Coq 11
verloren und etwas unternommen hatte, was im gesamten Kalten Krieg nicht passiert war: Er hatte abgedrückt.
Wenn die Russen nun beabsichtigten, den Export dieser Technologie zu steigern, wurde damit, ganz abgesehen vom finanziellen Gewinn, den man damit erzielen konnte, die amerikanische Vorherrschaft über die Weltmeere unterminiert. In der amerikanischen Flotte wurde der VA-232-Schkwal der Einfachheit halber als »Flugzeugträgerkiller« bezeichnet. Das sagte alles.
Das russische Jahresbudget für die gesamte U-Boot-Flotte betrug zum Zeitpunkt der Torpedierung der Kursk weniger als siebzig Millionen Dollar. Diese Zahl stimmte in vieler Hinsicht nachdenklich und wurde von allen bekannten Nachrichtendiensten der Welt, vom MI6 und der CIA im Westen bis zur ISI in Pakistan, auf Tausenden von Seiten analysiert.
Das größte Interesse, und die konkretesten und innovativsten Ideen, weckte sie bei einem Geheimdienst, der eher wenig bekannt war. Und das, obwohl er in vieler Hinsicht genauso effektiv arbeitete wie sein berühmter Hauptfeind, der israelische Geheimdienst Mossad. Seine Effektivität beruhte unter anderem auf den großen Ähnlichkeiten mit eben diesem Mossad.
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Es war eine Schwäche: Sie hatte keinen Respekt vor Engländern. Zumindest nicht vor Engländern, die im öffentlichen Dienst arbeiteten und sich selbst als civil servants bezeichneten. Eine eigentlich typisch englische Untertreibung, denn als servants, also Diener, begriffen sich solche Gestalten ganz und gar nicht. Wenn sie in der Ausübung ihres Dienstes überhaupt eine Aufgabe erkannten, dann bestand diese eher darin, die britische Öffentlichkeit hinters Licht zu führen, als ihr zu dienen.
Vielleicht lag es auch daran, dass sie eine Frau war und diese gut gekleideten Snobs mit dem tadellosen Benehmen ständig den Eindruck erweckten, mit ihrer Weiblichkeit nicht umgehen zu können. Wenn sie diesen Männern begegnete, konnte sie sich mitunter nur schwer gegen unpassende Fantasien zur Wehr setzen. Mitten in einem Vortrag eines dieser Männer im gut sitzenden Anzug musste sie plötzlich an Würgehalsbänder mit Nieten denken, wie sie Rocker und Punks von New York bis Beirut trugen. In der Woche ihrer Ankunft in London hatte ein weiterer Minister beziehungsweise ein hohes Parteimitglied seinen Platz räumen müssen, weil News of the World enthüllt hatte, dass der brave Familienvater des Öfteren Gast in einem Schwulenbordell gewesen war, das solche speziellen Spielzeuge bereithielt.
Zu seinem Glück ging das Ende seiner Karriere in einem sehr viel größeren Ereignis unter, das sogar die Londoner Presse vorübergehend ihre Sexfixierung vergessen ließ. London hatte seinen 11. September erlebt. Drei Selbstmordattentäter hatten in der Untergrundbahn und in einem Bus zugeschlagen. Es hatte zweiundfünfzig Tote gegeben.
Der Angriff war nicht überraschend gekommen, und die Verluste in der Londoner Bevölkerung waren verhältnismäßig gering gewesen. Aber dem Entsetzen und der Terrorhetze, die nun in der britischen Öffentlichkeit und den Medien grassierten, lagen auch nicht die Toten, sondern die Tatsache zugrunde, dass die Terroristen Einheimische gewesen waren. Der erste Anschlag auf London war also nicht wie erwartet von irgendwelchen saudiarabischen Fanatikern aus Osama bin Ladens Gangsterbande verübt worden, sondern von britischen und sogar recht wohlgeratenen Jugendlichen. Sie selbst fand das nicht überraschend. Aber es war klar, dass dieses angebliche Mysterium eines der Hauptthemen in den kommenden beiden Sitzungen sein würde.
Sie war lieber zu Fuß gegangen, als sich von ihren britischen Gastgebern ein Taxi bestellen zu lassen. Von ihrem Hotel in St. James’s Place war es nicht weit über die Themse, und für Juli war es in London nur mäßig kalt. Auf der Vauxhall Bridge blieb sie stehen und betrachtete das grüne und gelbweiße Gebäude, das an eine große arabische Hochzeitstorte erinnerte. Genau in der Mitte der Torte befanden sich die großen Sitzungssäle mit den hohen Fenstern, in denen das internationale Treffen stattfinden sollte. Zwei Stockwerke darüber lagen wie in einer Art Hochsitz oder Kanzel die Büros der Bosse. Von ihrem Standort auf der Brücke hätte sie ohne weiteres beide Ziele mit dem RPG, einem Granatgewehr, treffen, nachladen und noch einmal schießen können. Sie hätte die Waffe über das Brückengeländer geworfen und wäre denselben Weg zurückgerannt, den sie gekommen war, und wäre mit
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