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Copyworld: Roman (German Edition)

Copyworld: Roman (German Edition)

Titel: Copyworld: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Szameit
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jemand berechtigt ist, über das Leben
anderer zu verfügen, es unter sein eigenes zu stellen oder das anderer…” Er
bricht schluchzend ab, wird sich kaum dessen bewußt, die Faust gegen den ersten
Mann der DTEA zu schütteln.
    Sirrah packt ihn beim Arm und
zieht ihn an sich.
    “Du schaffst es nicht, sie es
doch ein!” zischt sie wie eine zum äußersten gereizte Schlange in Korund Steins
Richtung. “Zeig ihm die Embryonen, und er wird dich töten! Tu es, ich verlange
es jetzt!
    “Selbstverständlich, er soll auch
die Embryonen sehen!”
    Als sie auf dem Weg zum nächsten
Labor sind, fragt Korund trocken: “Du weißt nun, was es mit den   Omegaschläfern auf sich hat… was denkst du:
Wie werden sich die Leute entscheiden, wenn wir sie aus ihren Träumen reißen
und ihnen den Amrita anbieten? Werden sie aus den Copyworld -Festungen strömen
– oder werden sie den Amrita schlucken und liegenbleiben, um einen unendlichen
Traum von unendlichem Glück träumen zu dürfen?”
    “Du hast gerade selbst gesagt,
sie würden alles niedertrampeln”, entgegnet Hyazinth verwirrt.
    “Blödsinn! Ich sprach nicht von
den Omegaschläfern. Gehen wir davon aus, es gelänge uns, die gesamte
Bevölkerung der DTEA in den   Omegaschlaf
zu manipulieren… Wir hätten dann genug Zeit, den Amrita bis zur Produktionsreife
zu entwickeln, könnten jedem die wahrhafte Unsterblichkeit garantieren. Vergiß
nicht, was   Omegaschlaf bedeutet: den
Himmel auf Erden. Du selbst hast mit Beryll einige der Standardwelten besuchen
können. Die Auswahl reicht hin, um allen Gelüsten gerecht zu werden. Und nun
stell dir vor, du würdest aus einem dieser höchst angenehmen Träume geweckt und
vor die Wahl gestellt, entweder weiter zu träumen, oder die herrliche
Schopenhauerwelt gegen die Tristesse der Realität zu tauschen…”
    “Ich würde in jedem Fall die
Realität vorziehen!”
    “Quatsch! Du… du möglicherweise…
nein, du ganz bestimmt. Deshalb sollst du mein Nachfolger werden. Aber alle
anderen, die wollen nur ihren billigen Traum, und sie werden dich erschlagen,
solltest du versuchen, sie daran zu hindern!”
    “Das ist nicht wahr! Alle träumen
sie von einem Leben in der Wirklichkeit, von Liebe, Gleichheit, Gerechtigkeit…”
    Der Erste Exarch lächelt kalt.
    “Du hast nur ihre gefesselten
Träume gesehen. Du hörtest nur die Schreie der Seele, die Angst vor der
Peitsche des Gewissens hat. Du hast immer nur Sklaven erlebt, Sklaven des
Leibes, der Moral, des Geistes, des Gewissens, der Angst, der Lust, der
Phantasie – du hast nie einen wirklich freien Menschen gesehen, einen
omnipotenten Herrscher, das Ziel der biologischen Evolution! Du hast dich nie
als das gesehen, was deine Bestimmung ist!!”
    Korund Stein hat die Arme wie zum
Gebet Hyazinth entgegengestreckt. Aber bevor Hyazinth auch nur eine Geste des
Erstaunens machen kann, sagt er: “Aber das Recht auf diese Bestimmung mußt du
dir erst erkämpfen, und dein Gegner in diesem Kampf ist der unerbittlichste,
gefährlichste, gnadenloseste, den es gibt. Sirrah hat recht: Du selbst stehst
dir im Wege. Aber ich will dir helfen, auch diesen Gegner zu besiegen. Vertrau
mir. Du sollst nicht als meine linke oder rechte Hand neben mir sitzen,
Hyazinth, du sollst ein Teil von mir werden! Und wenn aus einem Teil das
Größere wird, so soll es mir nur recht sein! Du –”
    “Nein!!” Sirrahs Schrei ist wie
ein Schwerthieb.
    “Nein! Du wirst ihn nicht
erpressen! Schweig! Du betrügst dich selbst, wenn du ihm alles sagst. Das wirst
du nicht tun!”
    Korund Stein hört tatsächlich auf
ihren Einwand und sagt nur: “Gut. Er soll die Embryonen sehen, und dann soll
sich alles entscheiden.”
    Hyazinth brummt der Schädel. Er
merkt nicht, daß Sirrah ihm die Nadelpistole aus dem Holster zieht.
    Um in das nächste Labor zu
gelangen, müssen sie eine Schleuse aus mehrfach gepanzerten Türen passieren.
    Der Raum wird beherrscht von
Reihen gebündelter Glasröhren, die etwas an Orgelpfeifen erinnern. In diesen
Röhren schimmern in einer klaren Flüssigkeit winzige Menschlein mit dünnen
Ärmchen und Beinen, aber ungewöhnlich großen Köpfen. Es sind Tausende,
vielleicht Zehntausende.
    Sogleich muß Hyazinth an die
Omegahallen der Festung Van Zyl denken, an die seltsamen Waben, in denen
die   Omegaschläfer steckten wie
Bienenmaden.
    Ein Mitarbeiter im schwarzen
Overall erläutert auf Korund Steins Befehl den Sinn der Anlage. Hyazinth dachte
anfangs, dies sei etwas ähnliches wie die

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