Corbins 04 - Wer den Weg des Herzens folgt...
wuchsen gelbe, rote und blaue Blumen.
Melissa war bezaubert von dem Ort
und beneidete Dana um ihre Stellung als Herrin dieses kleinen Königreiches.
Melissa liebte Kinder, ihres Lachens wegen und ihrer Unschuld.
Sie war keineswegs überrascht, Dana
in dem kühlen, schattigen Gebäude anzutreffen. Die junge Lehrerin hockte an
einem winzigen Pult und half einer einsamen Schülerin bei ihren Rechenaufgaben.
Bei Melissas Eintreten stand sie auf
und winkte ihr freudig zu, einzutreten.
Melissa betrachtete die farbenfrohe
Landkarte an der Wand, die vielen Bücher und wartete geduldig, bis Dana das
kleine Mädchen nach Hause schickte.
»Was machst du hier?« wollte Dana
sofort wissen. »Eine schöne Begrüßung!« beschwerte Melissa sich. »Ich bin
gewaltsam hergeschleppt worden, wenn du es unbedingt wissen willst.«
Dana lächelte und rollte die
Landkarte auf. »Ich könnte mir eher vorstellen, daß Mister Rafferty dich vor
Schwierigkeiten bewahren will!« entgegnete sie in vielsagendem Ton. »Aber mach
dir nichts daraus. Morgen ist der erste Schultag, da kannst du mir beim
Unterricht helfen.«
Melissa vergaß, daß sie gegen ihren
Willen in die Berge hinaufgekommen war, vergaß auch ihren Hunger und ihre
Müdigkeit. »Wirklich?« rief sie entzückt, um dann verwirrt die Stirn zu
runzeln. »Überall schließen jetzt die Schulen wegen der Sommerferien, und du
fängst an?«
Dana nickte und setzte sich hinter
ihren beeindruckenden neuen Tisch. »Ja. Viele der Kinder, die ich unterrichten
werde, haben noch .nie eine Schule betreten. Da wäre es doch dumm, noch länger
zu warten, oder?«
»Nun ja, warum sollte dieser
abgelegene Ort nicht seine eigenen Gesetze haben?« stimmte Melissa zu, während
sie ans Fenster trat und von neuem die herrliche Aussicht auf die blühende
Wiese und den Bach bewunderte. »Ach, Dana, ich beneide dich ja so!«
Dana kam und legte Melissa
freundschaftlich den Arm um die Schultern. »Wenn ihr beide endlich heiratet,
werdet ihr die glücklichsten Menschen auf Erden sein«, versprach sie
tröstend. »Aber komm jetzt. Ich zeige dir mein Häuschen und koche uns eine
Tasse Tee.«
Melissa folgte Dana in den
nachmittäglichen Sonnenschein. Das letzte Haus in der vierten Reihe niedriger
Gebäude — noch ungestrichen und nur spärlich eingerichtet — war für die
Lehrerin freigehalten worden.
Es besaß nur ein Zimmer, doch Danas
Bett war geschickt hinter einer hölzernen Trennwand verborgen. An einer Wand
stand ein kleiner Herd, und jemand hatte eine Art Bank beim Tisch gezimmert.
»Na schön, wer ist er?« fragte
Melissa lächelnd.
Dana lächelte geheimnisvoll. »Er
heißt Paul Wiley und ist Zimmermann. Natürlich kommt er nur, wenn seine
Schwester Constance ihn begleitet. Es würde Gerede geben, wenn wir uns alleine
sähen.«
Melissa war die letzte, die
Predigten in Anstand halten konnte. »Liebst du ihn?« fragte sie daher nur.
Dana zuckte die Schultern, stellte
die Teekanne auf den Tisch und holte Milch und Zucker. »Ich bin noch nicht sicher.
Aber er sieht sehr gut aus, und er liest gern.«
»Bringt er dich auch zum Lachen?«
fragte Melissa.
Dana kicherte wie ein kleines
Mädchen. »O ja!« antwortete sie entschieden. »Bringt Quinn dich zum Lachen,
Melissa?«
Mit einer solchen Wendung hatte
Melissa nicht gerechnet. Sie dachte daran, wie Quinn sie im Waggon gekitzelt
hatte, bis sie lachend um Gnade flehte, aber sie war nicht sicher, ob es das
war, was Dana meinte. »Ich glaube schon«, sagte sie errötend.
Dana berührte ihre Hand: »Ich wüßte
gern, warum du gerade so rot geworden bist«, erklärte sie augenzwinkernd.
»Nein, das willst du nicht«,
widersprach Melissa, während sie Tee einschenkte. »Das willst du ganz bestimmt
nicht.«
Die beiden Frauen plauderten, bis
Quinn in der Tür erschien. Obwohl er Dana sehr freundlich begrüßte»lehnte er
eine Tasse Tee ab und drängte Melissa bald zur Tür hinaus.
»Wong braucht Hilfe beim
Abendessen«, sagte er.
Melissa starrte ihn betroffen an.
»Das war doch nicht dein Ernst. Quinn! Ich habe keine Ahnung, wie ich für so
viele Leute kochen soll.«
Quinn lächelte beruhigend. »Willst
du, daß alle sagen, du wärst nur ein Vogel in einem solchen Eisenbahnwaggon?«
Melissa entzog ihm ihren Arm.
»Verdammt, Quinn, es war deine Idee, mich hierher zu bringen! Halte mir
jetzt bitte keine Vorträge, wie es aussehen könnte, falls ich mich nicht als
Köchin ausgebe!«
Quinn hob die Schultern. »Wie du
willst, Kleines«, gab er nach.
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