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Cora Historical Gold 129 - Die Novizin

Cora Historical Gold 129 - Die Novizin

Titel: Cora Historical Gold 129 - Die Novizin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Betina Kran
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verschollenes Kind. Zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt.« Er winkte ein paar Männer heran, die an den Stalltüren herumlungerten, und hieß sie, in den Ställen und dem Quartier der Burgmannen zu suchen, da kleine Jungen ja bekanntlich gern den Geschichten alter Kämpen lauschen.
    »Heute habe ich bereits viel Zeit mit Arbeiten vertan, welche in Hadrics Aufgabenbereich fallen dürften. Wenn Ihr wisst, wo er sich aufhält oder was er tut, dann sollten wir ihn vielleicht gemeinsam aufsuchen.«
    Auch Michael und Simon hatten noch nichts über den Verbleib des Mannes gemeldet. Plötzlich fiel Peril ein, dass er keinen von beiden seit der letzten Nacht gesehen hatte. Es war wohl an der Zeit, selbst herauszufinden, was der stets durch Abwesenheit glänzende Verwalter so trieb und vor allem, wo er sich herumtrieb. Eloise war daher angenehm überrascht, als Peril zustimmend nickte.
    »Ich schlage vor, wir gehen erst einmal in die Schafpferche. Wir können auf dem Weg dahin auch die Scheunen durchsuchen.« Sie kam nur zwei Schritte weit, bevor er sie am Ellenbogen festhielt.
    »Schafpferche? Kommt Ihr mir schon wieder mit der verflixten Wolle? Mehrere Katen wurden niedergebrannt, Vieh wurde abgeschlachtet. Die Räuber in unseren Wäldern werden von Stunde zu Stunde dreister, und Ihr behelligt mich mit ein paar lumpigen Säcken Wolle?«
    »Hadric hat die Schur und das Zählen der Vliese beaufsichtigt, und gestern Abend sagte er mir, der Ertrag sei zu mager ausgefallen, er könne den Weberinnen daher keine Wolle zum Eigengebrauch überlassen.«
    Er quittierte das mit einem verständnislosen Blick. »Wenn es nicht genügend Wolle gibt, Frau, dann ist das eben so. Der Mann kann doch keine Wolle herbeizaubern!«
    »Was, wenn er die vorhandene weggezaubert hätte?« wandte sie ein. »Wenn er sich mit Räubern träfe und mit ihnen gemeinsame Sache machen würde? Wäre das denn völlig undenkbar? Oder haltet Ihr das für Unfug, nur weil diese Idee von mir stammt?«
    »Nun, denn – lösen wir ein für alle Mal dieses Rätsel um Hadric! Ich werde alle Scherer dazu befragen.« Er packte sie am Handgelenk und marschierte mit ihr in Richtung der Schafpferche. Ein paar seiner Männer folgten in diskretem Abstand.
    In den Schafställen fanden sie die Gehilfen der Scherer vor, die die Tiere je nach Alter und Zuchtauswahlkriterien mit verschiedenen Farben markierten und dann den Scherern zutrieben. Eloise und Peril beobachteten, wie ein paar Mutterschafe vom dicken Winterfell befreit wurden. Dann winkte der Earl seine ersten Scherer herbei, und der Mann übergab sein Werkzeug einem anderen und kam, um mit seinem Herrn zu sprechen.
    Angesichts der Berge von Wolle, die man den Schafen dort abnahm, fragte Peril den Scherer, wo denn wohl die Ursache für den schlechten Ertrag liege.
    »Schlecht, Mylord?« Der Mann lachte. »Das ist das beste Ergebnis seit zehn Jahren. Ganz hochwertige Wolle – in rauen Mengen! Hier hatte Mistress Ann nicht die Hand im Spiel.«
    »Seltsam, findet Ihr nicht auch?« fragte Eloise mit verschränkten Armen. »Die Scherer halten den Ertrag für gut, aber Hadric bezeichnete ihn als mager.«
    »Darauf werde ich Hadric ansprechen, sobald ich ihn finde«, sagte er. Einerseits bestürzte ihn die erdrückende Beweislast, andererseits war er ratlos, wie er darauf reagieren sollte. Auf jeden Fall loderte jetzt Grimm auf, der bislang nur wie nasses Feuerholz geschwelt hatte.
    Sie gingen zu den Scheunen und Ställen, wo Hadric als Landvogt viel Zeit verbracht hatte, und wo er sich nach allem, was man so hörte, auch weiterhin oft aufhielt.
    In der ersten Scheune roch es nach Heu, Korn und altem Holz. Durch Ritzen zwischen den Dachlatten fielen Sonnenstrahlen herein und zerteilten die Finsternis in regelmäßigen Abständen, ließen Eloises Haar hell aufleuchten, während sie vor ihm her ging. Völlig hingerissen wartete er jedes Mal auf das Aufzucken des nächsten Feuerblitzes.
    »Was pflegte man hier zu lagern?« fragte sie.
    Er riss sich von ihrem Anblick los und sah sich um.
    »Korn und Futtergetreide … Hafer, Hirse und Gerste, für die kein Platz mehr in der Kornkammer ist … Flachs, Saatgut, Werkzeuge, Regale zum Trocknen …«
    Doch es gab hier fast nichts; ein paar aufgerollte Seile hingen an Haken, ein altes Wagenrad, eine zerbrochene Hühnerleiter aus Weidengeflecht und alte Säcke lagen in einer Ecke. Der Lehmboden war wie leer gefegt, abgesehen von ein paar alten Strohhalmen.
    »Keine Spur von Hadric«,

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