Conan von den Inseln
wieder in voller Stärke leuchteten, sah Conan, daß er sich hier einem Drachen gegenüber befand – einem Reptil, gestaltmäßig den großen genießbaren Echsen ähnlich, die er in den Fleischerläden von Ptahuacan ausgestellt gesehen hatte. Aber dieser hier war gewiß fünfzig Fuß groß. Sein Rachen öffnete sich ein wenig und offenbarte so die schimmernden Säbel seiner gebogenen weißen Fänge. Eine gespaltene Zunge, wie die einer Schlange, schnellte heraus, tastete in der Luft offenbar nach der Kreatur, die ihn geweckt hatte, und zog sich langsam wieder zurück.
Conan wirbelte herum und rannte kopfüber durch die Düsternis, in der Hoffnung, einen Weg um die Riesenechse zu finden. Der Drache hob seinen schuppengepanzerten Leib vom Boden, auf dem er geschlafen hatte, und machte sich daran, Conan zu verfolgen. Die krummen Beine schwangen nach außen in schwerfälliger, mechanisch wirkender Gangart, die ihn jedoch bedrohlich schnell vorwärtstrug.
In seinem Bemühen, einen Bogen um den Drachen zu schlagen, war Conan in einen Seitentunnel gelangt. Da es hier nur wenige Glühwürmer gab, sah Conan sich gezwungen, langsamer zu laufen. Aber in weiter Entfernung vor ihm erschien ein stärkeres Licht. Das Beruhigende daran war, daß es nicht smaragdgrün wie die Glühwürmchen war, sondern vom Ton gewöhnlichen Tageslichts.
Hinter ihm scharrten die Drachenklauen bei jedem Schritt laut über den Steinboden, und die Schuppen des schweren Schwanzes schleiften über den unebenen Boden. Im Freien würde er vermutlich schneller sein als dieses Reptil, aber hier mußte er auf jeden Schritt achten, um nicht zu stolpern und zu fallen und von seinem Verfolger geschnappt zu werden, ehe er wieder auf die Beine kam.
Der Tunnel weitete sich zu einer größeren Höhle, und das Licht, das von oben kam, wurde ein wenig stärker, jedenfalls hell genug, daß er ganz deutlich zwei weitere Drachen, einen an jeder Seite, sehen konnte. Einer schlief, der andere beendete offenbar gerade seine Mahlzeit. Ein schneller Blick verriet Conan, welche Art sie gewesen war, denn zwei Menschenfüße ragten gerade noch aus den Kiefern des Reptils.
Als Conan zwischen den beiden Ungeheuern hindurchstürmte, öffnete das schlafende die Augen, während das andere offenbar erstaunt schluckte und dadurch die Menschenfüße ganz in seinem Rachen verschwanden. Wären die beiden Echsen wachsamer gewesen, hätten sie den Cimmerier leicht mit einem flinken Schwung ihrer riesigen Schädel aufhalten können.
So aber polterte der ihn verfolgende erste Drache mit einem tiefen Brüllen in die Höhle zwischen die zwei Drachen. Und gleich darauf jagten alle drei hinter dem Cimmerier her. Der eine, der gerade erst einen Menschen verschlungen hatte, würgte den letzten Bissen hinunter, um die Kehle für einen neuen Leckerbissen frei zu haben.
Die Höhle war eine Art Vorhalle zu einer noch geräumigeren, in die durch ein Loch in der Decke Tageslicht fiel. Diese Höhle, die offenbar durch Menschenhand vergrößert worden war, war ungefähr quadratisch. An einer Seite befand sich eine große bronzene Flügeltür, ähnlich der, die Conan an der Fassade der Stufenpyramide auf dem Hauptplatz aufgefallen war.
Auf der gegenüberliegenden Seite waren kurze Stäbe in die Steinwand geschlagen, die eine Art Leiter vom Boden zu einer etwa dreißig Fuß höheren Plattform bildeten, hinter der sich eine Tunnelöffnung befand. Flüchtig nur sah Conan, daß ein bewaffneter Antilier es sich auf dieser Plattform bequem gemacht hatte.
Sein Hauptaugenmerk galt den sechs schiefergrauen Drachen – von einem kaum zehn Fuß langen jungen, bis zu einem alten von bestimmt sechzig Fuß – in der Mitte dieses quadratischen Höhlenraums. Die kauerten im Kreis, mit den Köpfen nach innen, unmittelbar unter dem Schacht, durch den das Tageslicht drang, als wären sie in eine mysteriöse Art von Ahnenverehrung vertieft. Ihre mächtigen Schnauzen waren nach oben gerichtet. Gezackte Kämme mit dicken Schuppen reichten von den Köpfen bis zu den Schwanzspitzen.
Der stickige Reptilgestank würgte Conan. In dem dicken Unrat, der den ganzen Boden bedeckte, sah er die ledrigen Schalen halbvergrabener Reptileier, die sogar noch größer als die Eier der Strauße in Kush waren. Auch unverdaute menschliche Gebeine lagen herum – da ein Schädel, dort ein Unterkiefer, anderswo ein Hüftbein.
Als Conan in den Raum schoß, verfolgt von den drei Drachen, unterbrachen die sechs im Kreis ihre Andacht. Sie
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