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Congo

Congo

Titel: Congo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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nachsehen, ob sie Waffen hatten, Doktor.« Und er ging gleichfalls ins Lager. Zögernd folgten ihm die anderen Träger.
    Elliot blieb mit Amy allein zurück. Amy betrachtete teilnahmslos die Zerstörung, griff allerdings nach seiner Hand. Er fragte sie in Zeichensprache, was vorgefallen sei. Amy gab zur Antwort: Dinge kommen. Was für Dinge? Schlimme Dinge. Was für Dinge?
    Schlimme Dinge kommen Dinge kommen schlimme. Was für Dinge? Schlimme Dinge.
    Offensichtlich brachten diese Fragen ihn nicht weiter. Er befahl ihr, außerhalb des Lagers zu bleiben, und ging ebenfalls hinein, bewegte sich zwischen den Leichen und den summenden Fliegen.
    Karen fragte: »Hat schon jemand ihren Führer gefunden?« Quer durch das Lager sagte Munro:
    »Menard.«
    »Aus Kinshasa?« Munro nickte: »Ja.«
    »Wer ist Menard?« fragte Elliot.
    »Er hat einen guten Namen, kennt sich im Kongo aus«, sagte Karen Ross, während sie sich einen Weg durch die Trümmer suchte. »Aber er war nicht gut genug.« Einen Augenblick später blieb sie stehen.
    Elliot ging zu ihr hinüber. Sie sah auf einen der Toten, der mit dem Gesicht nach unten auf dem Boden lag. »Drehen Sie ihn nicht um«, sagte sie.
    »Es ist Richter.«
    Elliot verstand nicht, wieso sie so sicher sein konnte. Immerhin war der Leichnam über und über mit Fliegen bedeckt. Er beugte sich vor.
    »Hände weg!«
    »Schon gut«, brummte Elliot.
    Munro hielt einen grünen Zwanzig-Liter-Kunststoffkanister hoch, in dem eine Flüssigkeit gluckerte, und rief nach Kahega.
    »Wir wollen das hier hinter uns bringen.«
    Kahega und seine Leute verteilten mit raschen Bewegungen Kerosin über die Zelte und die Toten.
    Elliot nahm den scharfen Geruch wahr.
    Karen Ross, die gerade unter ein zerfetztes Vorratszelt aus Nylon gekrochen war, rief: »Eine Minute noch.«
    »Nehmen Sie sich so viel Zeit, wie Sie brauchen«, sagte Munro.
    Er wandte sich Elliot zu, der Amy beobachtete.
    Amy machte Zeichen für sich selbst: Menschen schlecht, nicht glauben, Menschen schlecht, Dinge kommen.
    »Es scheint sie sehr kalt zu lassen«, sagte Munro.
    »Eigentlich nicht«, sagte Elliot. »Aber ich glaube, sie weiß, was hier vorgefallen ist.«
    »Ich hoffe, sie sagt es uns«, sagte Munro. »All die Männer hier sind nämlich auf dieselbe Weise ums Leben gekommen. Man hat ihnen den Schädel zerschmettert.«
    Während die Expedition weiterzog, schlugen die Flammen hoch zum Himmel, und über dem ehemaligen Lager des Konsortiums stand noch lange schwarzer Rauch. Karen Ross schwieg, in Gedanken verloren. Elliot fragte: »Was haben Sie gefunden?«
    »Nichts Gutes«, sagte sie. »Sie hatten eine völlig einwandfreie Anlage, ähnlich unserem TSZ — Tierschutzzaun. Die Kegel, die ich gefunden habe, sind Geräuschsensoren, die ein Ultra-Hochfrequenzsignal aussenden, wenn sie ansprechen. Dieses Signal ist sehr schmerzhaft.
    Zwar hilft es nicht gegen Reptilien, aber ganz ausgezeichnet bei Säugetieren. Wölfe oder Leoparden zum Beispiel würden sich schleunigst davonmachen.«
    »Hier hat es nicht funktioniert«, sagte Elliot.
    »Nein«, sagte Karen Ross. »Es scheint auch Amy nicht viel ausgemacht zu haben.«
    Elliot fragte: »Wie reagiert das menschliche Ohr darauf?«
    »Sie haben es doch gemerkt. Es ist lästig, und damit hat sich’s.« Sie warf Elliot einen Blick zu.
    »Aber hier, in diesem Teil des Kongo, gibt es keine Menschen — außer uns.« Munro fragte: »Können wir uns besser gegen Tiere schützen?«
    »Das will ich meinen«, sagte Karen Ross. »Wir haben den Tierschutzzaun der nächsten Generation — er hält alles ab, wenn es nicht gerade Elefanten oder Nashörner sind.« Allerdings klang ihre Stimme nicht besonders überzeugt.
    Spät am Nachmittag kamen sie an die Stelle, an der das Lager der ersten ERTS-Kongo-Expedition gestanden hatte. Sie hätten es beinahe verfehlt, denn in den neun Tagen seit seiner Zerstörung hatten die Schlingpflanzen des Dschungels es bereits teilweise überwuchert, so daß fast alle Spuren verwischt waren. Es war nicht viel vom Lager übrig — ein paar Fetzen von den orangeroten Nylon-Zeltbahnen, ein zerbeulter Aluminiumkochtopf, das zerbrochene Stativ und die zerstörte Videokamera, deren grüne Leiterplatten auf dem Boden zerstreut lagen. Sie fanden keine Leichen, und da das Tageslicht schwächer wurde, suchten sie auch nicht, sondern zogen eilends weiter. Amy war sichtlich erregt. Sie ließ wissen: Nicht weiter. Peter Elliot achtete nicht darauf. Nicht weiter Ort schlimm Ort alt.

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