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Cop

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Titel: Cop Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Jahn
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mehr folgt, bis sich die Stille ins Unendliche dehnt. Nichts als leerer Raum.
    »Maggie?«
    Keine Antwort. Sie ist weg.
    »Officer Peña? Deine Position? Bist du einsatzbereit?«
    »Ecke Oak Street und Flatland. Was liegt an?«
    »Bist du im Walmart?«
    »Bis jetzt noch nicht mal auf dem Parkplatz.«
    »Fahr sofort zum Main Street Shopping Center. Es geht um eine Entführung. Der Verdächtige ist ein hochgewachsener Weißer über sechzig mit grauem Haar und Halbglatze. Das Opfer ein vierzehnjähriges Mädchen namens Maggie Hunt. Blondes Haar, grüne Augen. Sie trägt ein blaues Kleid. Code drei.«
    »Bin auf dem Weg. Hast du gesagt, das Opfer heißt Maggie Hun…«
    »Ja. Meine Tochter.«
    Bevor Diego etwas erwidern kann, reißt Ian sich das Headset vom Kopf und beugt sich über den Mülleimer. Er zittert am ganzen Körper, seine Arme und Beine vibrieren wie Trommelstöcke, Schweiß bedeckt seine Haut. Gleich muss ich kotzen, denkt er, doch als er den Mund öffnet, kommen bloß ein paar Tropfen saurer Speichel und fallen auf das zerknüllte Blatt gelben, linierten Papiers am Boden des Mülleimers. Er weiß, dass er vorhin irgendetwas auf dieses Blatt gekritzelt hat, aber was? Er hat keine Ahnung, und es ist ihm auch egal. Seine Tochter lebt, das ist alles, was jetzt noch zählt. Er starrt auf das zerknüllte Blatt Papier und erinnert sich.
    Es war Frühling, als Maggie entführt wurde. Ihr großer Bruder Jeffrey sollte auf sie aufpassen. Jeffrey stammt aus Ians zweiter Ehe, Debbie war seine dritte Frau. Heute ist sie seine dritte Exfrau. Jeffrey war aus Los Angeles herübergeflogen, um die Schulferien bei seinem Vater zu verbringen. Damals war er vierzehn, jetzt ist er zweiundzwanzig. Er hatte erst letzten Monat Geburtstag, am siebenundzwanzigsten, um genau zu sein. Ian hat ihm kein Geschenk gekauft, keine Karte geschickt. Die ersten Jahre nach Maggies Verschwinden hatten sie noch eine Art Beziehung aufrechterhalten, auch wenn sie häufig aneinandergerieten. Doch mit der Zeit wurde es immer weniger, bis schließlich nichts mehr übrig war. Auf Ians Wohnzimmertisch ist noch immer die Schachpartie aufgebaut, die sie vor drei Jahren begonnen haben. Ganz unten in seiner Sockenschublade liegen zwei Geburtstagskarten, die er nie abgeschickt hat. Alles Gute zum Geburtstag, mein Sohn. Ich hab dich lieb. Vor zwei Jahren hat er versucht, bei ihm anzurufen, er hat dem Freizeichen gelauscht, bis sein Sohn abgehoben hat. Hallo? Plötzlich hat er keinen Ton mehr herausgebracht. Die Worte sind ihm einfach im Hals stecken geblieben, Widerhaken aus Vokalen und Konsonanten.
    Es war Frühling, als Maggie entführt wurde, und obwohl er sich dessen nicht bewusst war, nicht bewusst sein konnte, hat ihm der Entführer gleich zwei Kinder genommen. Nur, dass es beim zweiten ein Verlust auf Raten war. Jeffrey ist nicht auf einen Schlag verschwunden, sondern nach und nach.
    Aber damals, in dieser einen Nacht im Frühling, hat es angefangen. Es war Samstag. Am unendlich schwarzen Himmel hing ein knochenweißer, aufgeblähter Vollmond.
    Und Ian saß hinter dem Steuer seines teilrestaurierten ’65er Ford Mustang. Sein Vater hatte den Wagen gekauft, als Ian siebzehn war und noch bei seinen Eltern in Venice Beach lebte. Das wäre doch eine nette Sache, meinte sein Vater, das Auto zusammen auf Vordermann zu bringen. Und tatsächlich unternahmen sie ein paar Ausflüge zum Schrottplatz in Downy, wo sie einen passenden Kotflügel, einen grau grundierten Kofferraumdeckel und eine Rückleuchte aufstöberten. Nur leider kam ihnen etwas dazwischen: Ians Vater nahm sich das Leben. Drei Monate, nachdem er den Mustang erworben hatte, hielt er es für eine gute Idee, sich den Lauf einer Schrotflinte in den Mund zu stecken und abzudrücken. Ian fand ihn auf dem Boden im Schlafzimmer, als er von der Schule heimkehrte.
    Doch in dieser Nacht, der Frühlingsnacht, in der Maggie entführt wurde, saß Ian hinter dem Steuer, Debbie neben sich, die Fenster des Wagens heruntergekurbelt. Er genoss den kühlen Wind in seinem Gesicht, während er dem Radio lauschte: »Love Comes in Spurts« von Richard Hell. Debbie trug ein enges Sommerkleid, ihre großen Brüste quollen über den Rand des Dekolletés. Als er mit der rechten Hand über die Mittelkonsole griff und sanft die Innenseite ihres Oberschenkels streichelte, spreizte sie leicht die Beine.
    »Bin ich froh, dass wir uns den Abend gegönnt haben«, sagte er. Gerade fuhren sie die Crockett Street entlang, auf dem Weg

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