Cora Historical Gold 129 - Die Novizin
dass Peril Sir William befahl, sie zum Saal zu begleiten.
Eloise hatte gehofft, sich nützlich machen zu können, doch kaum hatte der Earl ihre Stimme vernommen, hatte er es nur noch darauf angelegt, alle ihre Vorschläge in Bausch und Bogen abzulehnen. Und sie hatte es hilflos geschehen lassen. Er war entschlossen, sie tagsüber zu einem namenlosen, gesichtslosen Gefäß der Tugend herabzuwürdigen und bei Nacht zu einem Objekt der Begierde …
Ihr Verhältnis verschlechterte sich mit herzzerreißender Geschwindigkeit. Beim Nachtmahl hatte er kaum drei Worte mit ihr gesprochen. Er hatte nur gegessen und sich dann für den Rest des Abends in die Kammer zurückgezogen. Als sie sich von der jungen Rose zu Bett bringen ließ und das Mädchen instruierte, hatte er sie angeglotzt und war dann hinausstolziert. Er hatte doch ein weiblicheres Verhalten von ihr verlangt. Und als sie ihm gehorchte, schien ihn das noch mehr in Rage zu bringen. Sie hatte ihn die Treppe zum unvollendeten Turm hinaufpoltern hören. Dort war er die halbe Nacht herummaschiert. Als er ins Bett kam, sollte er nicht merken, wie sehr seine Abwesenheit sie betrübt hatte; sie täuschte einen tiefen und unbeschwerten Schlaf vor.
Auf der letzten Anhöhe vor dem Dorf hielt sie an, damit William of Wright sie einholen konnte. Sie ritten schweigend nebeneinander her, bis sie schließlich fragte, ob er ihr beim Absitzen helfen und dann ihr Pferd in den Stall bringen würde, da sie den Rest des Weges zu Fuß zurücklegen wolle.
»Seine Lordschaft befahl mir, Euch bis zum Haus zu begleiten«, gab er zu bedenken.
»Aber es ist so nah …« Als sie in sein breites, mitfühlendes Gesicht blickte, quollen ihr die Tränen aus den Augenwinkeln, und sie sah rasch weg. Er musste es gesehen haben, denn er saß ab und kam um die Pferde herum, um ihr beim Absteigen zu helfen. Sie sah ihn durch das Tor verschwinden und hatte plötzlich Angst zurückzukehren – in dieselbe unerquickliche Situation ohne Aussicht auf eine Lösung. Sie wandte sich westwärts, ging um das Dorf herum und brach in Richtung Wald auf.
Kaum war sie zwischen den Bäumen, als sie jemanden herannahen hörte. Schnell verbarg sie sich hinter einem Baumstamm und spähte vorsichtig dahinter hervor. Eine seltsame Farbe – violett – stach ihr ins Auge und dann etwas Helles, Silbriges.
Eine Frau mit langem, gelöstem Haar trat heraus auf eine sonnendurchflutete Stelle und rief nach ihr.
»Seid Ihr da, kleine Schwester?«
Es war die Frau, die ihr an dem Tag geholfen hatte, als sie erfuhr, dass sie nie Nonne sein würde. Eloise trat vorsichtig ins Freie.
»Wer seid Ihr?« Sie sah die Frau prüfend an. »Was tut Ihr hier?«
»Ich vermute, wir wurden einander noch nicht vorgestellt.« Die Frau lachte. Als Eloise näher kam, bemerkte sie, dass sie ein lebhaftes violettes Gewand und goldene Ohrringe trug. »Man nennt mich Hildegarde. Und was ich hier tue …« Ihr Lächeln hatte eine Spur von Ironie. »Ich bin es müde, allein zu leben, und dachte vielleicht, dass ich ein Plätzchen im Dorf finden kann.« Sie forschte in Eloises Gesicht und entdeckte dort Spuren von Tränen. Auch das offene Haar fiel ihr auf.
»Ihr tragt keinen Schleier mehr«, bemerkte Hildegarde.
»Ich bin keine Novizin mehr. Ich bin jetzt verheiratet und eine Countess. Lady Eloise.«
»Und darüber seid Ihr nicht glücklich«, schloss die Frau.
»Viel glücklicher wäre ich, wenn … wenn mein Mann mich haben wollte.« Tränen sprangen ihr wieder in die Augen. Warum konnte sie Dinge zu dieser fremden alten Frau sagen, die sie sonst niemandem auf der Welt anvertrauen würde?
»Ist der Mann denn taub und blind?« Hildegarde legte einen Arm um sie. »Eine so wunderschöne Maid, wie Ihr es seid? Ich könnte mir denken, dass er Euch mit Vergnügen zur Seinen macht.«
»Ach, er begehrt mich schon.« Eloise musste die Worte hervorpressen. »Er begehrt aber nicht mich. « Die unterschiedliche Betonung sagte alles. Hildegarde verstand sofort. Sie schüttelte mitleidig den Kopf, und mehr brauchte es nicht, um Eloises Tränen fließen zu lassen.
Gemeinsam gingen die beiden Frauen ans Bachufer zurück und setzten sich auf einen Baumstumpf. Dann schüttete Eloise ihr Herz aus: Wie und in welcher Mission sie nach Whitmore gekommen war, und vom Befehl der Äbtissin, den Earl zu heiraten.
»Ich bin dickköpfig«, erklärte Eloise und wischte sich die Augen an den Ärmeln ab. »Und ich bin forsch, nehme kein Blatt vor den Mund und bin
Weitere Kostenlose Bücher