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Titel: Copy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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ein Gegenangebot. Höchstes Standardhonorar plus dreißig Prozent. Entweder geht sie darauf ein, oder sie lässt es bleiben. Wir schicken einen Grauen, wenn sie einverstanden ist.«
    »Der Graue taut bereits auf. Soll ich auch einen Schwarzen vorbereiten?«
    »Hm. Es wird ein bisschen teuer, wenn ich ohnehin einen Grauen verwende. Vielleicht wird er früh bei Wammaker fertig und kann dann heimkehren, um zu helfen.«
    »Das sollte für die Arbeit an den anderen Fällen genügen. Aber wir brauchen noch einen Grünen…«
    Nell unterbrach sich.
    »Ich empfange einen Anruf. Einen dringenden. Von einer Person namens Ritu Lizabetha Maharal. Kennst du diese Frau?«
    »Ich bin ihr heute Morgen begegnet.«
    »Das hättest du mir sagen sollen.«
    »Verbinde mich einfach, Nell.«
    Ein Wandschirm erhellte sich und zeigte das schmale Gesicht von Rik Kaolins junger Assistentin, und darin sah ich keine Erleichterung mehr, sondern Bestürzung.
    »Mr. Morris… ich meine Albert…«
    Sie blinzelte und begriff, dass ich im Kiln lag. Viele Leute halten das Prägen für einen sehr privaten Vorgang, wie das Ankleiden am Morgen.
    »Bitte entschuldigen Sie, wenn ich nicht aufstehe, Miss Maharal. Ich kann das Prägen unterbrechen, falls es dringend ist, oder in einigen Minuten zurückrufen…«
    »Nein. Es tut mir Leid, Sie zu stören, während Sie… Es ist nur… Ich habe schreckliche Neuigkeiten.«
    Darauf wies ihr Gesichtsausdruck deutlich hin. Ich wagte zu raten.
    »Geht es um Ihren Vater?«
    Sie nickte, mit Tränen in den Augen.
    »Man fand seine Leiche in…« Sie brachte den Satz nicht zu Ende.
    »Meinen Sie das Original?«, fragte ich betroffen. »Nicht der graue Dito von heute Morgen, sondern die Realperson… Ihr Vater ist tot?«
    Ritu nickte erneut.
    »Könnten Sie bitte sofort eine Kop hierher schicken? Zum Kaolin-Anwesen. Angeblich ist es ein Unglück. Aber ich bin sicher, dass mein Vater ermordet wurde!«

 
GRAUER GRIPS
 … ODER WIE DIENSTAGS ERSTER DITO EINEN RÜCKSCHLAG ERLEIDET…
     
     
    Bereit für subvokale Kommentare.
    Notizen-während-wir-in-Aktion-sind.
    Wenn dieser Körper real wäre, könnte ein Passant sehen, wie sich meine Lippen bewegen, oder mich flüstern hören, während ich dies aufzeichne. Es ist lästig, in ein Mikrofon zu sprechen. Man kann dabei belauscht werden. Deshalb bestelle ich alle meine grauen Dito-Rohlinge mit geräuschloser Aufzeichnung und dem Drang, ständig zu berichten.
    Jetzt bin ich einer von ihnen.
    Verdammt.
     
    NA UND WENN SCHON. Ich bin immer ein wenig verdrießlich, wenn ich als Kopie-für-diesen-Tag aus dem Wärmfach komme, Papierkleidung vom Ständer nehme und über Gliedmaßen streife, die noch glühen, wegen der Erhitzungsenzyme.
    Natürlich erinnere ich mich daran, dass dies schon tausendmal und öfter geschehen ist. Es gehört einfach zum modernen Leben. Trotzdem fühlt es sich so an wie damals, als mir meine Eltern eine lange Liste zu erledigender Aufgaben in die Hand drückten und sagten: Heute gibt es nur Arbeit und kein Spiel. In diesem besonderen Fall kommt hinzu, dass Albert Morris’ Golems damit rechnen müssen, abgemurkst zu werden, während sie Risiken eingehen, auf die sich die Realperson nie einlassen würde.
    Ein geringerer Tod. Kaum zur Kenntnis genommen. Unbetrauert.
    Lieber Himmel, was hat mich in eine solche Stimmung gebracht?
    Vielleicht Ritus Mitteilung. Die Erinnerung daran, dass der wahre Tod auf uns alle lauert.
    Weg damit! Es hat keinen Sinn, Trübsal zu blasen. Das Leben ist im Wesentlichen immer das gleiche. Manchmal ist man der Grashüpfer und manchmal die Ameise. Der Unterschied besteht darin, dass man heute beides sein kann, am gleichen Tag.
    Während ich einen kratzigen grauen Overall anzog, verließ mein reales Selbst den gepolsterten Scan-Tisch und sah in meine Richtung. Unsere Blicke trafen sich.
    Wenn dieses Ich heute Abend für den Inload heimkehrt, werde ich mich an diesen Moment von beiden Seiten erinnern, und das ist schlimmer als tief in einen Spiegel zu starren, oder ein übles Déjà-vu. Aus diesem Grund vermieden wir es, uns anzusehen. Manche Leute versuchen sogar, sich nie zu begegnen; sie benutzen Abschirmungen, die sie von den Golems trennen. Andere empfinden dies überhaupt nicht als Belastung und halten sich selbst für die beste Gesellschaft! Die Leute sind so verschieden. Soll eine große Stärke der Menschheit sein, habe ich gehört.
    So kurz nach der Prägung wusste ich genau, was mein organischer Archetyp im Moment des

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