Coolman und ich. Bonjour Baguette (German Edition)

vor unserer Schule gelingt es mir endlich, sie einzuholen.
    »Ich dachte, du wolltest meinem Vater mit deinem Song helfen! Aber du hast ihn total lächerlich gemacht!«, schreit sie mich an, als ich versuche, sie aufzuhalten.
    Wasser läuft ihre Wangen hinunter, und ich hoffe sehr, dass das nur Regentropfen und keine Tränen sind.
    »Das ist alles nur ein riesiges Missverständnis!«
    »Elender Lügner!«, zischt Lena zurück.
    Wir stehen uns im Regen gegenüber, beide nass bis auf die Haut. Zum Glück habe ich noch einen letzten, allerletzten Trumpf in der Tasche.
    »Ich habe Schnüffi gefunden! Es geht ihm gut! Er lebt!«
    »Wirklich? Wo denn?«, fragt Lena zweifelnd.
    Ich spüre, dass ich eine winzige Chance habe, sie wieder zu besänftigen. Diese Chance darf ich auf keinen Fall verpatzen.
    Schnell hole ich mein Handy heraus und zeige Lena das Foto des ausgestopften Kaninchens. »Schau hier. Das Bild habe ich im Park gemacht. Schnüffi sah ganz glücklich und zufrieden aus, wie er da an seiner Mohrrübe geknabbert hat.«
    Lena schaut sich das Foto an.
    »Du bist der allerletzte Idiot! Das ist nicht Schnüffi! Schnüffi hatte kein rosa Halsband! Seines war blau! Und noch etwas: Zieh endlich diese lächerliche Jacke aus! Die ist voll peinlich!«
    Mit einem Schlag werden mir drei Dinge klar:
    1) Es war nicht Schnüffi, den mein Vater überfahren hat.
    2) Es war auch nicht Schnüffi, den ich wieder ausgegraben habe.
    3) Es war alles umsonst.
    Ohne sich noch einmal nach mir umzudrehen, läuft Lena davon. Ich lasse sie laufen.
    Das Spiel ist aus, es gibt keine Verlängerung und kein Elfmeterschießen. Ich habe endgültig verloren.

    Geschlagen trotte ich zurück. Lena bin ich los, COOLMAN werde ich auch bald verlieren, und ob das mit mir und den Untoten Unterhosen eine Zukunft hat, wage ich ebenfalls zu bezweifeln.
    Auf dem Schulhof jubeln die Fans immer noch Niki, Alex und Justin zu. Mich scheint niemand zu vermissen. Statt mir steht nun Mahmoud auf der Bühne und hält Niki im Arm.
    Plötzlich dreht sie sich zu ihm und ... gibt ihm einen Kuss. Nicht einfach nur flüchtig auf die Wange, sondern mitten auf den Mund.

    Als ich mich endlich nach vorn durchgedrängelt habe, hocken Alex und Justin am Rand der Bühne und geben fleißig Autogramme. Dabei zucken sie immer wieder unkontrolliert. Wahrscheinlich eine Nachwirkung der Stromschläge. Niki steht etwas abseits und winkt Mahmoud zu, der hinter der Bühne in einem Taxi sitzt und ungeduldig aus dem Fenster starrt.
    »Du und Mahmoud?«
    Ich kapiere es immer noch nicht.
    »Wir waren schon in Paris ein Paar, Chéri. Aber kurz vor der Abreise haben wir uns zerstritten. Wegen einer Kleinigkeit Und jetzt sind wir wieder zusammen. Ist das nicht très romantique?!«
    »Ja, sehr romantisch. Meinen Glückwunsch«, antworte ich höflich, obwohl COOLMAN mir leidtut.
    »Adieu, Kai«, sagt Niki und drückt mir zum Abschied links und rechts einen Kuss auf die Wange. »Ich muss los! Mahmouds Privatflugzeug wartet schon am Flughafen auf uns. Bitte sei so lieb und grüß Anti und deine Eltern herzlich von mir!«
    Das Taxi, in dem Mahmoud sitzt, hupt.
    »Wie jetzt? Sein Privatflugzeug?«
    »Natürlich nicht seins, Chéri. Es gehört seinen Eltern. Die sind unglaublich reich und haben vier oder fünf sprudelnde Ölfelder irgendwo in Saudi-Arabien. Außerdem gehören ihnen ein paar Weingüter, Rennpferde und so ein Zeug.«
    »Ich dachte, er wäre als Kind auf der Flucht durchs Mittelmeer geschwommen. Mutterseelenallein!«
    »Er ist doch nicht geschwommen. Er hat es in den Ferien auf der Jacht seiner Eltern überquert. Und er war auch nicht allein. Da müssen mindestens ein Dutzend Dienstboten dabei gewesen sein«, erklärt Niki.
    Dann springt sie zu Mahmoud ins Taxi und braust winkend mit ihm in Richtung Flughafen davon.

    Die Einzigen, die Nikis und Mahmouds Abgang außer mir und COOLMAN bemerken, sind Alex und Justin. Sie lassen ihre Fans stehen und rennen panisch dem Taxi hinterher, weil sogar sie kapiert haben, dass mit der Sängerin der Untoten Unterhosen auch ihre Chance auf eine große Musikkarriere gerade hinter der nächsten Straßenecke verschwindet.
    Während die beiden dem Taxi nachlaufen, streue ich die Neuigkeiten unter die Menge, also, natürlich nicht die von COOLMANs Rückkehr, sondern die von Mahmouds reichen Eltern, den Ölfeldern, der Jacht, den Weingütern, den Rennpferden und dann erfinde ich noch etwas von einer eigenen Insel in der Karibik und einer Zuckerrohrplantage