Coolman und ich. Ein Job für alle Fälle (German Edition)
deutlich entspannter, wenn ich der kleinen Kröte ihren Willen lasse.
»Na gut«, antworte ich.
»Was?« Der Goldjunge lässt das Messer sinken und sieht mich verwirrt an.
»Es heißt ›Wie bitte‹, nicht ›Was‹!«, antworte ich ruhig.
»Wie bitte?«, wiederholt er immer noch fassungslos.
»Geht doch! Setz dich vor die Glotze, und stopf Chips und Cola in dich rein, bis dir schlecht wird. Mir ist das egal.«
»So macht das aber keinen Spaß«, erklärt die kleine Kröte und hält sich das Messer wieder an die Stirn. »Du bist mein Diener! Du musst mir alles bringen, was ich will!«
»Kommt gar nicht infrage!«
Vielleicht täusche ich mich, aber es sieht fast so aus, als wäre da tatsächlich schon ein Tropfen Blut auf seiner Stirn.
»Einverstanden!«, rufe ich schnell und mache mich auf die Suche nach der Küche.
Als ich sie eine Viertelstunde später endlich gefunden habe, hole ich eine Zweiliterflasche Cola aus dem Kühlschrank. In einem Geheimfach des Küchenschranks entdecke ich nach langem Suchen auch die Chipsvorräte der Familie Stolze.
Das Wohnzimmer dagegen ist ganz leicht zu finden. Ich brauche mit meinem Tablett nur dem Lärm zu folgen, den der Fernseher macht. Der klingt allerdings nicht, als würde dort der KI.KA laufen. Es sei denn, der Sender hat sein Programm seit den Zeiten, in denen ich noch KI.KA geguckt habe, grundlegend geändert. Ich kann mich jedenfalls nicht erinnern, dass da Frauen vor Angst laut gekreischt haben.
Als ich ins Wohnzimmer komme, läuft auf dem drei Meter breiten Flachbildschirm ein Horrorfilm, bei dem sogar mir schlecht wird, weil man auf dem Riesenmonitor auch noch das kleinste blutige Detail wie unter einem Mikroskop betrachten kann.
Die kleine Kröte sieht eher gelangweilt aus.
Ich stelle mein Tablett auf dem Couchtisch ab und suche nach der Fernbedienung, um umzuschalten, aber die hat der Goldjunge irgendwo versteckt. Wahrscheinlich sitzt er drauf oder er hat sie runtergeschluckt.
»Will Ketchup!«, ruft die kleine Kröte. »Ketchup zu den Chips!«
»Das ist eklig!«
Statt einer Antwort wandert die Klinge wieder an die Stirn des Goldjungen.
Da auf dem Bildschirm sowieso gerade Werbung läuft, verschiebe ich das mit dem Umschalten und mache mich auf die Suche nach dem Ketchup.
Zehn Minuten später bin ich wieder zurück.
Die kleine miese Kröte nimmt mir den Ketchup aus der Hand, ohne auch nur Danke zu sagen. Dann schüttelt sie die Flasche und spritzt mir die rote Soße mitten ins Gesicht. Das passt ganz gut zu der Szene im Fernsehen, die gerade läuft und die ich zwischen der Pampe über meinen Augen zum Glück nur verschwommen sehen kann.
»Ich mag den alten Ketchup nicht, der oben in der Flasche ist«, erklärt die kleine Kröte, als wäre das eine ausreichende Begründung, warum sie mir die rote Soße ins Gesicht geschüttet hat.
»Wenn ich aus dem Bad zurückkomme, bist du dran«, drohe ich, obwohl ich weiß, dass das eine leere Drohung ist.
Das weiß er auch, und deshalb grinst er, als ich mich auf die Suche nach einem der fünf Bäder mache, um mir das Gesicht zu waschen.
Als ich endlich eines gefunden habe und mich gerade wieder abtrocknen will, dreht sich der Schlüssel im Schloss. Von außen.
So, jetzt wisst ihr endlich, warum ich hier in dem engen Badezimmerfenster feststecke und weder vor noch zurück kann.
Aber Rettung ist nah. Der Bürgermeister ist mit seiner Frau und Lena gerade nach Hause gekommen. Das kann ich hören, weil seine Gattin entsetzt aufkreischt und dabei sogar noch schriller klingt als die Frauen in dem Horrorstreifen. Wahrscheinlich kann sie solche Filme genauso schlecht vertragen wie ich. Vielleicht hat sie aber auch nur die Colaflasche und die Chipstüte entdeckt. Oder den Fluss, der neuerdings durch ihre Villa fließt.
Jetzt fängt auch die miese kleine Kröte an zu heulen.
Sie muss von dem Schrei aufgewacht sein und brüllt so laut, dass ich es problemlos auch hier draußen verstehen kann: »Er hat mich gezwungen, Cola zu trinken und Chips zu essen! Und dann musste ich mir diesen schrecklichen, schrecklichen Film ansehen! Er hat gedroht, dass er mir eine Micky Maus in die Stirn ritzt, wenn ich ihm nicht gehorche!«
Ich hatte gedacht, dass es ewig dauern würde, bis sie mich hier in dem abgelegenen Trakt ihres Anwesens entdecken. Aber es geht ganz schnell, weil Lenas Vater einfach dem Lauf des Wassers folgt, der ihn unweigerlich zu mir führt.
»Komm sofort da raus, Sportsfreund!«, brüllt der
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