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Cool

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Titel: Cool Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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ist. Er lächelt über ihre Drohungen.
    »Er ist kalt wie ein Eisblock«, schimpft Claude Besson. Der sonst kaum zu beeindruckende Mann beginnt, sich über Spaggiari Gedanken zu machen.
    Sie zeigen ihm das Dossier von der CIA mit seinem Geständnis. »Die habe ich angelogen«, sagt er ruhig. Zwanzig Polizisten durchsuchten in Anwesenheit von Audi die Farm in Bézaudun. Sie finden nichts in dem Landhaus. Nichts, außer einer Schachtel Don Miguel-Zigarren und einer Kiste Wein der Marke Margnat-Village.
    Draußen finden sie unter dem Hühnerstall ein Waffenversteck: Gewehre, Munition für mehrere tausend Schuß und eine Menge Dynamit. Sie untersuchen Quadratzentimeter für Quadratzentimeter mit einem Metalldetektor. Aber alles, was sie finden, ist ganz gewöhnliches Eisen - kein Gold.
    Es ist nicht das, was sie suchen. Aber es reicht, um Albert wegen illegalen Waffenbesitzes anzuklagen. Dann, am Freitagmorgen gegen vier Uhr, hat einer der Beamten die brillante Idee, Audi mitanzuklagen.
    Da bricht Albert sein Schweigen.
    Er macht mit den Beamten einen Deal, damit Audi aus der Sache rausgehalten wird: Laßt sie in Frieden, und ich werde alles sagen.
    Nicht in dem Geschäft enthalten sind: Die Namen der Komplizen und die Rückgabe der Beute. Dennoch freuen sich Albert Mouray und Claude Besson über ihren Erfolg. Die Katastrophe vom Dienstag verwandelt sich am Freitag in einen Sieg.
    Sie haben den >Kopf<, das >Gehirn<, gefaßt.
    Spaggiari wird dem Untersuchungsrichter, Richard Bouazis, am Samstag, den 30. Oktober, vorgeführt. Eine große Menschenmenge hat sich vor dem Justizpalast von Nizza versammelt: Reporter, Fotografen, Filmleute, Fernsehteams und viele, viele Neugierige.
    Spaggiari liebt das. Er kostet den Rummel voll aus. Er ist elegant gekleidet, schaut selbstsicher und keineswegs niedergeschlagen um sich. Er lächelt und winkt und sagt zu den Reportern: »Nein, ich bedauere nichts - ich würde es wieder machen«, sagt er ins Mikrophon. Das gefällt den Leuten.
    Ein Freund zupft ihn am Ärmel und flüstert ihm zu: »Mach dir keine Sorgen um Audi. Wir kümmern uns um sie.«
    Im Gerichtsgebäude redet Spaggiari ununterbrochen. Er unterstreicht vor allem die Genialität seines Plans, er erzählt von der harten Arbeit unter der Erde, und er stapelt die Beute zu astronomischen Summen hoch: »Es waren weit mehr als hundertfünfzig Millionen Francs.« Doch die Polizei erfährt nichts, was ihr weiterhilft.
    »Ich habe das Ding nicht für mich gedreht«, sagt er, »ich habe nur eine militärische Operation durchgeführt. Ich bin stolz darauf, ein Mitglied der >Catenay< zu sein.« Die >Catenay< ist eine Untergruppe der OAS, die sich darauf spezialisiert hat, ihren Leuten bei der Flucht vor der Polizei zu helfen. Allerdings ist man allgemein der Auffassung, daß die >Catenay< nach 1960 aufgelöst worden ist. »Ich habe keinen Centimes von der Beute behalten. Das Geld ist für die Unterdrückten in Jugoslawien, Portugal und Italien bestimmt gewesen. Aber ihr könnt euch ja nicht vorstellen, was wir alles im Tresor gefunden haben. Der Wert der Juwelen allein war weitaus größer als der des Goldes und des Bargelds.
    Wir waren fortwährend im Kontakt mit der Außenwelt. Wir hatten zwei Wachtposten: Einer beobachtete die Polizei - wir wußten genau, wann ihr Patrouille hattet - der andere beobachtete den Wasserstand in den Kanälen.« Die Polizei hat sich gewundert, warum die Bande nur so wenig Schließfächer aufgebrochen hat. Sie vermuten, daß das Gewitter am Sonntagnachmittag, dem 18. Juli, den Wasserspiegel ansteigen ließ. Daß die >Kanalratten< Angst hatten, überflutet zu werden. Deshalb hätten sie frühzeitig die Bank verlassen. Spaggiari widerspricht ihnen: »Wir wußten genau, wie hoch das Wasser stand, und wir wußten, daß wir nicht in Gefahr waren. Der Grund, warum wir nicht mehr Boxen aufgebrochen haben, lag an der dicken Tresormauer aus Stahlbeton. Wir haben länger dafür gebraucht als vorgesehen.«
    Als die >Kanalratten< den Tresorraum verlassen hätten, so berichtet Spaggiari, seien sie alle sehr höflich gewesen: »Merci beaucoup, Monsieur le Directeur, merci, merci«, hätten sie im Chor gesungen.
    Und noch etwas liegt ihm sehr am Herzen: »Sie können sich nicht vorstellen, was für eine harte Arbeit das war, den Tunnel zu graben. Wir arbeiteten Tag und Nacht - bis die Straßenkehrer kamen.«
    Es ist den Beamten bald klar, daß Spaggiari solche Art von Geschichten endlos weitererzählen kann. Und er tut das

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