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Copyworld: Roman (German Edition)

Copyworld: Roman (German Edition)

Titel: Copyworld: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Szameit
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mir geschaffenen Elite sich dieser großartigen
Schöpfung bedienen können. Wer da von Betrug redet, der gehört nicht zu denen,
die einst diese Welt beherrschen werden, denen mangelt es an Weitsicht und
Schöpferwillen. Schließlich geben wir den vermeintlich Betrogenen das, was sie
sich am sehnlichsten wünschen: die Verwirklichung ihrer Träume.”
    “Träume, die ihr ihnen eingeredet
habt!”
    “Selbstverständlich, meine Liebe,
denn nur so funktioniert die menschliche Gesellschaft: Gib dem Volk eine
Ideologie, ein Ziel und einen Weg. Kontrolliere damit ihre Sehnsüchte und
Ängste, ihr Fühlen und Denken. Und dann wirst du frei sein, wie ein Gott
schaffen und wirken zu können, denn sie selbst werden dich zu ihrem Gott
machen. Es liegt im Wesen jeder Göttlichkeit, der einzige Maßstab zu sein… und
immerhin mußt du doch zugeben, daß wir aus dem alten Chinesen und dem
versponnenen deutschen Schulmeister eine überzeugende Religion des
Fortschritts, der Rettung – na, eben der Großen Umkehr zusammengezimmert haben.
Man muß die Menschen manchmal zu ihrem Glück zwingen.”
    “Du meinst wohl, man muß sie
zwingen, deinem Glück zu dienen.”
    “Das ist es, was mich an dir so
entzückte, meine Liebe: Deine grenzenlose Naivität. Das hat er von dir.
Begreife endlich, daß es die einzige Möglichkeit ist. Die primitive Masse hat
einen gänzlich anderen Glück- und Lebensanspruch als die Elite, und
staatsmännische Kunst ist es, beides im günstigen Konsens zu vereinen. Die
Masse will dienen! Und wir brauchen Diener. Indem sie uns dienen, helfen sie
sich selbst, denn nur wir sind fähig, ihre Geschicke zu lenken und zu leiten.”
    Hyazinth ist längst bei vollen
Bewußtsein. Zuerst täuschte er anhaltende Ohnmacht vor, um noch ein Weilchen
Sirrahs Liebkosungen genießen zu dürfen. Jetzt aber verstellt er sich,   um dem befremdlichen Gespräch lauschen zu
können. Er hält die Augen geschlossen und bemüht sich, ruhig und gleichmäßig zu
atmen. In seiner Brust gefriert es wie zu Eis bei Korund Steins zynischen
Worten. Immer deutlicher wird ihm, daß es keine Verschwörung gegen den Ersten
Exarchen gibt, sondern daß der selbst an der Spitze eines Komplotts gegen das
Volk der DTEA steht. Tremakut und Rhomega und Tauphi hatten recht: Alles ist
Lüge!
    “Sie werden euch irgendwann
erschlagen wie räudige Hunde” sagt Sirrah frostig.
    “Nichts werden sie tun, denn wir
geben ihnen ja, wonach sie dürstet. Überall stehen sie Schlange, um endlich
digitalisiert zu werden.”
    “Nicht überall! Nicht in
Szingold.”
    “Szingold! Dieses Rattennest!
Notfalls werde ich die Brut mit Giftgas ausräuchern. Du hast recht, sie werden
allmählich gefährlich.”
    “Wenn du das tust, wirst du allen
anderen die Augen öffnen! Dann bricht dein erbärmliches Kartenhaus mit einem
Schlag zusammen.”
    “Ach was! Das wird ein Unfall
sein, eine schreckliche Katastrophe. Und bei der Behebung ihrer Folgen wird das
Volk der DTEA zu einer verschworenen Gemeinschaft zusammenwachsen.” Korund
Stein lacht triumphierend auf.
    “Du wirst ein furchtbares Ende
nehmen, Korund!” In Sirrahs Stimme klingt helles Entsetzen. “Dein Richter ist
längst geboren wie einst der König der Juden, und du kannst nicht alle Kinder
Szingolds töten lassen.”
    “Ich kann! Denn ich bin nicht
irgendein Scharlatan, der behauptet, Gottes Sohn zu sein - ich bin Gott!!”
antwortet der Exarch mit grimmiger Entschlossenheit.
    Dein Richter ist längst geboren,
hallt es in Hyazinth nach und: Ich kann! Aus dem Eis in seiner Brust wird
glühende Hitze. Seine Gedanken schwirren durcheinander wie ein Mückenschwarm.
Worte von Kong-Qiu kommen ihm in den Sinn, scheinbar bezugslos: Der Herrscher
muß maßhalten können und die Menschen lieben. Und: Wer seine Pflicht kennt,
sich ihr aber entzieht, ist ein Feigling.
    Dazwischen kommt ihm Laudse in
den Sinn:
    wären sie ohne begierde / ohne
begierde durch ruhm /die welt ordnete sich von selbst...ein wahrer lenker der
menschen ist demütig...töten soll nur, wer zu töten befugt ist...töten soll
nur, wer zu töten befugt ist...Wer seine Pflicht kennt, sich ihr aber entzieht,
ist ein Feigling...töten soll nur, wer zu töten befugt ist.
    Hyazinth springt auf und greift
zur Nadelpistole.
    “Ich bin befugt!” brüllt er
voller Haß.
    Sirrah stößt einen spitzen,
erschreckten Schrei aus. Korund Stein stolpert drei Schritte zurück und starrt
Hyazinth verständnislos an. Dann scheint er zu begreifen, und

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