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Cop

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Titel: Cop Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Jahn
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direkt darauf zu, doch der Absatz seines Stiefels verfängt sich in einer Wurzel. Henry landet mit dem Gesicht voraus im Dreck und schmeckt halb verrottete Blätter. Er spuckt aus, steht wieder auf, sieht sich um. Keine Spur von Sarah. Kurz überlegt er, ob er trotzdem weiterrennen soll, aber nein, zu Fuß hat er keine Chance. Doch der Wald wird rundherum von Straße begrenzt, und irgendwann muss sie ja rauskommen.
    Also dreht er sich um und rennt zurück zum Haus.
    »Die Schlüssel, Bee!«
    Einen Augenblick später erscheint Beatrice in der Haustür.
    »Hast du sie erwischt?«
    »Nein. Die Schlüssel, verdammt noch mal!«
    »Für den Pick-up?«
    »Wofür denn sonst? Ich hab nur einen Schlüsselbund. Jetzt mach schon!«
    »Okay.«
    Beatrice dreht sich um und läuft ins Haus. Als sie zurückkehrt, baumelt der Schlüsselbund von ihren Fingern. Sie wirft ihn in seine Richtung, doch er landet einen Meter vor seinen Füßen im Kies. Henry bückt sich und murmelt einen Fluch, verdammte Scheiße, aber dann hat er den Schlüssel in der Hand und marschiert zu seinem Pick-up, einem grünen Ford Ranger, Baujahr ’97, den er vor ein paar Jahren gebraucht bei Davis Dodge, dem Autohändler um die Ecke, erstanden hat. Schon damals war die Kupplung etwas weich, aber was soll man schon erwarten, wenn man seinen Wagen bei Todd Davis kauft, dem Chef der örtlichen Polizei. Und wer weiß, vielleicht winken sie ihn ja seltener raus, weil auf dem Rahmen des Nummernschilds Davis Dodge steht.
    Henry schiebt sich hinters Steuer und rammt den ersten Gang rein. Kiesel spritzen in die Luft, als er die Einfahrt hinunterrast, nach Norden, zur Crouch Avenue.
    Während er über die alte, von Schlaglöchern übersäte Straße Richtung Westen brettert, schielt er immer wieder nach links in sein eigenes Waldstück. Vielleicht blitzt ja irgendwo ein Fetzen weiße Haut oder blaues Kleid auf. Rechts liegt Pastor Wardens Grundstück, wie immer bellen seine Hunde aus vollem Hals. Ein Krach wie auf dem Pausenhof, denkt Henry. Warden züchtet Dackel, um sie an Tierhandlungen in Mencken und anderen größeren Städten zu verkaufen, vielleicht sogar bis rauf nach Houston, und die verdammten Köter können einfach nicht still sein. Keine Ahnung, wie Warden den Lärm erträgt. Aber okay, wenn ihm ein paar notleidende Gemeindemitglieder wieder mal die Ohren vollgeheult und ihre Schuld bei ihm abgeladen haben, ist das Gekläffe vermutlich sogar Musik in seinen Ohren.
    Henry erreicht die Main Street, ohne eine Spur von Sarah entdeckt zu haben. Aber damit hat er gerechnet. Sie ist Richtung Westen in den Wald gerannt, also warum sollte sie ausgerechnet im Norden rauskommen? Da müsste sie schon komplett die Orientierung verloren haben. Deshalb biegt er links ab und fährt nach Süden, am westlichen Waldrand entlang.
    Vor ihm erstreckt sich graue, leblose Straße.
    Er spürt einen unbestimmten Druck in seiner Brust. Als würde sich ein Schraubstock um sein Herz schließen.
    Sollte Sarah aus dem Wald entkommen und irgendjemandem begegnen und diesem Jemand erzählen, was sie erlebt hat, wäre seinem langen, friedlichen Leben hier in Bulls Mouth ein Ende bereitet. Henry kennt die ganze Stadt, die ganze Stadt kennt ihn, und die meisten mögen ihn. Natürlich nur, weil sie ihn nicht wirklich kennen, weil er immer allen auf die Schulter klopft und sagt, schöne Grüße an deine Frau, Dave. Aber das ist doch auch normal. Wer zeigt der Welt schon seine Eingeweide? Eingeweide sind ekelhaft, sonst bräuchte man doch keine Haut. Was wäre ein Mensch ohne Haut? Sicher kein besonders beliebter Nachbar.
    Auf dem Weg Richtung Süden schaut er immer wieder nach links auf den Wald. Irgendwann muss Sarah doch auftauchen.
    »Wo steckst du, du kleines Miststück?«
    Plötzlich sieht er sie – nicht im Wald, sondern auf der Straße, in einiger Entfernung vor ihm. Sie rennt zum Main Street Shopping Center. Allerdings hat sie einen ziemlichen Vorsprung. Vielleicht ist es auch irgendein anderes Mädchen im blauen Kleid, auf die Distanz ist das nicht so einfach zu erkennen.
    Aber nein, er ist sich ziemlich sicher. Henry schaltet vom zweiten in den dritten Gang und drückt das Gaspedal durch.
    »Er heisst H…«
    Weiter kommt sie nicht. Ian hört nur noch ihren Schrei.
    Am anderen Ende kracht der Hörer gegen irgendetwas, anscheinend schwingt er an der Schnur. Noch ein Krachen, und noch eins, und so weiter, wie Trommelschläge, die, schneller werdend, ausklingen. Bis kein weiterer Schlag

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