Coolman und ich. Ein Job für alle Fälle (German Edition)
Hinterbeine, und das bedeutet, dass er mich jetzt um einen guten Kopf überragt und der Sabber aus seinem Maul auf meinen Kopf tropft.
»Püppi!«, ertönt plötzlich eine helle Stimme. »Lass sofort den Jungen in Ruhe!«
Im Foyer steht eine weißhaarige Ärztin. Sie ist etwa um die fünfzig und trägt einen Kittel. Püppi sieht sich zu ihr um. Die Frau greift in ihre Kitteltasche und wirft der Hunde-Hyänen-Milchkuh-Mischung eine Pille zu, die die Bestie im Flug auffängt und mit einem Happs verschluckt. Kurz darauf rollt sich Püppi auf dem Boden zusammen und schläft friedlich ein.
»Habe ich selbst entwickelt«, erklärt die Ärztin stolz und kommt auf mich zu. Dabei steigt sie vorsichtig über den schnarchenden Püppi.
Ich würde der Frau aus Dankbarkeit gern die Hand schütteln, aber das geht ja nicht, weil ich immer noch das Modell festhalten muss.
»Ich habe gehört, du brauchst Geld?«
»Woher wissen Sie das?«, frage ich zurück, denn soweit ich weiß, stand das bis jetzt noch nicht in der Zeitung.
Die Ärztin macht eine Geste, die wohl bedeuten soll: Frag nicht, ich weiß alles.
»Ich hätte einen Job für dich. Ich brauche immer jemanden, der meine neuen Pillen testet. Völlig harmlos und ungefährlich«, erklärt mir die Frau und steckt mir ihre Visitenkarte in meine Jackentasche, weil ich ja keine Hand frei hab. »Melde dich einfach, wenn du Interesse hast. Würde mich freuen.«
Ich bin heilfroh, dass ich einen solchen Job nicht annehmen muss, weil Adolf Schmitz ja sein Palastmodell für mich verkauft. Apropos Adolf Schmitz: Der könnte langsam mal wiederkommen. Von den Rentner-Beatles ist nichts mehr zu hören, und lange kann ich die Holzplatte allein nicht mehr halten.
Endlich höre ich Schritte auf dem Flur.
Aber es ist nicht Adolf Schmitz. Es sind zehn alte Damen, die nach der Chorprobe ihre Stammplätze im Foyer wieder einnehmen wollen. Unter ihnen ist auch Adele.
»Püppi!«, brüllt sie entsetzt, als sie ihre Hunde-Hyänen-Milchkuh-Mischung leblos vor mir auf dem Boden liegen sieht. »Hat dieser schreckliche Junge dir wieder Bier gegeben?«
Ehe ich den Irrtum richtigstellen kann, stürzt sie sich auf mich und beginnt, mit ihrer Handtasche auf mich einzudreschen.
Ehrlich! Ich bin völlig unschuldig daran, dass der Buckingham-Palast auf dem Boden landet und sich in seine 764 234 Einzelteile auflöst.
Als ich aus dem Foyer ins Freie flüchte, sehe ich aus den Augenwinkeln Adolf Schmitz. Er hat sich richtig schick gemacht, mit Anzug und Krawatte und so.
Ich werde es ihm später erklären. Wenn er sich wieder beruhigt hat.
Jetzt habe ich sowieso keine Zeit. Ich muss Geld verdienen, weil »Der meiste Ärger verschwindet echt von selbst« der dämlichste Spruch aller Zeiten ist. Nichts verschwindet von selbst, und wenn ich mich beeile, komme ich gerade noch pünktlich zu meinem Job als Babysitter bei der kleinen Kröte mit der Zitronenspritze.
9. Kapitel
Eine Kröte namens Max
»Ich komme wegen des Babysittens«, begrüße ich Lenas Vater, als er mir die Tür öffnet.
»Du?« Er starrt mich an, als würde er seinen Sohn in den nächsten Stunden einem verurteilten Massenmörder anvertrauen. Er ist überhaupt nicht begeistert, mich zu sehen. Alles andere hätte mich auch gewundert. Wir verstehen uns nicht so gut, der Bürgermeister und ich.
»Kai macht das bestimmt ganz toll«, unterstützt mich Lena, die in einem hellblauen Kleid hinter ihrem Vater steht. »Er kann gut mit kleinen Kindern.«
Es ist erst das zweite Mal, dass ich sie in einem Kleid sehe. Sie sieht so umwerfend aus, dass ich statt einer klugen Antwort nur dumm grinsen und mechanisch mit dem Kopf nicken kann.
»Uns bleibt sowieso keine Zeit mehr, so kurzfristig Ersatz zu besorgen«, sagt Lenas Mutter ungeduldig und schiebt ihre Tochter und ihren Mann zu der Limousine, in der ein Chauffeur schon auf sie wartet. »Denk an deine Wiederwahl, Gustav! Wir müssen los, sonst sind die Presseleute schon weg, wenn wir ankommen.«
»Wehe, meinem kleinen Goldjungen passiert was! Dann mache ich dich fertig. Dich, deine Familie, deine Kumpel, die Kumpel deiner Kumpel und die Kumpel der Kumpel deiner Kumpel. Hast du mich verstanden, Sportsfreund?«, knurrt der Bürgermeister, als er an mir vorübergeht.
»Kein Fernsehen! Keine Chips! Keine Cola!«, ermahnt mich Lenas Mutter. »Und Geld gibt’s nur, wenn unser Goldjunge wohlauf ist, wenn wir zurückkommen.« Dabei sieht sie mir tief in die Augen. Sie braucht nichts zu sagen,
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