Coolman und ich - Auf die harte Tour (German Edition)
für den Radau in seinem Flieger verantwortlich ist. Er hat es eilig, weil er vom Tower endlich eine Starterlaubnis bekommen hat. Deswegen legt er selbst Hand an und öffnet das Gepäckfach, damit ich und meine Eltern unsere Taschen wieder ausladen können. Als er die Klappe aufmacht, rutscht ihm mein Skateboard entgegen und landet genau auf seiner Stirn, wo es eine winzige Platzwunde hinterlässt. Auch wenn es stark blutet, glaube ich trotzdem, dass es schlimmer aussieht, als es ist.
Der Pilot sitzt stöhnend im Mittelgang, und die Stewardess, die sich zu ihm hinuntergebeugt hat und die Verletzung untersucht, sagt: »Damit können Sie unmöglich fliegen. Wir müssen den Flug canceln.«
Das sagt sie so laut, dass es alle hören können.
Jetzt bin ich ganz froh, dass die Security da ist. Die Leute sind ziemlich wütend auf mich, obwohl ich ja eigentlich gar nichts dafürkann. Dennoch scheinen sie mich irgendwie dafür verantwortlich zu machen, dass ihr Urlaub für heute wohl ausfällt.
Die Gorillas nehmen mich und meine Eltern in die Mitte und geleiten uns aus dem Flieger, bevor der aufgebrachte Mob mir etwas antun kann.
Zwei Stunden sitze ich dann noch in einem winzigen Büro, in dem nur ein Tisch, zwei Stühle und eine Kaffeetasse stehen.
Auch ohne COOLMANs Verteidigung glaubt mir der Gorilla endlich, dass das alles nur eine Verkettung unglücklicher Umstände war. Mein Taschenmesser mit den 152 Funktionen behält er trotzdem, genau wie meine Angelhaken, und es würde mich nicht wundern, wenn er nebenbei einen Laden für Jagd- und Angelbedarf betreibt.
Von den fehlenden Rettungswesten im Flieger will er gar nichts hören.
Dabei ist das doch der eigentliche Skandal!
»Wenn das mein Junge wäre, würde ich den ratzfatz in eine Erziehungsanstalt stecken«, sagt der Gorilla zu meinem Vater, als er mich meinen Eltern übergibt.
Die haben die ganze Zeit draußen gewartet und sehen gar nicht erleichtert aus, sondern ziemlich sauer. Meine Mutter steckt gerade ihr Handy weg. Wahrscheinlich hat sie schon eine Alternative für unsere Ferien klargemacht.
»Gute Idee!«, sagt mein Vater zu dem Security-Typen und schiebt mich in Richtung Parkplatz.
Alles halb so schlimm
Meine Eltern sagen kein einziges Wort, als sie mit mir durch den Terminal zum Flughafenparkplatz laufen. So ähnlich müssen sich Napoleon und seine geschlagenen Truppen beim Rückzug aus Russland gefühlt haben: als absolute Master of Desaster!
»Seht es doch mal von der positiven Seite: Wenn wir jetzt schon wieder nach Hause fahren, sparen wir doch enorm bei den Parkgebühren«, versuche ich die eisige Stimmung etwas aufzulockern.
Die sind nämlich wirklich extrem hoch, darüber hat sich mein Vater richtig aufgeregt, als wir den Wagen abgestellt haben. Und jetzt wird es ja wirklich viel billiger, weil wir nur ein paar Stunden und keine drei Wochen hier geparkt haben.
Aber auch das kann meine Eltern nicht aufheitern. Sie packen unser Handgepäck in den Kofferraum und steigen ein. Unsere restlichen Sachen will uns die Fluggesellschaft freundlicherweise nachsenden, wenn sie aus Tunesien wieder zurückkommen. Im Gegensatz zu uns sind unsere Koffer ja noch in dem Flieger, der gerade mit einem Ersatzpiloten über unsere Köpfe hinwegdonnert.
Die Atmosphäre im Wageninneren ist so kühl, dass mein Vater darauf verzichten kann, die Klimaanlage einzuschalten. Und das, obwohl der Regen draußen richtig warm ist. Hier regnet es seit Wochen. In Tunesien regnet es nie.
Meine Eltern starren auf die Scheibenwischer, die sich im Takt von rechts nach links und wieder zurück bewegen, und ich bin wahrscheinlich der Einzige, der sich bemüht, dem Ganzen auch etwas Positives abzugewinnen.
»Zu Hause ist es doch auch ganz schön!«
»In Tunesien wäre es uns bestimmt viel zu heiß geworden.«
»Es gibt ja so viele hübsche Ecken in Deutschland, die wir noch gar nicht gesehen haben.«
»Und überhaupt: Das Essen wäre uns bestimmt nicht bekommen. Da hätten wir ständig auf dem Klo gehockt.«
»Für die Umwelt sind so lange Flüge auch total übel.«
»Feuerquallen! In Tunesien soll es davon ganz viele geben. Da kann man gar nicht ins Wasser gehen.«
»Manchmal scheint doch auch bei uns die Sonne, und wenn es regnet, ist das schließlich gut für die Pflanzen.«
»Wozu braucht man einen Strand mit Palmen, wenn man ein Freibad hat?«
»Drei Wochen daheim: Da kann man all die Dinge erledigen, für die man sonst keine Zeit hat.«
»Das TV -Programm ist im Sommer
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