Corbins 03 - Wer dem Zauber der Liebe verfaellt...
innerlich, obwohl sie
bewußt die Schultern straffte und sich bemühte, keine Angst zu zeigen. Keith
konnte ihr nicht helfen, das stimmte, und Emma war sicher viel zu ängstlich, um
ihr von Nutzen zu sein. Rod, ihre einzige Hoffnung, war wirklich nicht zu
Hause, und es erfüllte Tess mit Entsetzen, daß Cedrick sich die Mühe gemacht
hatte, es herauszufinden.
»Gehen Sie bitte, Cedrick. Jetzt.
Sofort.«
»Ohne Ihnen bewiesen zu haben, daß
ich der Mann bin, den Sie brauchen? Aber Tess, das wäre doch sehr dumm . .«
»Ich brauche Sie nicht, Cedrick«,
unterbrach Tess ihn tapfer. »Ich brauche meinen Mann. Nur meinen Mann.«
»Du irrst dich, Süße«, flüsterte
Cedrick rauh, während er immer näher kam.
Tess schob sich um den Arbeitstisch
herum und hoffte, Cedrick so ausweichen zu können. Einmal versuchte sie noch,
zu schreien, aber es mißlang. Ihre Kehle war vor Entsetzen wie zugeschnürt.
Und Cedrick lachte über ihre Angst.
Sie schien ihn sogar noch mehr anzustacheln. »Oh, diese wunderbaren Brüste! Wie
lange sehne ich mich schon danach, sie zu entblößen, sie anzufassen ...«
Tess' Finger ertasteten die flache
Pfanne mit Entwicklerflüssigkeit hinter ihr. Cedrick kam auf Tess zu, legte
seine Hände um ihre Brüste und preßte sie schmerzhaft zusammen, aber Tess
versetzte ihm einen Stoß, der ihn aus dem Gleichgewicht brachte und
zurücktaumeln ließ.
Sein Gesichtsausdruck, als er sich
wieder gefangen hatte, verriet blanken Haß. »Wie kannst du es wagen, dich mir
zu verweigern, du freches Ding?« flüsterte er rauh und fuhr sich mit der Hand
über den Mund, als hätte er gerade etwas getrunken. »Wie kannst du es
wagen?«
Wieder näherte er sich Tess, und
diesmal handelte sie ohne nachzudenken, nur aus einem Instinkt heraus. Sie
ergriff den Behälter mit Entwicklerflüssigkeit und schleuderte ihn auf
Cedrick.
Cedrick erstarrte, schwankte leicht
und schrie gellend auf. Die Säure verbrannte zischend seine Haut, er sank auf
die Knie, und seine Schreie verwandelten sich in ein leises, beinahe tierisches
Geheul.
Emma stürzte durch den Vorhang und
starrte entsetzt auf Cedrick herab. Er kniete auf dem Boden, beide Hände auf
sein Gesicht gepreßt, und seine Schmerzensschreie waren furchtbar anzuhören.
»Hol einen Arzt, Emma«, sagte Tess
ruhig. »Und dann die Polizei.«
Achtzehn
Es war still im Krankenhaus, fast friedlich. Cynthia Golden
stand am Bett ihres Bruders und betrachtete ihn im Schlaf. Armer, lieber
Cedrick — er war so dünn geworden ... und mußte im Bett angebunden werden, damit
er sich nicht selbst verletzte.
Cynthia erschauerte, als sie an die
Szene dachte, die er am Tag zuvor gemacht hatte, als seine Verbände abgenommen
worden waren. Nichts hatte ihn besänftigen können, nicht einmal die Tatsache,
daß er nicht die Sehkraft verloren hatte, wie die Ärzte ursprünglich
befürchtet hatten und auch nicht die Versicherung, daß die Narben mit der Zeit
verblassen würden. Cedrick hatte — ganz entschieden — sterben wollen.
Und das nahm Cynthia ihm nicht übel.
Er bot einen schrecklichen Anblick. Das Fleisch in seinem Gesicht war
geschwollen und verzerrt, und er glich mehr einem Ungeheuer als einem
Menschen.
Seine Karriere als Schauspieler war
natürlich vorbei. Und damit auch Cynthias, denn sie war nicht stark genug,
nicht klug genug, nicht talentiert genug, um es ohne ihn zu schaffen.
Oh, sie konnte natürlich heiraten,
aber obwohl sie nichts gegen eine Affäre mit einem attraktiven Mann einzuwenden
hatte, war ihr die Vorstellung, ein ganzes Leben lang an einen einzigen Mann
gebunden zu sein, äußerst unangenehm.
Cynthia versteifte sich vor Groll,
der Haß pochte in ihren Schläfen. Es war alles nur die Schuld von diesem
kleinen Biest, von Tess! Sie hatte Cedrick verunstaltet und war nicht einmal
dafür verhaftet worden. O nein. Die Schlampe hatte der Polizei erzählt, daß
Cedrick ihr etwas antun wollte — lächerlich! — und sie sich nur verteidigt
habe, indem sie ihm den Behälter mit den Chemikalien ins Gesicht warf.
Verrückterweise hatten sie ihr
geglaubt. Cedrick hatte fast einen Monat in diesem Krankenhaus herumgelegen,
hilflos und von dem verzweifelten Wunsch erfüllt, zu sterben. Und in all dieser
Zeit war der Gerechtigkeit keine Genüge getan worden. Tess Corbin war noch
immer frei, mit ihrem Laden beschäftigt und glücklich mit diesem attraktiven
Mann, den sie geheiratet hatte.
Cynthia traf plötzlich den ersten
eigenen Entschluß ihres behüteten Lebens.
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