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Copy

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Titel: Copy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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gegangen waren, sprach meine Begleiterin schließlich.
    »Es… tut mir Leid, Albert«, flüsterte Ritu.
    Ich sah sie an und stellte fest, welchen gequälten Mut diese einfache Entschuldigung erforderte. Doch ich war nicht in der richtigen Stimmung, es leicht für sie zu machen. Denn wir beide wussten, was Beta tun würde – was er tun musste –, um zu überleben.
    Wenn Ritu entkam, gestand sie sich vielleicht den Ernst ihres Zustands ein und suchte in einem Hospital Zuflucht, während Betas Vorrat aus versteckten Ditos durch Ablauf immer mehr zur Neige ging und die Erinnerungen der Golems immer älter und nutzloser wurden. Die richtige Therapie würde Ritus zweite Persönlichkeit zum Vorschein bringen, herausfordern und zur Rechtfertigung zwingen, wenn sie eine drastische Behandlung vermeiden wollte.
    Selbst wenn es wieder zu Verleugnung kam und Ritu von sich aus keine Hilfe in Anspruch nahm: Ich würde ihr Problem sowohl ihrem Arbeitgeber als auch ihrem persönlichen Arzt melden. Ob mit Therapie oder ohne: Beta wäre als Meisterverbrecher erledigt. Denn traurige Berühmtheit würde Ritu Lisabetha Maharal der kontinuierlichen Aufmerksamkeit des Weltauges aussetzen – die freien Netze der Amateure würden ihre Ditos nie aus den Augen lassen. Auf Jahre hinaus. Unterweltfiguren standen in einem besonderen Rampenlicht. Das empfinden sie als recht störend, wie wir in den Jahren nach dem Großen Raub erfahren haben.
    Um das zu vermeiden, konnte uns Beta nicht gehen lassen. Er musste einen Weg finden, Ritu gefangen zu halten, als Sklavin seines ganz eigenen Fortpflanzungszyklus – eine Art Selbstvergewaltigung, die mich entsetzt hätte, wenn ich nicht so besorgt um mein eigenes Schicksal gewesen wäre.
    Denn mein alter Feind Beta hatte keinen Grund, mich am Leben zu lassen.
    Ich versuchte, die einzelnen Teile zusammenzufügen und dachte: Am Dienstag schnüffelte eine Kopie von Aeneas Kaolin in Maharals Haus herum, nicht wahr? Der Dito suchte nach irgendwelchen Dingen und wollte dabei nicht von Ritus Grauem erwischt werden.
    Und es war Kaolin, der auf Ritu und mich schoss, als wir durch die Wüste fuhren.
    Er muss von der Verbindung zwischen Ritu und Beta erfahren haben, vielleicht noch eher als sie selbst.
    War er derjenige, der Betas Geschäfte »übernommen« hat?
    Ich erinnerte mich an meine erste Begegnung mit Ritu und ihrem Chef in der luxuriösen Yugo-Limousine. Sie schienen beide einer Meinung und ehrlich bestrebt gewesen zu sein, meine Dienste in Anspruch zu nehmen, um den vermissten Professor Maharal zu finden. Insgeheim hatten sie vermutlich beide daran gedacht, mich zu benutzen, um die Beta-Person unter Kontrolle zu halten… und vielleicht für ihre Zwecke zu verwenden.
    Doch das alles änderte sich am Dienstagabend. Offenbar bekam es Aeneas plötzlich mit der Angst zu tun. Wegen des Prionenanschlags auf Universal Kilns? Oder aus einem anderen Grund, der mit Ritus Vater zu tun hat.
    Das könnte erklären, warum er den Platindito geschickt hat, der auf dem Highway auf uns schoss. Ritu und ich, wir waren beide als Graue getarnt. Vielleicht glaubte Kaolin, dass ich mich mit Beta verbünden wollte, und dass wir beide auf dem Weg waren zu einem Treffen mit…
    Meine Gedanken wirbelten durcheinander und versuchten, Dinge miteinander zu verknüpfen. Doch bevor sich ein neues Bild ergeben konnte, bemerkte ich etwas, das mehr Aufmerksamkeit verlangte. Etwas, das einen Hoffnungsschimmer für uns bedeutete.
    Auf der linken Seite zweigte ein Tunnel ab – möglicherweise ein Ausweg.
     
    DER KLEINE TUNNEL bog scharf ab und verlief fast parallel zu dem, in dem wir bisher unterwegs gewesen waren – offenbar führte er zu einem anderen Teil der militärischen Basis, die wir verlassen hatten. Als Maharal hier nach verborgenen Schätzen gegraben und sich aus dem geheimen Hightech-Hort einer Nation bedient hatte, war es ihm um mehr als nur ein Ziel gegangen.
    Dieses neue Loch wirkte noch dunkler und kleiner als das andere. Aber es bot uns eine Chance, die ich sofort nutzen wollte – ich ergriff Ritus Arm und zog sie hinter mir her.
    Sie beschwerte sich nicht und steckte wieder hinter ihrem Schild passiver Resignation. Kein Wunder, dass sich Ritu von einem Hirngespinst schikanieren ließ, dachte ich, was sicher keine sehr freundlichen Worte waren. Wie seltsam, dass der aggressive, starke Teil ihres Selbst unterdrückt war und sich erst beim Kopieren bemerkbar machte. Sie muss eine sonderbare Kindheit gehabt haben.
    Wir

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