Congo
sinnvoll, wieder in den Kongo zu gehen, wenn man wußte, was dort eigentlich vorgefallen war. Sie blieb an ihrer Konsole und prüfte das von ihr »geborgene« Bild.
Sie glaubte an seine Echtheit und Richtigkeit wie aber konnte sie Travis davon überzeugen?
In der übertechnisierten Datenverarbeitungswelt der ERTS bestand immer Gefahr, daß gewonnene Informationen anfingen »abzudriften« — daß die Bilder sich von der Wirklichkeit ablösten, wie ein Schiff sich aus seiner Vertäuung lösen kann. Das passierte besonders oft dann, wenn die Daten mehreren Bearbeitungsverfahren unterworfen wurden, wenn man also zum Beispiel die Pixels oder Bildelemente in einem vom Computer erzeugten Hyperraum herumwirbelte.
Daher entwickelte die ERTS andere Möglichkeiten, um die Richtigkeit von Bildern zu überprüfen, die sie aus dem Computer erhielt. Karen Ross kontrollierte das Gorilla-Bild mit Hilfe zweier solcher Prüfprogramme. Das erste arbeitete mit der »Voraussage des folgenden Bildes«.
Man kann Videobänder wie einen Kinofilm behandeln — eine Aufeinanderfolge von Standbildern. Sie führte dem Computer nacheinander mehrere solcher »Standbilder« vor und forderte ihn dann auf, das nächste Bild vorauszusagen. Das vorausgesagte Bild wurde dann mit dem tatsächlich folgenden verglichen.
Sie führte diesen Schritt achtmal hintereinander durch, und das Ergebnis war jedesmal stichhaltig.
Falls bei der Datenverarbeitung ein Fehler gemacht worden war, handelte es sich zumindest um einen konsequent durchgehaltenen Fehler. Von diesem Erfolg ermutigt, machte sie als nächstes eine »schnelle 3-D-Probe«. Dabei wurde das zweidimensionale Videobild so behandelt, als habe es gewisse auf Grauwertmustern beruhende dreidimensionale Eigenschaften. Im wesentlichen entschied der Computer dabei, ob der Schatten, den eine Nase oder ein Gebirgsmassiv warf, bedeutete, daß diese Nase oder das Gebirgsmassiv über die umgebende Fläche hinausragte. Unter dieser Voraussetzung konnten aufeinanderfolgende Bilder geprüft werden. An Hand der Bewegungen des Gorillas wies der Computer nach, daß das zweidimensional aufgezeichnete Bild in der Tat dreidimensional und zusammenhängend war.
Damit war die Echtheit des Bildes über jeden Zweifel hinaus bewiesen.
Sie ging zu Travis.
»Schön, gehen wir davon aus, ich akzeptiere dieses Bild«, sagte Travis mit gerunzelter Stirn.
»Dann sehe ich immer noch nicht ein, warum Sie die nächste Expedition leiten sollten.« Karen Ross fragte: »Was haben denn die anderen rausgekriegt?«
»Die anderen?« fragte Travis mit Unschuldsmiene.
»Sie haben das Band doch noch einer anderen Aufbereitungsgruppe gegeben, um mein Ergebnis zu überprüfen«, sagte Karen Ross.
Travis sah auf seine Uhr. »Bis jetzt noch nichts.«
Und fügte hinzu: »Wir wissen, daß Sie mit Datenmaterial schnell sind.« Karen Ross lächelte.
»Deshalb brauchen Sie mich auch als Expeditionsleiterin«, sagte sie. »Ich kenne das Datenmaterial, weil ich es hergestellt habe. Und wenn Sie sofort einen neuen Trupp losschicken wollen, bevor das Rätsel um den Gorilla gelöst ist, kann Ihre einzige Hoffnung nur darin liegen, daß der Teamleiter schnell an Ort und Stelle etwas mit den Daten anfangen kann. Diesmal brauchen Sie da draußen einen Konsolenartisten. Sonst endet die nächste Expedition wie die vorige. Denn Sie wissen doch immer noch nicht, was da eigentlich passiert ist.« Travis saß an seinem Schreibtisch und sah sie lange an. Sie deutete sein Zögern als Zeichen dafür, daß sein Widerstand nachließ.
»Außerdem möchte ich mich draußen vergewissern«, sagte Karen Ross.
»Bei einem Außenstehenden?«
»Ja. Bei einem Experten unter unseren freien Mitarbeitern.«
»Das ist riskant«, sagte Trafis. »Ich ziehe zu diesem Zeitpunkt ungern Außenstehende in die Sache hinein. Sie wissen, daß das Konsortium uns auf den Fersen ist. Rechnen Sie sich mal aus, wie hoch die Wahrscheinlichkeit steigt, daß etwas durchsickert.«
»Es ist aber wichtig«, erklärte Karen Ross beharrlich.
Travis seufzte. »Schön, wenn Sie meinen, daß es wichtig ist.« Er seufzte wieder. »Nur, sehen Sie zu, daß wir uns keine Verspätung einhandeln.«
Karen Ross packte bereits ihre Unterlagen zusammen.
Als Travis wieder allein war, runzelte er die Stirn und dachte noch einmal über seine Entscheidung nach. Selbst wenn es gelang, die nächste Kongo-Expedition im Ruckzuckverfahren binnen vierzehn Tagen abzuschließen, würden die festen Kosten immer
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