Congo
Bildern: man konnte sie verstärken, unerwünschte Bestandteile eliminieren oder Einzelheiten deutlicher hervortreten lassen.
Karen Ross bearbeitete das Kongo-Band mit vierzehn Programmen — vor allem den vor atmosphärischen Bildstörungen kaum erkennbaren Abschnitt, auf dem die Hand und das Gesicht zu sehen waren, kurz vor der Zerstörung der Antenne.
Zuerst führte sie den »Waschzyklus« durch, der die atmosphärischen Bildstörungen beseitigte. Sie stellte fest, daß die Störungslinien in bestimmten Stellungen der Abtastvorrichtung auftraten und daß man ihnen einen spezifischen Graukeilwert zuordnen konnte. Sie beauftragte den Computer, diese Linien zu beseitigen.
Anschließend wies das Bild Lücken an den Stellen auf, an denen die Störungen herausgenommen worden waren. Also gab sie dem Computer den Auftrag, »die Lücken zu füllen«, das heißt entsprechend der jeweiligen Umgebung der Lücken zu »interpolieren«. Bei diesem Verfahren erriet der Computer auf logischer Grundlage das Fehlende.
Nun waren zwar keine atmosphärischen Bildstörungen mehr zu sehen, aber das Bild war verschwommen und unscharf. Also steigerte sie die Schärfe durch ein Spreizen der Grauwerte. Aber sie erhielt auch eine ihr nicht erklärliche Phasenverzerrung, die sie beseitigen mußte; dadurch wurden zuvor unterdrückte Zacken sichtbar, zu deren Unterdrückung sie drei weitere Programme durchlaufen lassen mußte…
Mit solchen technischen Einzelheiten war sie eine gute Stunde lang beschäftigt, bis plötzlich ein klares, sauberes Bild zum Vorschein kam. Sie hielt den Atem an, als sie es sah — ein finsteres Gesicht mit schweren Brauen, aufmerksamen Augen, einer platten Nase und vorspringenden Lippen.
Aus den flimmernden Zeilen des Videobildes stierte ihr das Gesicht eines Gorillamanns entgegen.
Travis kam kopfschüttelnd von der anderen Seite des Zimmers auf sie zu. »Wir sind mit der Tonaufbereitung des zischelnden Geräuschs fertig.
Der Computer bestätigt, daß es sich um menschliches Atmen handelt, mit mindestens vier getrennten Quellen. Aber es ist seltsam, denn der Analyse zufolge handelt es sich um ein Geräusch, das beim Einatmen entsteht, nicht beim Ausatmen, wie das bei Menschen an sich üblich ist.«
»Der Computer irrt«, sagte Ross. »Es ist kein menschlicher Atem.« Sie wies auf den Bildschirm und den Gorillakopf. Travis zeigte sich nicht überrascht: »Das ist getürkt«, sagte er. »Das ist es nicht.«
»Sie haben die Lücken auffüllen lassen und dabei einen Türken bekommen. Wahrscheinlich haben die Jungs in der Mittagspause wieder mit den Programmen herumgespielt.« Er meinte die jungen Programmierer, die sich gern einen Spaß daraus machten, Programme so zu ändern, daß sich raffinierte Abwandlungen von Kugelspielen ergaben. Diese Spiele gelangten manchmal auch in andere Programme.
Karen Ross selbst hatte sich gelegentlich darüber beklagt. »Das Bild hier ist echt«, erklärte sie und deutete auf den Schirm. »Hören Sie zu«, sagte Travis, »letzte Woche hat Harry bei einem Bild aus dem Karakorum die Lücken aufgefüllt.
Herausgekommen ist ein Mondlandespiel — man landet gleich neben der Mac-Donald-Imbißbude — ungeheuer witzig.«
Er wandte sich zum Gehen.
»Kommen Sie lieber zu den anderen in mein Büro.
Wir berechnen, wieviel Vorlauf wir brauchen, um wieder an den Ball zu kommen.«
»Das nächste Team führe ich.«
Travis schüttelte den Kopf. »Kommt gar nicht in Frage.«
»Und das hier?« wollte sie wissen. Sie zeigte auf den Bildschirm. »Das Bild kaufe ich Ihnen nicht ab«, sagte Travis. »Gorillas machen so etwas nicht. Nein, das muß ein Türke sein.« Er sah auf seine Uhr. »Im Augenblick ist meine einzige Überlegung, wie schnell wir wieder ein Team in den Kongo schicken können.«
4. Die neue Expedition
Travis hatte im Grunde seines Herzens nie daran gezweifelt, daß es weitergehen würde. Von dem Augenblick an, als er die Videobänder aus dem Kongo sah, lautete die Frage nur noch, wie es am besten weiterging. Er holte alle Abteilungsleiter zusammen: Finanzen, diplomatische Beziehungen, Fernüberwachung, Geologie, Logistik, Rechtsberatung. Alle gähnten und rieben sich die Augen. Travis eröffnete die Zusammenkunft mit den Worten: »Ich will, daß wir in sechsundneunzig Stunden wieder im Kongo sind.«
Dann lehnte er sich in seinen Sessel zurück und ließ sich auseinandersetzen, warum das nicht möglich sei. Gründe gab es mehr als genug.
»Wir können die
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