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Copy

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Titel: Copy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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kamen nicht schnell voran. Der Boden dieses Tunnels war uneben, und immer wieder mussten wir uns ducken. Maharal hatte dieser Passage nur wenig Zeit gewidmet, vielleicht deshalb, weil er sie nicht lange nutzen wollte. Es gab weniger Glühbirnen, und die meisten von ihnen schienen bei den Kämpfen zerschossen worden zu sein. Überall lagen die Reste von Robotwächtern, manche von ihnen in den Schleimpfützen aufgelöster Golems. Ersatzgeschöpfe aus Ton und Silizium hatten in diesem engen Tunnel ein kurzes, erbittertes Gefecht geführt.
    Gab es Überlebende? Und noch wichtiger: Waren sie noch immer darauf bedacht, die Verletzung von Wesen aus echtem Fleisch zu vermeiden? Oder spielten solche legalistischen Unterscheidungen keine Rolle mehr?
    Ich verlor die Vorstellung von Zeit und Entfernung. (Mein Implantat funktionierte dort unten natürlich nicht.) Dennoch wuchs die Hoffnung, als Ritu und ich durch die Düsternis eilten. Wir näherten uns dem Militärstützpunkt, einem Teil davon, den Maharal für wichtig genug gehalten hatte, um viele Golems für das Graben dieses Tunnels einzusetzen. Wieder in der Basis wollte ich diesmal sofort ein Fon benutzen…
    Plötzlich stieß ich gegen etwas in der Dunkelheit und stolperte an einem weichen Hindernis vorbei. Ein Körper stöhnte und streckte dicke Arme nach mir aus, aber es gelang mir, rechtzeitig zur Seite zu springen. Der auf dem Rücken liegende Kampf-Golem konnte mir nicht folgen, denn drei Viertel von ihm waren zerstört.
    So weit die guten Nachrichten.
    Die schlechten Nachrichten lauteten: Ritu und ich standen auf gegenüberliegenden Seiten des Kriegerditos, der die Reste seines dampfenden Kopfs drehte und zu uns beiden aufblickte, bevor er fragte:
    »Suchen Sie das Weite, Morrrissss?«
    Die kratzige, sabbernde Stimme war nicht schlecht für jemanden, der nur noch die Hälfte eines Gesichts hatte. Die meisten Ditos würden sich nach so großen Beschädigungen auflösen, mit einer Stehenden Welle, die wie Zuckerwatte in einem Sturm zerfaserte. Aber Gladiatorenmodelle sind sehr robust.
    »Sie sollten nicht dorthin gehen.« Der Kopf nickte in die Richtung, in der wir unterwegs waren.
    »Warum nicht?«, erwiderte ich. »War die Verteidigung zu stark, Beta? Konnten Sie sich nicht hindurchkämpfen?«
    Was von den Schultern übrig war, hob und senkte sich kurz. »Nein, wir haben es geschafft. Aber Yossie hatte sich den Kram bereits geschnappt. Er steckt in seinem Laboratorium. Mir graust bei der Vorstellung, was er dort anstellt…«
    »Wie bitte? Wovon reden Sie da? Maharal ist tot!«
    Ein trockenes Kichern. »Glauben Sie?«
    Ich spuckte, um den schlechten Geschmack im Mund loszuwerden. »Der Coroner war gründlich. Yosil Maharal starb in den Resten seines Wagens. Und irgendwelche Geister von ihm sind inzwischen längst abgelaufen.«
    »Solche Geister gäbe es noch, Morris. Aber davon hat Ihnen Alpha nichts erzählt, oder?«
    Alpha. Betas Spitzname für Ritu. Im matten Licht wirkte sie hohlwangig und voller Elend angesichts der Gestalt auf dem Boden, wegen ihres Zustand, den schnodderigen Bemerkungen und vor allem des Spiegeleffekts: Abscheu in Bezug auf ein Spiegelbild, auf einen Aspekt der eigenen Person, den man hasst. Es musste schlimm für sie sein.
    »Wovon redet er?«, fragte ich. Aber Ritu wich zwei Schritte zurück und schüttelte den Kopf.
    Der zertrümmerte Golem lachte. »Na los, sag es ihm! Erzähl Morris vom Projekt Zarathustra und was es für den Status quo bedeutet. Erzähl ihm von der neuen Methode, Ditos zu erneuern und ihr Pseudoleben auf Wochen oder gar Monate zu verlängern…«
    »Aber das würde…«
    »… oder von den Forschungen mit dem Ziel, besser von Dito zu Dito zu kopieren. Das ist der Teil, dem vor allem mein berufliches Interesse galt, denn er hätte das Geschäft mit den Raubkopien noch lukrativer gemacht. Ich brauchte Details, die Ritu während ihrer täglichen Arbeit in der UK-Verwaltungskuppel nicht erfahren konnte. Aus irgendeinem verdammten Grund weigerte sie sich, die Forschungsabteilung aufzusuchen, so sehr ich sie auch drängte. Deshalb ließ ich mir einen raffinierten Spionageplan einfallen – der Sie benutzte, Morris.
    Allerdings ging der Schuss irgendwie nach hinten los. Offenbar bin ich einem hohen Tier auf die Füße getreten.
    Jemandem, der die Möglichkeit hatte, mich ausfindig zu machen und…«
    »Sie meinen eine mächtige Person. Kaolin?«
    Der Golem zuckte erneut mit den Schultern. »Wer sonst? Er ärgerte sich bereits,

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