Cool und Lam 27 - Friss Vogel oder stirb
Zeitung liefert mich der Polizei aus?«
»Quatsch. Ich sage doch, wir würden Sie decken. Etwa so: Sie kommen in die Redaktion, um uns Ihre Lesart der Geschichte anzubieten. Dabei erfahren Sie zum erstenmal, daß die Polizei Sie sucht. Und wir fahren dann selbstverständlich sofort ins Präsidium.«
Ich überlegte. »Ellis, Sie waren doch auch im Restaurant. Was haben Sie eigentlich gesehen?«
»Sie und Ihre Partnerin, Bertha Cool, beim Essen. Auch Frank Sellers.«
»Haben Sie bemerkt, wann Sellers ging?«
»Warum fragen Sie das?«
»Soweit ich weiß, bekam er einen wichtigen Anruf«, erklärte ich.
»Das sollten Sie allerdings wissen. Denn Sie haben doch den Anruf entgegengenommen.«
Ich antwortete nicht.
Schließlich fragte Ellis: »War es denn nicht so?«
Ich ging nicht direkt darauf ein. »Soviel ich weiß, verbreitet Sellers die Version, daß er das Restaurant verließ, bevor der Mord entdeckt wurde.«
»Ist das auch Ihre Version?« wollte Ellis wissen.
»Ich habe meine Version bisher für mich behalten.«
»Und aus diesem Grund gehen Sie der Polizei und jeglicher Publicity aus dem Weg?«
»Bekommen Sie es doch endlich in Ihren Dickkopf hinein: Ich gehe der Polizei nicht aus dem Weg. Aber ich bin ein einfacher Arbeitnehmer und habe einen hochwichtigen Job zu erledigen.«
Ellis drehte das Glas in seiner Hand. »Wenn Sie meine Ansicht hören wollen, Lam, dann spielen Sie ein ganz gewagtes Spielchen. Hoffentlich wird das Wasser nicht zu tief für Sie.«
»Wenn es mir zu tief wird, dann schwimme ich. Aber zur Zeit wate ich noch in aller Ruhe.«
»Eure Gesellschaft hat doch an dem Abend Champagner getrunken?« fragte Ellis plötzlich.
»Stimmt.«
»Eine große Flasche?«
»Ja.«
»Hat Sellers mitgetrunken?«
»Haben Sie uns denn nicht beobachtet?«
»Das hab’ ich schon«, erwiderte er. »Zwar achtete ich nicht besonders drauf, aber ich meine, Sellers hat ganz schön mitgehalten.«
»Und was sagt Sellers?«
»Der läßt sich nicht interviewen.«
»Mit anderen Worten: Er entzieht sich durch Flucht?«
Ellis warf den Kopf zurück und röhrte los.
»Wenn mir jemand was anhängen will«, fuhr ich fort, »dann hab’ ich das beste Alibi der Welt.«
»Welches?«
»Ich stand auf und ging zum Telefon. Ich war an den Apparat gerufen worden.«
Er nickte.
Ich erklärte weiter: »Der Kollege von Sellers, Gillis Adams, gibt an, er habe mich ans Telefon holen lassen, weil er nicht wollte, daß Sellers’ Name ausgerufen wurde. Adams hat sich die Uhrzeit notiert. Und nach der genauen Zeit im Präsidium — dort gehen die Uhren schließlich elektrisch — kam der Anruf gerade vier Minuten, bevor der Mord entdeckt wurde.«
»Und?«
»Und wenn ich um diese Zeit mit einem Polizisten telefonierte, kann ich ja kaum in Nische 13 jemand ein Messer in den Rücken gerannt haben.«
Ellis sah mich nachdenklich an. »Haben Sie denn wirklich mit Gillis Adams telefoniert?«
»Ich möchte meine Aussage erst vor der Polizei machen.«
»Na schön, Lam, Sie haben gewonnen.«
»Was hab’ ich gewonnen?«
»Das Tauziehen. Jetzt haben Sie mich in der Ecke. Ich werde die Karten auf den Tisch legen.«
»Na, dann mal los.«
»Ihre Partnerin, Bertha Cool, unterstützt die offizielle Version der Polizei.«
»Wie lieb von ihr«, gab ich zurück.
»Sie sagt folgendes aus: Frank Sellers war dabei, aber er trank nicht mit. Sie, Lam, wurden ans Telefon gerufen. Als Sie zurückkamen, richteten Sie Sellers aus, sein Kollege wolle ihn sofort sprechen, es sei äußerst wichtig. Sellers sprang auf und stürmte aus dem Restaurant. Der Mord wurde erst mehrere Minuten später entdeckt. Adams und Sellers trafen sich und machten Außendienst bis in den frühen Morgen. Keiner von beiden wußte etwas von dem Mord im Restaurant. Sie erfuhren es erst, als sie zurück ins Präsidium kamen. Soweit Bertha Cools Version.«
»Hört sich einleuchtend an«, erklärte ich.
»Wichtig ist aber, daß die Zeugen, die Sie aus Nische 13 haben kommen sehen wollen, aussagen, das wäre weniger als fünfzehn Sekunden gewesen, bevor die Kellnerin zu kreischen anfing.«
»Zeugen sind nicht unfehlbar. Das wissen Sie genauso gut wie ich, Ellis.«
»Na schön, Lam, jetzt wollen wir mal Fraktur reden.«
»Von mir aus.«
»Sehen Sie mal, die Polizei dieser Stadt ist im Augenblick in keiner beneidenswerten Lage. Zwar weiß sich der Chef seiner Haut zu wehren, aber es hat ein paar Skandale gegeben. Jetzt noch einer, dann wäre der Teufel los. Frank
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