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Corbins 04 - Wer den Weg des Herzens folgt...

Corbins 04 - Wer den Weg des Herzens folgt...

Titel: Corbins 04 - Wer den Weg des Herzens folgt... Kostenlos Bücher Online Lesen
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seinen Augen verbarg, kämpfte Melissa weiter mit den Knöpfen und antwortete
leise: »Sie würden es ja doch nicht glauben, Mister Rafferty. Wirklich nicht.«
    »Erzählen Sie es mir doch einfach«,
beharrte Rafferty.
    Es wäre eine Erleichterung, mich
jemandem anzuvertrauen, dachte Melissa, einem Menschen, der objektiv war und
nichts mit ihrem bisherigen Leben zu tun hatte. »Er hatte eine Mätresse«,
gestand sie so verlegen, als hätte sie diese Sünde selbst begangen. »Er hat sie
aus München mitgebracht, sie in einem Haus in Port Hastings untergebracht und
sogar die Unverschämtheit besessen, sie zu unserer Hochzeit einzuladen!«
    Schweigen hinter der Trennwand — die
Art von Stille, die einem Sturm vorangeht. Aber dann kam Mister Rafferty ganz
unvermutet um den Wandschirm herum und half Melissa schweigend beim Aufknöpfen
ihres Kleids.
    Die Bewegungen seiner Finger waren
echt ungeschickt und langsam, aber es lag etwas so Zärtliches darin, daß
Melissa wieder Tränen in ihren Augen spürte. Dabei hatte sie für heute doch
wirklich genug geweint! Es wurde Zeit, damit aufzuhören, sich zusammenzunehmen
und ihr Leben fortzusetzen.
    Sie hob entschlossen das Kinn und
holte tief Luft. »Wohin fährt dieser Zug?« fragte sie.
    »Ich dachte mir schon, daß Sie
irgendwann die Frage stellen würden. Er ist auf dem Weg nach Spokane.«
    Melissa schnappte nach Luft,
wirbelte herum und raffte das Kleid vor ihrer Brust zusammen. »Spokane! Das ist
ja am anderen Ende dieses Staates!«
    Mister Rafferty lächelte mutwillig
und vielleicht sogar eine Spur überheblich. »Das kann doch für Sie nicht
wichtig sein ... Miss Pullman?« fragte er gedehnt.
    Melissa errötete verlegen. Sie
konnte es sich nicht leisten, ihn zu verärgern. Sie war ganz allein mit diesem
Mann in einem Eisenbahnwaggon, der aussah, als wäre er von einer
verschwendungssüchtigen Bordellbesitzerin eingerichtet worden. Im übrigen war
es mitten in der Nacht...
    »Ich heiße nicht Pullman«, gab sie
zu und senkte beschämt den Blick.
    »Nein!« rief er in gespielter
Überraschung und legte eine Hand auf die Brust.
    Melissa stampfte mit dem Fuß auf.
»Ich bin Melissa Kate Corbin«, verkündete sie wütend. »Wissen Sie, was das
bedeutet, Mister Rafferty?«
    Seine Überraschung verwandelte sich
in einen Ausdruck theatralischen Entsetzens. »Nein, war denn, um Gottes
willen?«
    Melissa war fassungslos und
plötzlich gar nicht mehr sicher, ob ihr Name unter den gegebenen Umständen
etwas zu bedeuten hatte oder ihr Schutz verleihen konnte.
    »Ach, nichts«, sagte sie schließlich
leise.
    Rafferty lachte, half ihr, den Rest
der Knöpfe zu öffnen und ließ sie dann allein.
    »Sie sind besser dran ohne diesen
Ajax«, bemerkte er nach einiger Zeit, als das Licht ausgegangen war und Melissa
in seinem weichen Bett lag, während er sich vermutlich auf die schmale Bank im
Salon gelegt hatte.
    »Wahrscheinlich«, antwortete Melissa
seufzend.
    »Ich begreife dennoch nicht, warum
Sie fortgelaufen sind. Sie hätten es Ihrer Familie doch bestimmt erklären
können ...«
    »Nein, unmöglich«, wandte Melissa
ein. »Mama konnte Ajax nie leiden, und wenn ich es meinen Brüdern erzählt hätte
... Nun ja, Keith hätte sicher nicht sehr aggressiv reagiert, weil er Prediger
ist, aber Adam und Jeff? Nein, nein, unmöglich. Wer weiß, was sie Ajax angetan
hätten!«
    Mister Rafferty seufzte ergeben.
»Und so beschlossen Sie, auf den nächsten Zug zu springen, der Port Hastings
verließ.«
    »Natürlich nicht. Ich bin einfach
davongerannt, das ist alles. Plötzlich war ich auf dem Bahnsteig, und da ...«
    Ein tiefes, rauhes Lachen klang in
der Dunkelheit.
    »Leben Sie in Port Hastings?«
wechselte Melissa rasch das Thema. »Ich kann mich nicht entsinnen, Sie je gesehen
zu haben.«
    »Ich lebe auf der anderen Seite der
Halbinsel, Miss Corbin. In Port Riley.«
    Melissa kuschelte sich tiefer
zwischen die seidenen Laken. Es bestand eine gewissen Rivalität zwischen den
beiden Städten, und das vermittelte dieser ohnehin schon etwas ungewöhnlichen
Situation noch einen zusätzlichen Reiz. »Meine Brüder sagen, Port Riley wäre in
fünf Jahren nichts als eine Geisterstadt.«
    »Oh, tatsächlich?«
    »Ja. Um Jeffs Worte zu gebrauchen,
gibt es dort nichts als eine armselige Sägemühle.«
    »Eine armselige Sägemühle?«
Raffertys Ton verriet, daß Melissa einen Nerv getroffen hatte. »Dann sollen Sie
wissen, Miss Corbin, daß dieses armselige Unternehmen mir gehört und ich
der Eigentümer

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