Cora Historical Gold 129 - Die Novizin
weiter.
»Ich wollte bei Tagesanbruch mit der Arbeit anfangen«, sagte der Müller nun schon zum zehnten Mal und wischte sich die Nase am Ärmel ab. »Und da lag das Rad. Das hat schon meinem Vater gehört und dem seinem Vater vor ihm.« Er schlug die Hände vor das Gesicht und ließ sich von seiner lieben Frau, den zwei Müllerburschen und der Kundschaft trösten. Aus der Schar kam Gemurmel, das allzu vertraut war.
»Der Fluch …«
»Böse Geister …«
»Mistress Ann …«
»Es war nicht der verflixte Fluch«, erklärte Peril wütend und trat mitten unter die aufgeregte Menge. »Das ist doch mutwillige Zerstörung – von Menschenhand. Erkennt Ihr das denn nicht?«
»Aber warum sollte einer so was mit meinem Rad tun?« fragte der Müller ungläubig. »Was hätte er denn davon?«
»Nach meiner Erfahrung zieht immer irgendwer Nutzen aus dem Werk der Zerstörung«, verkündete Peril. Er ließ seinen Blick über die Bäume schweifen und dachte an die Räuber, die Claxton auf seinem Anwesen beherbergte. Sie mussten seine Patrouille im Süden und Westen gesehen haben – oder waren gewarnt worden. Und prompt waren die Schurken in Whitmores Norden eingefallen und hatten dort geplündert und gewütet.
»Dann stellt sich uns die Frage, wem es nützt, wenn Whitmore kein Mühlrad und keine Haferflocken zum Füttern und kein Mehl zum Brotbacken hat«, meinte Simon, der mit William of Wright das Bachufer hinaufkam.
»Wer Whitmore aushungern will«, fügte William hinzu.
»Da kommt nur einer infrage«, sagte Peril böse und sah Claxtons feixendes Gesicht genau vor sich »Überflüssig, Geister und Flüche zu bemühen, wo der Earl of Claxton an unseren Grenzen auf der Lauer liegt.« Er wandte sich an Simon und William und senkte die Stimme. »Seine Spießgesellen werden immer dreister – wir müssen ihnen Einhalt gebieten.«
Bekümmert folgte der Müller Lord Peril zu seinem Pferd.
»Was sollen wir tun, Mylord? Wir brauchen doch eine Mühle zum Kornmahlen.«
»Wir bauen eine neue. Ich schicke den Zimmermann und den Fassbinder, damit sie sich das alte Rad und das Gehäuse ansehen. Inzwischen werde ich Hadric den kleineren Mühlstein suchen lassen, den mein Vater für Belagerungszeiten aufbewahrte.«
»Wenn Ihr schon dabei seid, Mylord, könntet Ihr vielleicht auch in Erwägung ziehen, den schlammigen Mühlteich klären zu lassen, damit die Mühle besser mahlen kann?« ertönte eine allzu vertraute Stimme. Eloise war gerade auf dem alten Sir Arthur auf der Bildfläche erschienen.
»Was habt Ihr hier zu suchen?« fragte er und sah sich nach ihrem Begleiter um. Doch sie war allein – zu seiner großen Bestürzung.
»Ich hörte von dem Schaden und wollte sehen, ob ich helfen kann. Es gibt da eine neue Technik … ein oberschlächtiges Wasserrad, das von oben angetrieben wird. Es wäre viel produktiver …«
»Man braucht Euch im Saal, nicht hier draußen«, erklärte er, immer noch erbost darüber, dass sie ihm gestern Nacht die kalte Schulter gezeigt hatte. Im Schlafgemach war sie mit einem jungen Mädchen aufgetaucht, das sie ihm als ihre Zofe vorgestellt hatte. Danach ignorierte sie seine Anwesenheit, während sie das Mädchen in seine Pflichten einwies. Zu allem Überfluss verbrachte sie auch noch übermäßig viel Zeit auf den Knien, um ihre Abendgebete zu sprechen – bis er es nicht mehr aushielt und unter dem Vorwand flüchtete, die Wachposten zu kontrollieren. Nun war sie hier und bedrängte ihn, mischte sich in seine Entscheidungen ein! »Niemals dürft Ihr allein ausreifen – nie!«
»Ich dachte …«
»Nein, Ihr habt nicht gedacht«, sagte er barsch. »Und das, meine Liebe, könnte katastrophale Folgen haben.«
»Ich wollte doch nur …«
»Mylord«, unterbrach Simon, um Peril abzulenken. Als jener ihn bitterböse anfunkelte, blieb er scheinbar ungerührt. »Wenn das neue Rad besser arbeitet als das alte, sollten wir es vielleicht doch …«
»Ich bin sicher, dass Hadric all das in seine Überlegungen mit einschließt«, polterte er.
»Dann besteht wenigstens darauf, dass Hadric sich mit Sir Simon berät, um etwas über diese neue Radkonstruktion zu erfahren, bevor er seine Entscheidung trifft«, sagte Eloise, worauf er sich wieder ihr zuwandte.
»Mit wem er oder ob er sich überhaupt berät, geht Euch nichts an, Mylady. Ich dachte, das hätte ich Euch klargemacht.«
»Sehr klar, Eure Lordschaft.« Ihr Gesicht war flammend rot, und sie riss die Zügel herum, um heimzureiten. Sie bekam kaum mit,
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