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Congo

Congo

Titel: Congo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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»Wir gehen weiter, Amy«, sagte er.
    Eine Viertelstunde später kamen sie an eine lichte Stelle, an der sich im Blätterdach über ihnen eine kleine Öffnung gebildet hatte. Als sie nach oben blickten, sahen sie den dunklen Kegel des Muhavura aufragen und die dünnen Laserstrahlen. Zu ihren Füßen, unter den sich kreuzenden Laserstrahlen, lagen moosbedeckte Felsblöcke, halb verdeckt von der Vegetation des Dschungels, die Reste der Stadt, die sie gesucht hatten. Sie waren in der toten Stadt Zinj. Elliot drehte sich nach Amy um. Doch Amy war verschwunden.

4. STAUB Er konnte es nicht fassen.
    Zuerst nahm er an, daß sie ihn bestrafen wollte, daß sie davongerannt war, damit er bereute, ihr am Fluß den Narkosepfeil in die Brust geschossen zu haben. Er erklärte Munro und Karen Ross, daß sie durchaus zu dergleichen Reaktionen imstande war.
    Sie verbrachten die nächste halbe Stunde damit, ihren Namen rufend durch den Dschungel zu streifen. Doch es kam keine Antwort, nichts unterbrach das ewige Schweigen des Regenwalds.
    Aus der halben Stunde wurde eine ganze, dann beinahe zwei Stunden. Elliot wurde von Panik ergriffen.
    Als sie nach längerer Zeit immer noch nicht aus dem Blattwerk hervorkam, mußte eine andere Möglichkeit erwogen werden. »Vielleicht ist sie mit der letzten Gorillahorde weitergezogen«, sagte Munro.
    »Unmöglich«, sagte Elliot.
    »Sie ist sieben Jahre alt und praktisch geschlechtsreif.« Munro zuckte mit den Schultern.
    »Und immerhin ist sie ein Gorilla.«
    »Unmöglich«, beharrte Elliot.
    Aber er wußte, was Munro damit sagen wollte.
    Es war unvermeidlich, daß Menschen, die Menschenaffen aufzogen, zu einem bestimmten Zeitpunkt feststellten, daß sie die Tiere nicht mehr halten konnten. Mit einsetzender Geschlechtsreife wurden die Tiere zu groß, zu stark, ihrer eigenen Art zu ähnlich, als daß sie noch berechenbar waren. Man konnte sie nicht mehr in Windeln packen und nicht mehr so tun, als wären sie niedliche menschenähnliche Wesen. Ihre Spiele ließen deutliche Unterschiede erkennen, die man irgendwann nicht mehr übersehen konnte.
    »Gorillahorden sind keine geschlossenen Gesellschaften«, erinnerte ihn Munro. »Sie nehmen auch Fremde auf, vor allem Weibchen.«
    »Amy würde nie mit ihnen gehen«, erklärte Elliot. »Sie könnte es gar nicht.«
    Amy war von klein auf unter Menschen aufgewachsen. Ihr war die westliche Welt der Autobahnen und Schnellimbisse vertrauter als der Dschungel. Wenn Elliot mit seinem Wagen an ihrem Lieblings-Selbstbedienungsrestaurant vorbeifuhr, klopfte sie ihm rasch auf die Schulter und wies ihn so auf seinen Irrtum hin. Was wußte sie schon vom Dschungel? Er war ihr ebenso fremd, wie er Elliot fremd war. Und nicht nur das…
    »Wir sollten unser Lager aufschlagen«, sagte Karen Ross und sah auf die Uhr. »Sie kommt wieder — sofern sie das will. Immerhin«, schloß sie, »haben nicht wir sie im Stich gelassen, sondern sie uns.«
    Obwohl sie eine Flasche Dom Perignon mitgebracht hatten, war jetzt niemand in der Stimmung, die Ankunft am Ziel mit Champagner zu feiern. Elliot machte sich Vorwürfe, nicht genug auf Amy achtgegeben zu haben. Die anderen dachten voller Entsetzen an das, was sie im Lager der früheren Expedition gesehen hatten, und da die Nacht rasch hereinbrach, blieb keine andere Möglichkeit, als das unter dem Namen STAUB (Schutzanlage vor Tierangriffen und Bedrohungen) bekannte ERTS-Abwehrsystem zu errichten.
    Bei der Konstruktion von STAUB war der neueste Stand der Technik berücksichtigt worden.
    Man war davon ausgegangen, daß in der gesamten Geschichte der Erforschung des Kongo Schutzzäune eine Rolle gespielt hatten. Vor mehr als einem Jahrhundert hatte Stanley geäußert: »Kein Lager darf als vollständig betrachtet werden, das nicht von Büschen oder Bäumen umgeben ist.« In den Jahren danach hatte es wenig Anlaß gegeben, Grundlegendes an dieser Anweisung zu ändern.
    Allerdings war die technische Entwicklung auf diesem Gebiet nicht stehengeblieben, und STAUB konnte alle früheren Erfahrungen mit verwerten.
    Kahega und seine Männer pumpten die silbern glänzenden Zelte auf und bauten sie dicht nebeneinander auf. Karen Ross überwachte die Anbringung der Infrarot-Überwachungsleuchten auf den ausziehbaren Stativen. Sie wurden so geordnet, daß sie den Umkreis des Lagers erhellten.
    Als nächstes wurde der Zaun aufgestellt. Er war aus sehr leichtem Material, dem Aussehen und den Eigenschaften nach ähnlich wie Maschendraht, von der

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