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Conviva Ludibundus

Conviva Ludibundus

Titel: Conviva Ludibundus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna und Günter Braun
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einem dritten Flügler an Strickleitern heruntersteigen. Techniker offenbar, und ich begriff zunächst nur, mir war zum zweiten Mal mein Morgen an meinem Strand weggenommen.
      Ich stand da nackt und klein und dürr und sicher auch recht jämmerlich vor meinem Haus. Ich stellte dann noch fest, daß es ein schöner Morgen war, strahlend und fröhlich.
      Und die Gesichter der blauen Männer strahlten. So fröhlich, zielbewußt, so energiegefüllt wie die, dachte ich, sind auch die Männer ans Werk gegangen, die das zusammenlegbare Hochhaus aufgerichtet haben, das sich am zehnten Tage selbsttätig zusammenlegte und die Bewohner plattdrückte. Ich hatte diese Männer in einer Fernsehsendung, Brillant farbe, gesehen, und als ich aus dem Flügler nun auch noch gequetschte, aber lautstarke Musik vernahm, ich glaube, ein klassisches Klavierkonzert mit Streichern, erinnerte ich mich, auch damals, als jenes Hochhaus errichtet wurde, erhabene Musik gehört zu haben. Ich dachte, hier geht also wieder was vor sich, was nicht geht.
      Ich hielt nach Mittelzwerck und Klimm Ausschau. Sie standen abseits an der Düne, als wären sie gebannt, zumindest aber schwer benommen. Sie bemerkten mich anscheinend nicht. Oder trauten sich nicht heran. Ich zog rasch meine alte Leinenjacke und meine ausgefranste Hose über.
      Doch so bekleidet nahmen sie mich auch nicht wahr. Ich machte ein paar Schritte zum Strand hinunter.
      Da kam einer der blauen Männer auf mich zu.
      Er heiße Grimseil, sicher sei ich Professor Philemon. Er kenne mich aus dem Lexikon für Alle, es freue ihn gewaltig, daß er gerade diesen Auftrag erhalten habe. Er schien der Obertechniker zu sein.
      Ich streckte ihm mechanisch meine Hand hin, sein Druck war fest und kurz.
      Es stimme alles prima, sagte er, jede Bewegung des Hubflüglers erfolge plangemäß, der Flügler stehe haargenau auf Spitze X der Landzunge A, wo man das Aggregat A zwei des Akusperr-Antirob errichten werde.
      Er klappte eine Karte auf und hielt sie vor mich hin. Er sprach von Teleskopfüßen eines Fundaments, die man präzise an einem von seinem Zeigefinger bestimmten Punkt einbohren wolle. A eins sei, wie ich sicherlich gesehen habe, bereits montiert, sie hofften gegen Mittag alles geschafft zu haben. Er klappte die Karte zu und bat mich, mein Autogramm daraufzusetzen, er würde sich gewaltig freuen.
      Ich gebe keine Autogramme, sagte ich, das würde ja so aussehen, als ob ich diese Macherei hier unterschreibe.
      Sie können sich darauf verlassen, Herr Professor, wir liefern Qualitätsarbeit. Daraus entsteht für Sie kein Ärger. Was wir einmal wo hinsetzen, das funktioniert. Ihr Autogramm, das soll privat sein. Ich sammle.
      Ich kam nun endlich zu mir. Wer hat Sie überhaupt beauftragt, hier diese Dinger hinzubauen, und wozu dienen die?
      Das wissen Sie doch besser, Herr Professor. Ich habe nur die Aggregate Akusperr-Antirob eins und zwei hier zu montieren und in betriebsfertigen Zustand zu versetzen.
      Mein lieber Herr, ich habe nichts Derartiges bestellt.
      Er sah mich freundlich an.
      Es ist Ihnen vielleicht entfallen, bei Ihrer vielen Arbeit, aber wir machen das tipptopp, Sie brauchen keine Angst zu haben.
      Ich dachte, fehlt bloß noch, der sagt, komm, Opa, binde brav dein Lätzchen um, hier, iß dein Breichen, und nachher pullerst du ganz lieb.
      Ich sagte, klar, es wird mir entfallen sein.
      Er rannte zu seinen Blauen, drehte sich um. Das Autogramm, das hole ich mir noch.
      Unverzüglich begab ich mich zu Mittelzwerck und Klimm, die mir erstaunt und freundlich guten Morgen wünschten.
      Was geht hier vor sich, fragte ich, haben Sie eine Ahnung?
      Ich wollte Ihnen das gestern noch mitteilen, sagte Mittelzwerck, aber es war so spät geworden. Sie wissen ja, die fünfzig Prozent Verlust durch unbekannte tierische maritime Räuber. Ich meinte, man sollte sie nicht noch bei dieser Ernte dulden. Die Ernte steht sehr gut, wie ich mich gestern überzeugen konnte. Die Muscheln haben einen optimalen Durchmesser. Die wollen wir uns doch nicht wegfressen lassen, Herr Professor. Ich habe mir, er lächelte ein bißchen schüchtern, ich habe mir erlaubt, Akusperr-Antirob zu konstruieren, das heißt, es ist im Grunde nicht Neues mehr, man setzt ein ähnliches Gerät in Seebädern ein, um Haifische und andere für die Badenden unangenehme Meerestiere abzuschrecken beziehungsweise fernzuhalten, und zwar mit Hilfe von Geräuschen, besser gesagt,

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