Cora Historical Gold 129 - Die Novizin
ihre Rösser selbst zu versorgen hätten, und wünschte ihnen einen gesegneten Aufenthalt.
Sobald die Tür sich hinter der Secretaria der Äbtissin schloss, schnaubte Peril of Whitmore: »Hab ich’s nicht gesagt? Alles nur Zeitverschwendung!« Er schleuderte seinen Helm auf eins der Betten und steckte die Daumen in den tief hängenden Gürtel, an dem die leere Scheide baumelte. »Ihr habt sie doch gesehen. Und gehört. Die gibt mir nie eine Braut!«
»Sie ist Äbtissin«, sagte Pater Basset, der ängstlich sein Kreuz befingerte und zur Tür sah. »Wir können von Glück sagen, dass sie uns nicht die Ohren abschneidet und uns diese zum Nachtmahl serviert.«
Peril tat einen Schritt auf den Priester zu und raunte ihm zu: »Sie kann sich glücklich preisen, dass ich nicht mit gezücktem Schwert hier hereingeprescht bin und mir ein paar von ihren kostbaren ›Jungfrauen‹ geschnappt habe.«
»Ihr beliebt zu scherzen, Mylord!« Peter Basset bekreuzigte sich und sah sich erschrocken um. »Denn Ihr würdet ja nie und nimmer ein Gotteshaus entweihen.« Noch lauter sagte er: »Ihr seid ein viel zu gütiger und ehrbarer Mann.«
Peril starrte ihn an. »Ach ja?«
»Ja, fürwahr!« fuhr der Priester fort, seinen Herrn in den höchsten Tönen zu loben. »Ihr habt ja nur das Wohl Eurer Leibeigenen im Sinn. Ihr werdet tun, was immer für deren Wohlergehen vonnöten ist, und deshalb sucht ihr eine Braut von tiefster Frömmigkeit und höchster Tugend, um sie zu Eurer Dame zu erwählen.«
»Und deshalb gab ich meinen letzten Heller her und fuhr übers Meer, um mich auf eine wahnwitzige Suche zu begeben, nur um es den Meinen recht zu machen …«
»… aus Sehnsucht nach einer Dame!« verkündete Pater Basset laut. »Wahrlich, die Äbtissin ist eine gute und gar kluge Frau. Sie wird den Wert Eures Opfers erkennen und eine schöne und tugendhafte Braut für Euch aussuchen.«
Peril merkte, dass da etwas faul war, mal ganz abgesehen davon, dass der Kaplan nun vollends den Verstand verlor. In seiner Gegenwart zappelte der Bursche ja häufiger … stolperte über die eigenen Füße und auch über seine Zunge … und immer …
Unversehens packte ihn der kleine Priester ganz beherzt am Ärmel und zerrte ihn in die Mitte der Kammer, wo er den Kopf senkte und Peril bedeutete, leise zu sprechen wie er selbst.
»Die Wände haben Ohren, Mylord. Hütet Eure Zunge, während Ihr hier verweilt.«
»Waaas? Sie lauschen an der Tür und lauern an offenen Fenstern?« Der Earl richtete sich auf, ohne Verständnis für Bassets Verschwörermiene, und fuhr sich mit einer Hand durch das Haar. »Das sind doch Nonnen, Basset. Fromme Frauen.«
»Weib bleibt Weib«, raunte ihm der Pater zu. »Und Äbtissinnen sind die allerschlimmsten … durchtrieben, berechnend, argwöhnisch, hinterhältig und bewandert auf Gebieten, die anderen Frauen aus gutem Grund verschlossen bleiben. Kein Bischof, der sich nicht vor ihnen in Acht nähme!«
Der Ritter entsann sich des intensiven Blickkontakts im Zwiegespräch mit der Äbtissin, wobei ihn so etwas wie ein nachträgliches Glücksgefühl ob des stummen Zweikampfes durchzuckte. Offenbar fehlte ihm das Kampfgetümmel; er war reizbar und kampflustig. Belustigt malte er sich aus, wie wohl eine Frau beschaffen sein müsste, die ihm, Lord Peril, an Willenskraft und Wortgewandtheit gewachsen wäre. Solch ein Geschöpf existierte zwar nicht … falls aber doch, dann wäre eine Begegnung mit dieser Frau zweifellos ein interessantes Erlebnis – so ähnlich wie das Kalb mit zwei Köpfen, das er damals in Lissabon gesehen hatte. So etwas konnte einen Mann schon reizen, fasziniert hinzuschauen …
Hämisch grinsend verscheuchte er jenen Gedanken wieder, nahm den Brustpanzer ab und schleuderte ihn ebenfalls aufs Lager.
»Ich bin nicht gekommen, um einen Schlagabtausch mit einer Nonne zu führen, einer tugendhaften Frau …«, an dieser Stelle stützte er einen Fuß am Bett ab, um sich eine der Beinschienen abzuschnallen, »… sondern um meinen Grund und Boden vom Fluch einer Buhle zu befreien.«
»Pssssssst!« Pater Basset eilte zu ihm, bedeutete ihm zu schweigen. »Bitte, Herr – sprecht doch nicht so innerhalb dieser Mauern«, flüsterte er.
»Was? Ihr wollt mir den Mund verbieten? Ich soll nicht einmal erwähnen dürfen, womit Ihr mich und alle in meinen Ländern seit Monaten quält und verfolgt? Was mich und die Meinen plagt und mich zwang, meine letztes Hemd für diese aberwitzige Reise herzugeben?«
»Aber ich
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