Cop
von Morton’s Steakhouse nach Hause. Endlich wieder mal ein Abendessen zu zweit. »Hat Spaß gemacht.«
Debbie nahm sachte seine Hand, schob sie an der Innenseite ihres Schenkels hinauf, unter ihr Kleid, an ihren Slip. Durch den Stoff hindurch spürte er ihr kratziges Schamhaar und ihre heiße, angenehm klebrige Feuchtigkeit.
Dabei dachte er an ein Erlebnis aus seiner Kindheit in Venice Beach: Er war elf oder zwölf Jahre alt, sein Vater hatte noch den Surfladen. Damals ging er immer zum Strand, um mit den älteren Jungs herumzuhängen und vielleicht ein Bier zu schnorren. Eines Tages fiel ihm ein Mädchen auf, sie war so um die zwanzig – sie trug einen Bikini, und zu beiden Seiten des Höschens schauten ihre Schamhaare hervor. Weil sie gerade aus dem Wasser kam, schmiegte sich der Stoff eng an ihren Körper, und er konnte den leicht gekräuselten Hügel zwischen ihren Beinen sehen. Es war ein fremdartiger, seltsamer und sehr aufregender Anblick. Er wusste nicht, was da mit ihm passierte, aber er verzog sich sofort ins Meer, wo ihn niemand sehen konnte, und holte sich einen runter, zu dem Bild, das noch ganz frisch in seinem Kopf war. Er spritzte einfach so ins Wasser ab, und auch das fand er ziemlich geil. Obwohl es schon ewig her ist, erregt ihn der Gedanke an dieses Mädchen bis heute, an ihre rätselhafte, kaum zu begreifende Sexualität. Wie das Mädchen, mit dem er zum ersten Mal Sex hatte, mit vollem Namen hieß, weiß er nicht mehr – Jennifer irgendwas –, nicht mal ihr Gesicht kann er sich ins Gedächtnis rufen. Aber diesen Tag am Strand, vier oder fünf Jahre vor Jennifer irgendwas, hat er nie vergessen. Er erinnert sich an jedes Detail.
Er blickte auf und sah Debbie in die Augen.
»Der Abend hat gerade erst angefangen«, sagte sie und lächelte. »Das Beste kommt noch.«
Nachdem er sie ein letztes Mal gestreichelt hatte, musste er die Hand wohl oder übel zurückziehen, um rechts in die Crouch Avenue und kurz darauf links in den Grapevine Circle einbiegen zu können. Rechts lag glitzernd der Speichersee von Bulls Mouth, der riesige Mond und die Sterne spiegelten sich im Wasser und wirkten wie leuchtende Fische. Als sie der scharfen Rechtskurve der Straße folgten, sah er einen Streifenwagen in zweiter Reihe vor ihrem Haus parken. Blaulicht blitzte durch die Nacht.
»Sind die etwa bei uns?«, fragte Debbie.
»Oh Gott.«
»Nur die Ruhe. Ist bestimmt nichts Schlimmes.«
»Ich bin ruhig.«
Trotzdem raste er die Straße in halsbrecherischer Geschwindigkeit hinunter, riss dann das Lenkrad nach rechts und stieg knapp vor der Nummer 44 und dem geparkten Streifenwagen gleichzeitig auf Kupplung und Bremse. Als er den Fuß von der Kupplung nahm, soff der Motor ab. Er riss den Schlüssel aus der Zündung, stieß die Tür auf und sprang aus dem Wagen. Debbie kam schon von der Beifahrertür herüber.
Die Kühlung surrte unter der Motorhaube. Das Rauschen des Verkehrs auf dem Interstate 10. Tagsüber bemerkte man es kaum, doch in der Stille der Nacht war es deutlich zu hören. Ein leises Bellen im Westen, Pastor Wardens Hunde. Einige Nachbarn standen auf ihren Verandas und glotzten mit offenem Mund herüber. Ian hasste jeden Einzelnen von ihnen. Und sich selbst. Und Debbie.
Es war ihre Schuld. Sie hätten Maggie niemals mit Jeffrey allein lassen dürfen. Doch Ian hatte auf dem Abend zu zweit bestanden, und Jeffrey war ja auch schon vierzehn, eigentlich alt genug, um auf seine kleine Halbschwester aufzupassen. Aber wenn ihr irgendetwas passiert war, würde er es sich nie …
Jeffrey stand auf dem Rasen vor dem Haus im gelben Lichtkegel der Verandabeleuchtung und sprach mit Chief Davis. Offenbar hatte es der alte Chief für nötig erachtet, seinen Whiskyschlaf zu unterbrechen und sich persönlich hierherzuschleppen. Kein gutes Zeichen. Davis machte sich Notizen, während Jeffrey redete. Jeffreys Augen waren gerötet, er wischte sich ständig mit dem Handrücken über die Nase.
»Was ist passiert?«, rief Ian schon aus ein paar Metern Entfernung. »Wo ist Maggie?«
Jeffrey und Davis drehten sich um und sahen ihn schweigend an.
»Wo ist Maggie?«
Immer noch keine Antwort.
Er packte Jeffrey an den Schultern und schüttelte ihn. Seine Finger bohrten sich tief in das weiche Fleisch. »Wo ist Maggie? Wo ist sie?«
»Liebling«, sagte Debbie. »Hör auf.«
»Ian.« Als er Davis’ Hand auf seiner Schulter spürte, fuhr er herum und stieß sie weg. Der Chief blinzelte hinter seiner eulenhaften Brille,
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