Coolman und ich. Ein Job für alle Fälle (German Edition)
meinem Job am Nachmittag habe ich noch etwas Zeit, und da könnte ich eigentlich Adolf Schmitz besuchen. Mit dem habe ich noch eine Rechnung offen, weil er mir den lebensgefährlichen Hundesitterjob vermittelt hat.
Auf dem Weg zum Altenheim halte ich die Augen offen nach ...
1) den Weißrussen,
2) Alex und Justin,
3) Jobangeboten.
Punkt 1 und 2, um schnell in einer Seitengasse abtauchen zu können, Punkt 3, um mir weitere Einnahmequellen zu sichern.
Das einzige Angebot, das ich finde, hängt draußen am Supermarkt: »Supermarktdetektiv gesucht. Vorkenntnisse erwünscht, aber nicht notwendig. Mindestalter 16 Jahre. Bitte beim Filialleiter melden.«
Ich stecke den Zettel ein. Sicherheitshalber. Man weiß ja nie, wozu man ihn noch brauchen kann.
Ich steige wie üblich über das Fenster ein und klopfe bei Adolf Schmitz. Ich bin immer noch stinksauer auf ihn, und wenn gleich die Tür aufgeht, werde ich ihm das auch sagen.
Dazu komme ich aber gar nicht, weil Adolf Schmitz mich sofort in die Arme nimmt und ganz fest an seine Brust drückt. Dabei flüstert er: »Jungchen, du lebst! Mein Gott, was habe ich mir für Vorwürfe gemacht! Du lebst, Jungchen! Ich bin ja so schrecklich froh!«
Es ist nicht leicht, auf jemanden sauer zu sein, der sich solche Sorgen um einen macht.
Adolf Schmitz zieht mich in sein Zimmer und drückt mich sanft auf seinen Lieblingssessel. Dann erzählt er mir, dass er die ganze Stadt nach mir abgesucht hat, nachdem Püppi besoffen im Altenheim abgeliefert wurde. Er hat ein schrecklich schlechtes Gewissen, weil er mich als Hundesitter vermittelt hat.
Aber das will er jetzt wiedergutmachen.
»Ich verkaufe mein Modell für dich. Ich habe sogar schon einen Interessenten, der will dafür 999 Euro zahlen«, erklärt Adolf Schmitz und zeigt auf den Buckingham-Palast, den er aus 764 234 Zahnstochern nachgebaut hat. »Wir müssen es nur noch abliefern, dann sind deine Probleme gelöst.«
Ich bin gerührt. Richtig gerührt.
»Na, heul mal nicht gleich, Jungchen!«, sagt Adolf Schmitz, dabei kann ich sehen, dass er sich selbst eine Träne aus den Augenwinkeln wischt. »Pack lieber mit an!«
Ich habe Wichtigeres zu tun, als sinnlose Diskussionen mit COOLMAN zu führen.
Ganz, ganz vorsichtig heben Adolf Schmitz und ich die Holzplatte an, auf der das Modell steht. Ich vorn, Adolf Schmitz hinten. Mit der Platte können wir nicht durchs Fenster, dafür ist sie zu groß. Also müssen wir durchs Foyer, wo die alten Damen lauern.
»Keine Sorge, Jungchen! Die haben gerade Chorstunde«, beruhigt mich Adolf Schmitz. »Die Luft ist rein wie Gletscherwasser.«
Er hat recht, das kann ich hören. Aus einem entfernten Raum dringen die krächzigen Stimmen von etwa dreißig alten Damen, die einen Song von den Beatles singen. Ich glaube, es ist »Let it be«, und das passt ganz gut zu meiner entspannten Stimmung. Wie sagte Justin so schön: »Der meiste Ärger verschwindet echt von selbst.«
Als wir schon fast draußen sind, fällt Adolf Schmitz ein, dass er immer noch seinen Bademantel trägt. Das hatte ich gar nicht bemerkt, weil ich ja vorn gehe und ihm dabei den Rücken zudrehe.
»Dauert nur eine Sekunde, Jungchen«, erklärt Adolf Schmitz und stellt sein Ende der Holzplatte auf einem Tischchen ab. »Bleib einfach so stehen, bin gleich wieder zurück.«
Die Platte mit dem Modell wird von Minute zu Minute schwerer. Ich kann förmlich spüren, wie meine Arme länger und länger werden.
Aus der Ferne ist immer noch »Let it be« zu hören. Aber da ist noch ein anderes Geräusch, das sich schnell nähert. Es ist eine Mischung aus Krallen auf Linoleum, sabberndem Hecheln und kehligem Gebell.
Es ist ... es ist ... Püppi.
Die Hunde-Hyänen-Milchkuh-Mischung rast auf mich zu und kommt nur knapp vor meinen Füßen zum Stehen. Erwartungsvoll starrt Püppi mich aus seinen roten Triefaugen an. Wahrscheinlich hat er Durst.
»Sei ein braves Hundchen!«, versuche ich Püppi zu beruhigen, der aussieht, als wolle er gleich an mir hochspringen.
Ich bin der Bestie hilflos ausgeliefert, weil ich mit meinen beiden Händen das Modell festhalten muss, und im Gegensatz zu mir scheint sich Püppi über unser Wiedersehen herzlich zu freuen.
Er kommt immer näher, und es kann sich nur noch um Sekunden handeln, bis er mich vor Freude einfach umwirft.
»Sei ein braves Hündchen! Mach Männchen!«, versuche ich es, aber das ist – wie die meisten von COOLMANs Ideen – kein guter Einfall.
Püppi setzt sich artig auf die
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