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Cool Hunter

Cool Hunter

Titel: Cool Hunter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Westerfeld
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nickte, hakte sie zufrieden ein Kästchen auf ihrem Klemmbrett ab. Ich hatte geglaubt, amerikanische Maschinen wären angesagt, aber die Motorradgurus hatten offensichtlich anders entschieden.
    »Der Track ist ziemlich steil«, fand Lexa Legault, was von den übrigen Cyber-Geeks mit einem Nicken bestätigt wurde. Der deutsche DJ hatte ihr Okay.
    »Die Schuhe gehn auch klar«, sagte Trez in die darauf folgende kurze Stille hinein. Er und Antoine hatten sie mit Sicherheit schon vor Monaten abgenickt. Schuhe, die es in der Bronx nicht schafften, wurden nach Sibirien, nach New Jersey oder in eine ähnlich abgelegene Gegend verschickt.
    Abgesehen davon ging es bei dieser Coolnessprobe aber gar nicht um die Schuhe, sondern darum, ob die vielen kleinen Elemente der Fantasiewelt in sich stimmig waren.
    »War das in der Schlussszene etwa das ›Plastique‹?«, fragte Vivienne Von-und-Zu mit gerümpfter Nase. »Der Laden hat nämlich schon im April sein Verfallsdatum erreicht.«
    Mandy warf einen Blick auf ihr Klemmbrett. »Nein, das war ein Club in London.«
    Vivienne kniff die Lippen zusammen. Der Klient war gewitzt genug, die Straßenszenen in New York zu drehen und die Innenszenen in einer ganz anderen Trendmetropole. Es durfte
auf keinen Fall zu viel Realität in die Fantasiewelt einsickern. Die Wirklichkeit altert zu schnell.
    »Dann hat uns der Spot also gefallen?«, fragte Mandy in die Runde. »Oder hat sich für euch irgendwas falsch angefühlt?«
    Sie sah sich erwartungsvoll um. Cooles zu entdecken, war nur die eine Hälfte unseres Jobs. Der wichtigere Teil bestand darin, Uncooles aufzuspüren, bevor es schlimme Folgen haben konnte. In der Beziehung ähnelte der Klient einem Rennfahrer, der lieber mal eine Runde nicht der Schnellste ist, als zu riskieren, einen Unfall zu bauen und in Flammen aufzugehen.
    Niemand sagte etwas, und Mandy wollte ihr Klemmbrett gerade bestens gelaunt auf dem Tisch ablegen, als Jen sich meldete. »Mich hat die Fehlende-schwarze-Frau-Konstellation ein bisschen gestört«
    Mandy blinzelte. »Die was ?«
    Jen zuckte unbehaglich mit den Schultern und schien zu spüren, dass alle Augen plötzlich auf sie gerichtet waren.
    »Ja, ich weiß, was du meinst«, behauptete ich, obwohl ich keinen blassen Schimmer hatte.
    Jen holte langsam Luft und ordnete ihre Gedanken. »Na ja, der Motorradfahrer war schwarz. Der Typ auf dem Rennrad war weiß. Die Frau war auch weiß. Das ist die klassische Zusammensetzung. Man hat das Gefühl, dass jeder in dieser Gruppe vertreten ist, oder? Aber das stimmt nicht. Es war keine schwarze Frau dabei. Ich nenne das die ›Fehlende-schwarze-Frau-Konstellation‹. Die gibt’s öfter.«
    Einen Moment lang herrschte absolute Stille, aber es war deutlich zu spüren, dass sämtliche Hirne fieberhaft arbeiteten. Nach einer Weile stöhnte Tina Catalina auf, als hätte sie eine
Erleuchtung. »Stimmt! Bei ›The Mod Squad‹, dieser Copserie aus den Siebzigern, ist es auch so!«
    »Du hast recht«, sagte Hiro. »Oder in …« Er nannte eine bekannte Filmtrilogie über Cyberrealität und Zeitlupen-Kung-Fu, deren Name auf x endet und ein geschütztes Markenzeichen ist, weshalb ich ihn auf diesen Seiten nicht nennen werde.
    Damit war der Damm gebrochen. Die Titel diverser Comics, Bücher und Fernsehserien wurden in den Raum gerufen und ein Dutzend bis zum letzten Byte mit Daten gefüllte popkulturelle Erinnerungsspeicher nach Beispielen für die Fehlende-schwarze-Frau-Konstellation durchforstet, bis Mandy aussah, als würde sie gleich anfangen zu heulen.
    Sie knallte das Klemmbrett auf den Tisch.
    »Hätte ich das etwa wissen müssen?«, fragte sie scharf und sah finster von einem zum anderen. Unglückliches Schweigen senkte sich über den Konferenzraum. Ich fühlte mich wie in einem der Filme über diesen britischen Geheimagenten, dessen Name aus drei Ziffern besteht: Als wäre ich der Assistent des genial-verrückten Bösewichts und hätte gerade einen üblen Fehler begangen. Ich erwartete fast, Mandy würde jeden Moment einen Knopf auf ihrem Schaltbrett drücken, um Jen und mich mitsamt unseren Stühlen durchs Fenster in einen der Seen im Central Park zu katapultieren.
    Antoine rettete uns vor den Piranhas. »Tja.« Er räusperte sich. »Also ich hab noch nie was von diesem Fehlende-schwarze-Frau-Dings gehört.«
    »Ich auch nicht«, sagte Trez.
    Lexa Legault, die – ihren Laptop auf dem Schoß – hektisch vor sich hin getippt hatte, blickte auf. »Im Netz kann ich
nichts dazu

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