Copy
hoffte, dass es dabei blieb, als ich hinter einem geparkten Wagen in Deckung ging, während RealBlane und seine Primitiv-Duplikate hin und her eilten und die Violetten antrieben. Seine schnell produzierten Ditos waren keine geistigen Riesen, hatten es aber ebenso eilig wie er. Wir mussten so schnell wie möglich ins Versteck gelangen und die gestohlene Schablone retten, bevor Beta alle Hinweise auf seine illegalen Geschäfte beseitigen konnte.
»Was ist mit der Kanalisation?«, fragte ich und dachte daran, dass mein Grüni am vergangenen Tag durch einen Abwasserkanal gekrochen war – eine ebenso unangenehme Erinnerung wie die an den Marsch im Fluss.
Blane verzog das Gesicht hinter dem halb transparenten Visier, das ihm blinkende Symbole und Kartenausschnitte zeigte. (Er ist zu altmodisch für Retinaimplantate. Oder vielleicht gefällt ihm das bunte Leuchten.) »Ich habe einen Roboter da drin«, brummte er.
»Roboter können gehackt werden.«
»Nur wenn sie schlau genug sind, auf neuen Input zu achten. In diesem Fall handelt es sich um eine Kabel legende Drohne vom Amt für Stadtreinigung. Geht unbeirrbar ihrer Arbeit nach und ist dumm wie ein Stein. Sie versucht, ein Breitbandkabel durch Abwasserrohre in den Keller zu bringen, und dabei hält sie stur auf Betas Toilette zu. Es kommt niemand an ihr vorbei, das garantiere ich.«
Ich brummte skeptisch. Unser größtes Problem bestand auch gar nicht in einer möglichen Flucht – wir mussten ins Versteck hinein, bevor unser Beweis schmolz.
Ein ungewöhnlicher Anblick hielt mich von weiteren Kommentaren ab. Die Polizistin schickte eine ihrer blauen Kopien mitten in den Kampf! Ihr Dito achtete überhaupt nicht auf die Schießerei, stieß am Boden liegende Gestalten an und vergewisserte sich, dass sie außer Gefecht gesetzt waren, bevor er den Kopf abtrennte und für eine spätere Vernehmung in einen Konservierungsbeutel steckte.
Es würde sich kaum etwas ergeben. Beta war bekannt für seine Vorsicht bei den Dits; er verwendete gefälschte ID-Pellets und programmierte die Gehirne auf Selbstzerstörung, wenn sie gefangen wurden. Enorm viel Glück war nötig, um heute seinen wahren Namen herauszufinden. Was mich betraf… Ich hätte mich mit einer erfolgreichen Rettung zufrieden gegeben, und damit, diesen besonderen Laden zu schließen.
Explosionen dröhnten über den Alameda-Boulevard, und dichte Rauchschwaden entstanden vor allen Eingängen des Teller-Gebäudes, dehnten sich bis zu dem Wagen aus, hinter dem Blane und ich hockten. Etwas riss mir den Filzhut vom Kopf und zerrte ruckartig an meinem Hals. Ich duckte mich noch tiefer und schnappte nach Luft, bevor ich in die Tasche griff und das Faserskop hervorholte – eine viel sicherere Methode, Ausschau zu halten. Am Ende eines fast unsichtbaren Stiels kroch es über die Motorhaube des Wagens, drehte sich, richtete winzige Gel-Linsen auf das Kampfgeschehen und übertrug dem Implantat in meinem linken Auge zitternde Bilder.
(Notiz für mich: Das Implantat ist fünf Jahre alt und veraltet. Zeit für ein Upgrade? Oder bist du nach dem letzten Mal noch immer zimperlich?)
Der blaue Polizisten-Dit war nach wie vor dort draußen, überprüfte Leichen und bewertete den Schaden, selbst dann noch, als unsere Violetten mit der Tollkühnheit von fanatischen Stoßtruppen vorstürmten und durch alle Öffnungen ins Gebäude eindrangen. Während ich die Ereignisse noch beobachtete, trafen mehrere Querschläger den Polizisten-Golem, rissen ihn herum und ließen dicke Fleischklumpen an die nahe Wand klatschen. Der Dito wankte, krümmte sich und zitterte – die Schmerzrezeptoren funktionierten ganz offensichtlich. Violette Söldner agieren ohne Berührungszellen und achten nicht auf Wunden, während sie mit Waffen in beiden Händen schießen. Doch die Aufgabe eines Blauen besteht darin, die Sinne eines realen Polizisten zu erweitern. Er fühlt.
Autsch, dachte er. Das hat wehgetan.
Wer das verstümmelte Ding leiden sah, rechnete damit, dass es sich selbst auflöste. Stattdessen richtete der Golem sich auf und setzte seine Arbeit fort. Vor einem Jahrhundert hätte das sehr heldenhaft gewirkt, aber wir alle wissen, welche Persönlichkeitstypen heutzutage für die Polizeitruppe rekrutiert werden. Die echte Polizistin würde vermutlich die Erinnerungen des Ditos inloaden… und sie genießen.
Mein Fon klingelte in einem Rhythmus, der auf hohe Priorität hinwies – Nell wollte also, dass ich das Gespräch annahm. Ich klopfte dreimal
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