Cora Historical Gold 129 - Die Novizin
paar gaben ihrer Freude darüber Ausdruck, dass ihr Herr »sich eine Nonne zur Frau genommen hatte«.
Wer würde sich besser eignen, einen Fluch zu bannen als eine fromme Schwester?
Nach den ersten zwei oder drei Versuchen zu erklären, dass sie niemals Nonne gewesen war, nickte sie nur noch und akzeptierte die krausen Vorstellungen und von Herzen kommenden Glückwünsche mit so viel Anmut, wie sie nur aufbringen konnte. Sie hatte sich inzwischen an die Eigenheiten der Leute gewöhnt. Vor einer Katentür blieb sie stehen, um ein schönes gegerbtes Vlies zu bewundern, das dort hing.
Es war das Heim des obersten Schafscherers auf Whitmore, der gerade seine Scheren schliff, die er vor der Kate auf einer Bank ausgebreitet hatte. Sie erkundigte sich nach dem Wollertrag, und er belehrte sie wichtigtuerisch über seine Arbeit. Offenbar erwartete er von ihr als Dame nicht, etwas von Schafen oder von der Schur zu verstehen. Dann kam die beiläufige Frage, die ihr durch und durch ging.
»Sagt, Mylady, was ist eigentlich aus der kleinen Nonne geworden?«
Eloise starrte ihn an, wusste nicht, was sie ihm entgegnen sollte. Mit dem Kleiderwechsel schien sie für ihn eine ganz andere Person geworden zu sein.
»Die war auf Draht«, führt er fort. »Die kannte sich im Schafpferch aus. Der alte Hadric hätte sich von der ’ne Scheibe abschneiden können.«
Die morgendliche Auseinandersetzung mit ihrem Ehemann kam ihr wieder in den Sinn, verletzte sie aufs Neue. Peril hatte Hadric, einen Schafskopf, der keine Ahnung von Schafen hatte, zum Herrn über Whitmores Vermögen ernannt, nur um ihr zu beweisen, dass sie nichts zu sagen hatte.
Sie verließ den Scherer und die anderen Kätner, die ihr durch die Gassen gefolgt waren, und trat den Heimweg an.
Wäre der Schmerz in ihrem Herzen nicht gewesen, hätte sie sich völlig hohl gefühlt. Wie konnte er sie nur so behandeln, nach allem, was sie getan hatte, um ihm mit seinem Besitz zu helfen? Nach allem, das sie im Bett gemeinsam erlebt hatten? Glaubte er, dass die bloße Tatsache, Freude zu empfangen, irgendwie ihre geistigen Fähigkeiten beeinträchtigt hätte?
Solange sie ein Habit trug, hatte er ihr zugehört und ihr Respekt gezollt und mit ihr zusammengearbeitet. Offenbar hatte der Kleidertausch sie auch in seinen Augen verändert.
»Lady Eloise!« Eine ihr unbekannte Stimme rief sie an, als sie sich den Scheunen näherte. Hadric of Hyde eilte ihr entgegen und winkte gleichzeitig zwei Männern, die im Scheunentor standen, dieses zu schließen. Bevor es zufiel, sah Eloise gerade noch einen Planwagen im Innern der Scheune.
Hacrics Amtskette klimperte. Eloise musterte die schweren Silberglieder und das Medaillon. Es handelte sich um Sedgewicks ehemalige Kette, die der Alte so treu und redlich getragen hatte.
Hadrics sonst eher fahle Gesichtsfarbe war ungewöhnlich rosig, was wohl Erregung ausdrückte.
»Mylady! Ich wurde soeben zum Haushofmeister ernannt!«
»Das hörte ich. Ich wünsche Euch alles Gute zum neuen Amt, Hadric.«
Die Worte hinterließen einen bitteren Nachgeschmack auf ihrer Zunge.
»Ich danke Euch, Mylady.« Der Mann warf sich selbstgefällig in Positur.
»Wie ich höre, wünscht Ihr mich wegen der Schur zu sprechen?«
Sie dagegen hatte nicht das geringste Interesse an einem Gespräch mit ihm, einerlei worüber, doch der Stolz der Weberinnen und künftige Einnahmen für Whitmore waren schließlich wichtiger. Sie bat ihn, sie zu begleiten, um sich ein paar Tuchmuster anzusehen, die auf dem französischen Webstuhl gefertigt waren. Zuerst widerstrebte er, doch dann ging er mit ihr zur Weberwerkstatt.
Es war ihm deutlich anzumerken, dass er wenig vom Spinnen und Weben verstand und sich durchaus nicht damit befassen wollte. Doch als sie um einen Teil der Schur für den Eigengebrauch bat, hörte er auf und erklärte, er werde das umgehend in die Wege leiten. Mylady werde deshalb in ein, zwei Tagen von ihm Bescheid bekommen, sagte er – und zwar in einem so liebenswürdigen Ton, dass es falsch klang.
Edythe stand neben Eloise im Eingang und beobachtete, wie der neue Haushofmeister zu den Scheunen zurückeilte. Die Weberin schüttelte sich und kratzte sich die Arme.
»Och, ich glaube ich brauche mein Bad dieses Mal schon einen Monat früher.«
Am nächsten Morgen stand Peril auf den großen Steinen am Mühlenbach und untersuchte das zerbrochene Mühlrad, das am Ufer lag. Er hob die Teile auf, drehte sie hin und her und gab sie dann an Simon und William
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