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Titel: Copy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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an den oberen rechten Eckzahn, was ja bedeutete.
    Ein Gesicht erschien und füllte das Blickfeld meines linken Auges. Eine Frau mit hellbraunem Gesicht und goldenem Haar, auf dem ganzen Kontinent bekannt.
    »Mr. Morris, ich sehe mir gerade den Bericht über eine Schießerei in Dito-Stadt an… und wie ich hörte, hat die LSA eine Einsatzbefugnis zu Protokoll gegeben. Ist das Ihre Arbeit? Haben Sie mein gestohlenes Eigentum gefunden?«
    Bericht?
    Ich sah auf und bemerkte mehrere Flugkameras, die über dem Kampfgebiet schwebten und die Logos eifriger Schnüffeldienste aufwiesen. Die Geier hatten sich nicht viel Zeit gelassen.
    Ich verbiss mir einen scharfen Kommentar. Man muss zu seinen Klienten freundlich sein und ihnen antworten, selbst wenn sie stören. »Äh… noch nicht, Maestra. Wir haben die Diebe vielleicht überrascht, aber…«
    Blane ergriff meinen Arm. Ich lauschte.
    Keine Explosionen mehr. Das Geräusch von Schüssen klang gedämpft und kam aus dem Innern des Gebäudes.
    Noch immer angespannt hob ich den Kopf. Die gepanzerte Polizistin stapfte an uns vorbei, begleitet von ihren nackten blauen Duplikaten.
    »Mr. Morris? Sie wollten etwas sagen?« Das schöne Gesicht runzelte ein wenig gereizt die Stirn. Es füllte mein linkes Auge; blinzeln nützte nichts. »Ich erwarte von Ihnen, auf dem Laufenden gehalten zu werden…«
    Eine Gruppe Putzer kam, grün und rosarot gestreifte Modelle, ausgerüstet mit Besen und Flüssigkeitssaugern. Ob entbehrlich oder nicht, Putzer-Dits ließen sich nicht an einem Ort blicken, an dem gekämpft wurde.
    »Mr. Morris!«
    »Tut mir Leid, Maestra. Ich kann jetzt nicht reden. Ich rufe Sie an, wenn ich mehr weiß.« Bevor sie Einwände erheben konnte, biss ich auf einen Backenzahn und unterbrach die Verbindung. Das Bild verschwand aus dem linken Auge.
    »Nun?«, fragte ich Blane.
    Farben wogten über sein Visier, und wenn ich ein Cyber-Dit gewesen wäre, hätte ich sie vielleicht interpretiert. Als rein Organischer wartete ich.
    »Wir sind drin.«
    »Und die Schablone?«
    Blane lächelte.
    »Wir haben sie! Sie bringen sie jetzt nach draußen.«
    Zum ersten Mal wagte ich zu hoffen. Trotzdem, ich blieb geduckt, als ich übers Pflaster eilte, den Filzhut holte und meinen Kopf wieder mit seiner elastischen Panzerung schützte. Clara wäre mir sicher böse gewesen, wenn ich ihn verloren hätte.
    Wir eilten an den Putzern vorbei und die zwanzig Stufen zum Haupteingang hoch. Zerfetzte Leichen und Brocken aus Pseudofleisch lösten sich in einem bunten Dunst auf, was dem Kampfgebiet etwas gespenstisch Unwirkliches gab. Die Toten würden bald verschwunden sein; zurück blieben Geschossspuren an den Mauern und schnell heilende Fenster. Und die Splitter einer großen Tür, die die Violetten aufgesprengt hatten, um ins Gebäude vorstoßen zu können.
    Nachrichtendrohnen kamen vom Himmel herab und nervten uns mit Fragen. Bei meiner Arbeit kann Publicity sehr nützlich sein, aber nur, wenn es Gutes zu vermelden gibt. Deshalb blieb ich still, bis zwei von Blanes LSA-Dits aus dem Keller kamen und eine viel kleinere Gestalt stützten.
    Schleimige Konservierungsflüssigkeit tropfte von nackter Haut, die wie Schnee glitzerte und vollkommen weiß war, abgesehen von einigen Flecken am kahlen Kopf. Das Gesicht des Ditos war unverkennbar. Ich hatte gerade mit dem Original gesprochen. Die Eisprinzessin. Die Maestra von Studio Neo, Gineen Wammaker.
    Blane wies seine Violetten an, die Schablone zu einem Konservierungstank zu bringen, damit sie vor dem Ablauf aussagen konnte. Doch als die weiße Gestalt mich sah, blieb sie stehen. Ihre Stimme klang trocken und müde, aber es war der berühmte erotische Alt.
    »M-mister Morris… ich stelle fest, dass Sie mit Ihrem Spesenkonto recht verschwenderisch umgehen.« Sie sah zu den Fenstern – viele von ihnen waren über die Selbstreparatur hinaus beschädigt – und zu den Resten der Tür. »Muss ich für all dies aufkommen?«
    Die Bemerkung der Elfenbeingestalt teilte mir mehrere Dinge mit. Zuerst einmal: Sie musste entführt worden sein, nachdem Gineen Wammaker mich engagiert hatte, denn sonst hätte mich der Dito nicht erkennen können.
    Hinzu kam: Trotz eines mehrtätigen und alles andere als angenehmen Aufenthalts in WD-90-Lösung behielt Gineen ihre arrogante Sinnlichkeit, die sie auf jedes Duplikat übertrug. Haarlos, misshandelt und nass – und doch hatte dieser Golem das Gebaren einer Göttin. Und selbst die Rettung vor Betas Peinigern lehrte sie keine

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