Coolman und ich. Ein Job für alle Fälle (German Edition)
brülle ich Lena hinterher, weil jetzt sowieso schon alles egal ist. Und zur Sicherheit gleich noch einmal: »Mikrowelle!«
Dafür gibt es Beifall von den hinteren, schaumfreien Rängen. Auf allen vieren krieche ich durch die weiße Masse in die Richtung, in der ich den Bühnenausgang vermute. Unterwegs treffe ich auf unsere Wärterin, die völlig aufgelöst durch den dichten Schaum krabbelt und die ganze Zeit »Ihr seid alle gefeuert!« und »Mit Schaufensterpuppen wäre das nie passiert!« brüllt. Dabei schluckt sie automatisch so viel Schaum, dass aus ihrem Mund Seifenblasen aufsteigen.
Es dauert nicht lange, und ich bin an dem leeren Stuhl des Feuerwehrmanns angekommen. Von dort ist es ein Kinderspiel. Bis in die Flure ist der Schaum noch nicht vorgedrungen, sodass ich leicht entkommen kann. Den Umweg über die Kasse, an der die Komparsengelder ausgezahlt werden, spare ich mir. Wenn ich mich da blicken lasse, habe ich höchstens eine Schadensersatzklage am Hals, weil ich Alex und Justin mit angeschleppt habe. Schließlich habe ich diesen Wisch unterschrieben, dass ich für alles hafte, was kaputtgeht. Und für den angerichteten Schaden würden die 50 Euro Honorar sowieso nicht reichen. Also lieber schnell weg hier und raus auf die dunkle Straße!
Aus dem Inneren des Theaters dringt das Toben der Zuschauer. Ob aus Begeisterung oder Panik, lässt sich von hier draußen schwer sagen.
Es sind auch Schüsse zu hören.
8. Kapitel
Glück und Glas – wie leicht bricht das!
Ich bin schon ein paar Meter gelaufen, als sich plötzlich ein Schatten aus dem Dunkeln löst und sich mir nähert.
»Beeindruckende Vorstellung!«, raunt der Schatten, und erst an der Stimme und seiner Sonnenbrille erkenne ich, dass es Adeles Enkel ist.
»Danke! Aber ich habe überhaupt nichts damit zu tun«, erwidere ich, und das stimmt ja auch ... irgendwie.
»Nicht so bescheiden! Man sieht sich«, verabschiedet sich der Schatten, dreht sich dann aber doch noch mal um. »Übrigens habe ich die Weißrussen erreicht. Alles geregelt: Gib den Ring zurück, und sie vergessen die Sache.«
»Super! Wirklich ganz super!«, stammle ich, aber da ist Adeles Enkel schon verschwunden.
COOLMAN hat recht. Ich muss mich entscheiden.
Mein linker kleiner Finger oder Lena ... Darauf läuft es am Ende hinaus.
Aber vielleicht versteht sie es ja auch, wenn ich ihr alles erkläre und sie frage, ob sie mir den Ring auch so zurückgibt, ohne gleich beleidigt zu sein.
Ich muss es einfach versuchen. Am besten jetzt gleich. Es ist zwar schon spät, aber außergewöhnliche Situationen erfordern außergewöhnliche Maßnahmen. Außerdem schläft sie bestimmt noch nicht. Schließlich ist sie auch gerade erst mit ihren Eltern aus dem Theater nach Hause gefahren.
Als ich vor der Villa stehe, in der Lena wohnt, bin ich mir nicht mehr sicher, ob das wirklich so eine gute Idee ist. Die ganze Zeit geht mir dieser alte Kinderspruch durch den Kopf: »Geschenkt ist geschenkt, wiederholen ist gestohlen.«
Dabei will ich ihn ja gar nicht stehlen.
Ich bin sicher, dass Lenas Vater ihre Villa mit einer Alarmanlage gesichert hat. Schließlich ist er der Bürgermeister, und da hat man nicht so viele Freunde.
Also läute ich brav und warte, bis jemand öffnet.
Als endlich die Tür aufgeht, steht ein etwa fünf Jahre alter rothaariger Junge vor mir.
»Wer bist du?«, fragt der Kleine und richtet eine rote Wasserpistole auf mich.
»Ich bin Kai und würde gern mit Lena sprechen«, antworte ich ehrlich.
Der Rotschopf mustert mich von oben bis unten, dann drückt er ab. Der Wasserstrahl trifft mich genau ins rechte Auge. Die kleine miese Kröte hat das Wasser mit Zitronensaft gestreckt, und das brennt wie Hölle. Als ich wieder etwas sehen kann, ist der Kleine weg, aber ich kann ihn brüllen hören: »Lena, dein Schatzi ist da! Der sieht ja noch bekloppter aus als der letzte!«
Kurz darauf steht Lena vor mir. Ich schaue unauffällig auf ihre Finger.
Kein Ring.
Wahrscheinlich hat sie ihn in einer Schmuckdose unter ihrem Bett versteckt, gemeinsam mit ihren allergeheimsten und wertvollsten Schätzen.
»Hör nicht auf den Idioten. Das ist nur mein kleiner Bruder«, sagt sie. »Steht das Theater noch?«
»Ich glaube schon«, antworte ich, weil ich keine Ahnung habe, wie die Aufführung zu Ende gegangen ist.
»Meine Eltern sind auf den Schreck einen trinken gegangen, und ich pass hier auf Max auf, weil der neue Babysitter gerade gekündigt hat«, sagt Lena. Aus der Villa
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