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Coolman und ich. Rette sich, wer kann. (German Edition)

Coolman und ich. Rette sich, wer kann. (German Edition)

Titel: Coolman und ich. Rette sich, wer kann. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rüdiger Bertram
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tatsächlich nichts Besseres einfällt und der Satz mein Englisch nicht überfordert.
    Kaum habe ich meinen Spruch aufgesagt, fängt das Zuckerpferd an zu weinen, und der Dicke drückt mich an seine Brust, wobei er seinen Tee über meine Jacke verschüttet. Dabei nennen die beiden mich die ganze Zeit Brian. Keine Ahnung, warum.
    Kurz darauf sitze ich auf ihrem Sofa und habe ein dickes Fotoalbum auf dem Schoß, in dem Bilder von einem kleinen Jungen kleben. Die Rothaarige hält mich dabei fest umklammert und der Glatzkopf filmt alles mit seiner Videokamera. Wegen meiner mangelhaften Sprachkenntnisse und ihres seltsamen Dialekts verstehe ich kaum ein Wort. Deshalb dauert es eine ganze Weile, bis ich endlich kapiere, warum sie so aufgeregt sind. Der Junge in dem Album ist ihr Sohn Brian. Er ist von daheim abgehauen, als er sechs war, und wenn ich mich hier umsehe, ist es ein Wunder, dass er überhaupt so lange durchgehalten hat. Das Wohnzimmer sieht aus wie ein Museum und riecht auch so: nach Bohnerwachs und Langeweile. An den Wänden hängen überall Bilder von der englischen Königin und dem Rest der Royal Family. Sogar auf der Tischdecke ist ein gesticktes Porträt der Queen.
    Weil ich sie vorhin an der Tür Mum and Dad genannt habe, denken die beiden jetzt, ich wäre Brian, der nach Jahren wieder zu ihnen zurückgekehrt ist. Das Zuckerpferd kann gar nicht aufhören, mich abzuknutschen.
    »Was für ein unglaublicher Zufall, Alter!«, ruft Alex, der das ganze Schauspiel staunend verfolgt hat. »Dass du nach so vielen Jahren ausgerechnet hier deine Eltern wiederfindest.«
    »Echt, kaum zu fassen!«, ergänzt Justin und zeigt auf ein Bild der Königin an der Wand. »Ist das deine Oma?«
    Es ist nicht leicht, das Missverständnis aufzuklären. Weil mein Englisch nicht gut genug ist, versuche ich es pantomimisch. So verstehen es auch Alex und Justin. Als Margaret und Harvey endlich kapieren, dass wir drei ihre Gastschüler sind, erklären sie uns mithilfe eines uralten Taschenkalenders, dass sie uns erst eine Woche später erwartet haben.

    Zum Dinner serviert uns Margaret kalte Fleischpastete, und das passt gut zu der frostigen Stimmung, die im Wohnzimmer herrscht, seit klar ist, dass ich nicht Brian bin. Die Pastete riecht nach Katzenfutter und schmeckt auch so. Alex und Justin mögen es, und ich habe nichts dagegen, als sie meine Portion auch noch verputzen.
    Weil wir uns mit unseren Gasteltern nicht unterhalten können, gehen wir früh schlafen. Das ist immer noch besser, als still auf dem Sofa zu sitzen und dabei von der englischen Königin angestarrt zu werden. Ihre Bilder erinnern mich an den Brief von Adolf Schmitz, und das macht mir ein schlechtes Gewissen, weil ich keine Ahnung habe, wie und wo ich ihn abgeben soll.
    Ehe wir ins Bett dürfen, müssen wir gemeinsam mit Margaret und Harvey noch »God Save the Queen« singen. Das machen sie jeden Abend, erklären sie uns umständlich. Alex singt die ganze Zeit »God shave the Queen« anstelle von »God save the Queen«. Das heißt übersetzt so viel wie »Gott rasiere die Königin« und nicht »Gott schütze die Königin«. Zum Glück hören das unsere Gasteltern nicht, weil Harvey das Lied mit seinem Dudelsack begleitet. Das sieht aus, als ob er sich ein geschorenes Schaf unter den Arm geklemmt hat und es mit einer Luftpumpe aufpustet. Es sieht aber nicht nur so aus, es klingt auch so.
    Nachdem der letzte Ton verklungen ist, führt uns Margaret in ein hellblau gestrichenes Zimmer, in dem ein dreistöckiges Etagenbett steht.
    ACHTUNG!
    Jetzt darf ich keinen Fehler machen. Bei Etagenbetten ist es extrem wichtig, ob man oben, unten oder in der Mitte schläft.

    »Ich schlafe oben«, rufe ich schnell.
    Alex und Justin haben nichts dagegen und verteilen sich auf die Betten darunter.
    Obwohl ich todmüde bin, kann ich nicht gleich schlafen. Also nutze ich die Zeit und zähle auf, was ich schon nach dem ersten Tag an England hasse:

    1) den Linksverkehr,
    2) das Essen,
    3) die Sprache,
    4) die Musik,
    5) den kleinen Lord.

    Als ich fertig bin, haben Alex und Justin angefangen zu schnarchen und zu pupsen, weil sie die Fleischpastete nicht vertragen haben.
    Warme Luft steigt nach oben. Das habe ich in Physik gelernt. Jetzt kann ich es sogar riechen.
    Danke, COOLMAN. Danke für den tollen Tipp!

4. Kapitel
    Zu Besuch bei Lords zu Hause

    Zum Frühstück gibt es wieder Fleischpastete, und ich danke meiner Mutter auf Knien für das Schwarzbrot, das sie mir eingepackt hat. Ich

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