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Copy

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Titel: Copy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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alter Sack ich bin, verdammt. Unberechtigte Annahmen sind das Verderben für jeden Privatdetektiv.
    Es fiel mir noch immer schwer, alles zu verarbeiten, und ich rief mir ins Gedächtnis zurück, was ich im Lauf der Jahre über das Phänomen der multiplen Persönlichkeit erfahren hatte.
    Es ist keine Entweder-oder-Angelegenheit. Die meisten Menschen erleben von Zeit zu Zeit Subselbst-Überlappungen: verschiedene innere Stimmen, die miteinander diskutieren und Dinge abwägen, wenn wichtige Entscheidungen getroffen werden müssen. Nie gerät dabei dauerhaft die Illusion von einer einzelnen, vereinten Identität in Gefahr. Das andere Extrem sind Menschen mit tiefen mentalen Rissen und voller Selbsthass, Bewusstseinssphären mit verschiedenen permanenten Persönlichkeiten, die unterschiedliche Werte, Stimmen und Namen haben, die gegeneinander um Kontrolle ringen.
    Vor der Kiln-Zeit gab es nur wenige offenkundige Beispiele dafür, abgesehen von berühmten Fallstudien und einigen Übertreibungen in Filmen, denn ein Körper und ein Gehirn bieten einfach nicht genug Platz! Auf einen Schädel beschränkt hatte für gewöhnlich eine dominante Persönlichkeitsfassade die Kontrolle. Wenn weitere Ichs existierten – das Ergebnis von Traumata oder neuraler Verletzung –, so blieb ihnen nichts anderes übrig, als eine Art Guerillakampf zu führen oder von unten Sabotage zu betreiben.
    Die Dito-Technik änderte das alles. Das Syndrom der multiplen Persönlichkeit ist noch immer sehr selten, aber ich habe erlebt, wie das Kopieren manchmal Unerwartetes hervorbrachte. Eine Besonderheit, im Original latent oder unterdrückt, kam plötzlich im Duplikat zum Vorschein und manifestierte sich im Pseudoleben eines Ditos.
    Aber nie war es so extrem wie bei Ritu/Beta! Die Originalperson, offenbar eine kompetente Akademikerin, wusste nichts von der Existenz ihres Alter Egos, obwohl es fast jeden Dito entführte, den sie herstellte.
    Ich bin nur ein Kriminalist und kein erfahrener Psycho-Diagnostiker, aber ich vermutete eine mögliche Verbindung mit der Yang-Pimintel-Krankheit. Vielleicht eine Variante von Smersh-Foxleitner, oder eine seltene und gefährliche Art des Syndroms der moralischen Orthonogalität. Erschreckender Kram! Insbesondere weil einige dieser Geistesstörungen oft mit der schlimmsten Art von Genius in Verbindung stehen. Solche Leute sind imstande, sich selbst zu täuschen und finden immer hervorragende Rechtfertigungen für jedes Verbrechen.
    Die Geschichte zeigt, dass einige dieser Psychopathologien vererbbar sind und von einer Generation an die nächste weitergegeben werden. Es könnte erklären, warum ich von Anfang an weit unterlegen war.
     
    VIEL DAVON GING MIR wenige Sekunden nach Ritus Enthüllungen mithilfe der Parabel von der Insektenpuppe durch den Kopf. Ich wollte aufstehen und große Augen machen, in einer Folge kummervollen Erkennens blinzeln und Fragen stammeln – all die altehrwürdigen Arten, mit denen Menschen seit eh und je auf extreme Überraschung reagieren. Doch dazu blieb keine Zeit; wir mussten schnell weitergehen. Etwas anderes blieb uns nicht übrig, mit einer Gruppe von Betas vor uns, die sich durch den Tunnel kämpfte, und einer zweiten dicht hinter uns.
    Ich begriff, warum uns die beiden Gruppen aus Beta-Drohnen bisher in Ruhe gelassen hatten, ohne zu versuchen, uns zu erreichen. Ritu, Archi und Schablone, befand sich sicher zwischen ihnen und damit genau am richtigen Ort, falls weitere Ditos hergestellt werden mussten. Bis dahin gab es keinen Grund, sie erneut zu belästigen. Ganz im Gegenteil: Sie würden sogar bestrebt sein, Ritu zu schützen und ihr physisches Wohlergehen zu gewährleisten.
    Ich versuchte verzweifelt nach einem Sinn in all dem Durcheinander.
    Ritu war die ganze Zeit über imstande, Beta zu vernichten, indem sie sich von Kopiermaschinen fern hielt! Wenn der Schmetterling beschlossen hätte, keine Eier mehr zu legen, wären bald keine mampfenden Raupen mehr unterwegs gewesen!
    Um sich davor zu schützen, musste der paranoide Beta überall in der Stadt gefrorene Kopien versteckt haben. Einer von ihnen war ich hinter dem Teller-Gebäude begegnet, nach der Aktion am Dienstag, und jener Dito hatte davon gesprochen, dass jemand seine Geschäfte übernahm. War uns eine jener Reservekopien hierher gefolgt, um Ritu zu zwingen, erneut zu prägen?
    Warum hatte mich Ritu seit unserem Aufbruch am Dienstagabend nie davor gewarnt?
    Na schön, an einer Stelle hatte sie die

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