, dann kam es zu einem quiekenden Kampf zwischen den beiden, in den sich manchmal auch noch andere einmischten, aber die Flut ließ sich durch diese kleinen Wirbel nicht aufhalten und strömte wild weiter.
    Da erspähten Conans Augen weiter vorn ein schwaches Schimmern, und das Murmeln fließendes Wassers verriet ihm, daß er sich einem Wasserlauf näherte. Beim Näherkommen sah er, daß es eine Art Wildbach mit schwarzem wirbelndem Wasser war. Einen Augenblick hoffte er, er könnte darüberspringen und so ein Hindernis zwischen sich und die quiekenden Verfolger bringen, aber dann erkannte er, daß der Bach, zumindest an dieser Stelle, mindestens zwanzig Fuß breit, also zu breit war, als daß er mit einem Sprung das andere Ufer erreicht hätte. In seiner Jugend hätte er es leicht geschafft, allerdings wahrscheinlich auch nicht nach einer so erschöpfenden Hetzjagd und mit Waffen und Rüstung belastet. Aber jetzt ...
     
    Mit gespreizten Beinen erwartete Conan den Ansturm. Heftig keuchend hob und senkte sich seine Brust, während er die kalte modrige Luft einsog, die jetzt auch noch ekelerregend nach den Nagern stank. Das verzweifelte Rennen durch die schwarzen Höhlen hatte sein Herz zu heftigem Hämmern gebracht, während sein Blut brennend durch die Adern raste und in seinen Ohren rauschte. Verbittert zog er sein Schwert zu einem letzten Kampf. Er wußte, daß nichts einen Ansturm dieser Meute blutdürstiger Nager überleben konnte. Sein ganzes Leben hatte Conan nie um mehr als eine faire Chance gebeten. Jetzt war selbst sie ihm verwehrt. Aber wenn ihm nur noch Augenblicke blieben, würde er sie zumindest voll auskosten und kämpfend sterben. Trotz seiner Jahre war er in ausgezeichneter körperlicher Verfassung und hätte um die Hälfte Jüngeren noch ohne Mühe den Hals brechen können. Und wenn schon kein Menschenauge diesen letzten Kampf Conans, des Cimmeriers, beobachtete, würde er zumindest den Göttern Freude machen – sofern sie überhaupt zu den Menschen hinabschauten und über sie wachten, wie diese Lügner von Priestern behaupteten.
    Conan stand auf einem etwa dreieckigen Vorsprung, der in den unterirdischen Wasserlauf hinausragte wie ein winziges Kap oder eine Halbinsel. Dadurch konnten die Ratten weder von den Seiten noch von hinten auf ihn einstürmen, was sie natürlich nicht davon abhalten würde, ihn in breiter Front anzugreifen.
    Die Riesenratten quollen aus der Tunnelöffnung wie ein Strom aus schwarzgrauem Pelz. Ihre Augen funkelten im Lampenschein rötlich wie die Sterne im Reich der Finsternis. Ihr aufgeregtes Quieken übertönte das Rauschen des Wildbachs, und das Scharren ihrer Krallen auf dem Felsboden war wie das Rascheln dürrer Blätter im Herbststurm.
    Conan bückte sich, um die kleine Lampe hinter seinen Füßen abzusetzen, ehe er das Schwert mit beiden Händen nahm. Er hob die Stimme zu einem schmetternden Schlachtgesang seines Volkes, und schon hatten die Ratten ihn erreicht.
    Ein Hieb schleuderte die vorderste, in zwei Hälften geteilt, über die Köpfe ihrer Artgenossen. Dann wirbelte das schwere Breitschwert wie die Flügel einer Windmühle, als Conan in einer tödlichen Acht im Bogen nach links und rechts schlug und die Spitze bei jedem Hieb dicht über den Boden strich. Jedesmal flogen mehrere Ratten, mehr oder weniger verstümmelt, durch die Luft. Rattenblut bespritzte Conans Arme und Beine. Hin und wieder verschätzte er sich leicht und Funken sprühten von den

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