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Cool

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Titel: Cool Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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wie begeisterte Touristen und benahmen sich wie auf einer Hochzeitsreise. Albert kümmerte sich rührend um Audi, ließ sie nie allein, machte ihr kleine Geschenke. Sie schienen sehr verliebt ineinander zu sein.«
     
    Am 16. Oktober fliegen die Spaggiaris nach Hongkong, wo sie im Hotel »Mandarin« wohnen. Albert läßt sich drei Anzüge machen und schenkt Audi ein Collier aus schwarzen Perlen. Drei Tage später besuchen sie Bangkok und überfliegen das Mekong-Delta. Spaggiari schwelgt in Erinnerungen seiner Vietnamzeit. »Die ganzen vier Jahre Indochina wurden in mir wach«, erzählt er seinen Freunden nach der Rückkehr. »Ich hatte einen Knoten im Hals und Tränen in den Augen.«
    Sie sonnen sich am Swimming-Pool des »Siam Intercontinental Hotel«, besuchen die Pagoden und bewundern die Buddha-Statuen. Sie klappern die Antiquitätenläden ab, suchen Juwelierläden und Seidenhändler auf. Am 24. Oktober kehren sie über New Delhi, Teheran und Tel Aviv nach Nizza zurück.
    Was steckt hinter der Reise Spaggiaris wirklich? Die japanische Tageszeitung >Mainichi< schreibt, daß er in Tokio Goldbarren und Juwelen verkauft habe und dafür Kunstgegenstände ersteigerte.
    Es ist sicher, daß er auf dieser Reise die beste Möglichkeit hatte, die gesamte Beute aus dem Bankraub von Nizza fortzuschaffen. Denn seine Koffer werden gemeinsam mit den Kunstschätzen und dem offiziellen Gepäck des Tourismusministers und seiner Begleitung gesondert abgefertigt. Der französische Zoll behandelt das gesamte Gepäck für den Japanflug so, wie das normalerweise nur bei Diplomaten üblich ist.
    Zwei Tage nach Spaggiaris Rückkehr schlagen Albert Mouray und seine Männer zu.
     
    IX.
     
    SPAGGIARI WIRD VERHAFTET
     
    „Bert ist nicht der Typ, der seine Gefühle zeigt.«
    Audi Spaggiari
     



 
    Polizeichef Albert Mouray versteht etwas von Razzien. Der große Fang wird am Dienstag, den 26. Oktober 1976, eingeholt. Von fünfhundert Polizisten und Gendarmen zur gleichen Zeit in acht Städten. Um sechs Uhr dreißig morgens sollen vierzig Verdächtige verhaftet werden. Genaue Anweisungen sind rechtzeitig in Marseille, Antibes, Mougins, Toulon, Nimes, Paris, Ajaccio auf Korsika und natürlich auch in Nizza ergangen. Die Beamten haben die Adresse, den Namen und die genaue Beschreibung jedes Verdächtigen. In den meisten Fällen werden diese ohnehin seit einiger Zeit beschattet. Jede Verhaftung ist durch einen Haftbefehl gedeckt.
    Die Aktion war aufgezogen wie ein Weltraumstart auf Cap Kennedy, meint jemand. Zur Mittagszeit liegen die Ergebnisse auf dem Schreibtisch von Albert Mouray. Er fragt sich, was er falsch gemacht hat.
    Fünf der vierzig sind durchs Netz geschlüpft. Sie sind nicht dort, wo sie um halb sieben morgens eigentlich sein sollten. Unter den Fünfen ist leider auch der dickste Fisch: Dominique Poggi.
    Poggi ist am 16. Februar 1926 in Farinole auf Korsika geboren. Er ist lange Jahre die rechte Hand des berühmt-berüchtigten Barthélémy Guerini - genannt >Mémé< - gewesen. Dem Korsen, der jahrzehntelang die französische Unterwelt kontrollierte. Nur einmal muß er sitzen: 1950 in Straßburg wegen Zuhälterei.
    Als Guerinis Reich ins Wanken gerät, geht Poggi nach Antibes und eröffnet dort mit seinem Bruder den >Club 62<. Sein Umgang bleibt höchst fragwürdig: 1972 wird der Berufskiller Gavin Coppolani in seiner Diskothek verhaftet.
    Coppolani ist einer der gefährlichsten seiner Sorte. Er flieht drei Jahre später aus dem Gefängnis und versucht, denjenigen umzulegen, der ihn verpfiffen hat: Bei der Schießerei wird er verwundet, doch der, der ihn verwundet hat, wird 1976 auf den Stufen von Poggis Nachtklub erschossen liegengelassen.
    Der wohlgenährte, gutgekleidete Poggi hat sowohl die Kontakte als auch die Erfahrung zum organisierten Verbrechen. Er könnte ein Unternehmen wie den Bankraub des Jahrhunderts leiten. Er ist der Hauptverdächtige, derjenige, der der Kopf der Gang sein könnte. Aber er ist nicht zu Hause, als ihn die Polizei festnehmen will. Doch es soll noch schlimmer kommen. Siebenundzwanzig der fünfunddreißig Verhafteten müssen am Abend wieder freigelassen werden.
    Es war von Anfang an klar, daß einige der Verdächtigen wieder freigelassen werden müssen. Aber siebenundzwanzig von fünfunddreißig - das ist ein Schlag ins Wasser. Typisch ist der Fall des Vertreters für Musikinstrumente aus Beziers. Als die Gendarmen von Plan-du-Var zum erstenmal die Villa in Castagniers aufsuchen, notieren sie die

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