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Blickkontakts dachte. Er beneidete mich, was sicher nicht sehr oft geschah. Er wünschte sich, er könnte der schönen Ritu Maharal noch einmal begegnen, ihr Hilfe oder Trost anbieten.
Pech gehabt, Albert, dafür bin ich da. Immerhin hat sie um einen Dito gebeten, und dies ist ein High-Quality-Grauer.
Keine Sorge, Boss. Du brauchst mich später nur zu inloaden. Dann bekomme ich Kontinuität, und du erinnerst dich an alle Details. Fair für beide Seiten. Die Erfahrungen eines Tages für ein Leben danach.
AN ARBEITSREICHEN TAGEN ist der Transport immer problematisch. Wir haben nur einen Wagen, und Archi behält ihn, für den Fall, dass er los muss. Es gilt, den Rig-Körper vor Regen und harten Objekten zu schützen. Zum Beispiel vor Verkehrsunfällen und Kugeln.
Nur schade, dass er meistens zu Hause bleibt, im Bademantel und in weichen Pantoffeln »ermittelt«, indem er das Netz durchstöbert – seine Recherchen bezahlt er dann mit einer Kurz-Ident unserer Retina. Der Volvo steht also meistens in der Garage. Wir Ditos sind mit Bus oder Scooter unterwegs.
Es sind noch zwei Scooter da, und heute haben wir drei Golems hergestellt. Also muss ich die kleine Vespa mit einem billigen kleinen Grünen teilen, der in der Innenstadt Besorgungen machen will.
Ich fahre natürlich. Der Grüni sitzt hinter mir, stumm wie eine Warze, als wir dorthin knattern, wo mich Ritu von einem Wagen abholen lassen will. Es gibt da einen kleinen Park neben der Chavez Avenue. Schattig genug für einen Dito, um zu warten, ohne in der Sonne zu schmelzen.
Ich halte den Scooter an und lasse den Motor laufen. Grüni rutscht nach vom und greift nach dem Lenker, als ich absteige. Glatt und reibungslos. Wir haben dies schon oft getan.
Er braust los, ohne noch einmal zurückzusehen. Morgen werde ich mich daran erinnern, was Grüni jetzt denkt. Wenn er es nach Hause schafft. Und daran zweifle ich ein wenig, als ich beobachte, wie er sich durch den Verkehr schlängelt und im Windschatten eines Lieferwagens fährt. Auf diese Weise kann man einen guten Scooter verlieren! Ich sollte wirklich vorsichtiger sein.
Während ich hier stehe und auf den Wagen von Universal Kilns warte, schließe ich die Augen und fühle die Wärme der Sommersonne. Die Grauen brauchen gute Sinne, und deshalb kann ich den nahen Pfefferbaum riechen, als Kinder in langen Hosen über die Äste klettern und dabei modrige Rinde lösen. Und ich rieche Rosen und Gardenien. Durch Schwammsensor-Membranen atme ich komplexe Düfte und fühle mich fast lebendig.
Nicht weit entfernt sehe ich ein Dutzend Hobbyisten, die breite Sonnenhüte tragen und sich an Gartenarbeit erfreuen – eine weitere Möglichkeit, sich die Zeit zu vertreiben in einer Welt ohne genug Jobs. Es ist ein Grund, warum ich beschlossen habe, mich an diesem Ort abholen zu lassen. Der hiesige Gartenbauclub ist hervorragend. Ganz im Gegensatz zu der Gegend, in der ich wohne; dort schert sich niemand um so etwas.
Ich lasse meinen Blick umherschweifen, um mich zu vergewissern, dass ich niemandem im Weg bin. Die Kinder sind natürlich alle real. Die meiste Leute kopieren ein Kind nur, um ihm eine Lektion zu erteilen – oder um der Oma ein Ich-Gramm zu schicken. Manche Eltern verzichten selbst darauf, weil sie subtile Schäden im noch wachsenden Gehirn befürchten. Derartiger Konservatismus lässt vielleicht nach, wenn wir uns immer mehr an die Technik gewöhnen, so wie an die anderen zur Routine gewordenen Wunder.
(Wie ich hörte, entwickeln geschiedene Paare neue Besuchsarten. Die Mutter erlaubt es dem Vater, mit dem Dito des gemeinsamen Sohns zum Zoo zu fahren, aber später verzichtet sie aus reiner Gehässigkeit darauf, die angenehmen Erinnerungen des Jungen zu inloaden. Meine Güte…)
Die meisten erwachsenen Kinderbetreuer im Park sind Rigs. Warum auch nicht? Man kann eine Kopie aus Ton herstellen und ins Büro schicken, aber wenn es um Umarmungen und Kitzeln geht, gibt es keinen Ersatz für echtes Fleisch. Außerdem macht es keinen guten Eindruck, wenn man es einem Violetten oder Grünen überlässt, sich um das eigene Kind zu kümmern. Es sei denn, man greift auf die Dienste einer Poppins von einer der Meister-Kindermädchen zurück – ein Statussymbol, das sich an diesem Ende der Stadt nur wenige leisten können.
… Eine Sekunde… Das Fon hat gerade geklingelt. Ich nehme das Mobilfon und höre zu, als Nell antwortet. Sie gibt den Anruf an mein reales Selbst weiter.
Mein Rig antwortet mit mürrischer
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