Cordina's Royal Family 1-4
Musikzimmer hinübergegangen. Und er hatte sie geküsst. Hatte damals ihr Leben begonnen, sich zu verändern? Oder an dem Tag am Strand, als er ihr eine Muschel gegeben hatte? Vielleicht war es in dieser ersten Nacht im Park passiert.
„Stimmen Sie zu, Hannah?”
Sie schreckte hoch und verwünschte sich dafür, dass sie ihre Gedanken in einem so wichtigen Moment abschweifen ließ. Sie hatten nur eine halbe Stunde für die Besprechung, wovon schon die Hälfte vergangen war. Selbst innerhalb des Palastes war es riskant, wenn sie sich alle trafen.
„Oh, tut mir Leid, könnten Sie das bitte noch einmal wiederholen?”
Armand hatte sie beobachtet und sich gefragt, ob ihre Schultern stark genug waren, um das Schicksal von so vielen zu tragen. „Die letzten Tage waren anstrengend.” In seiner Stimme schwang keine Kritik mit, sondern Sorge. Hannah hätte Ersteres bevorzugt.
„Die letzten zwei Jahre waren anstrengend, Hoheit.”
„Wenn Sie anfangen zu ermüden”, sagte Malori, „sollten Sie uns das jetzt wissen lassen.”
„Ich ermüde nicht.” Ihre Blicke trafen sich. „Ich denke, meine Akte beweist das.”
Bevor Malori erneut sprechen konnte, mischte Reeve sich ein. Hannah ermüdete, das wusste er, aber er musste darauf setzen, dass sie noch ein paar Tage durchhielt. „Gehen wir noch einmal ein Stück zurück. Wir können annehmen, dass Deboque bereits die Dinge angefordert hat, die Sie verlangt haben. Was vermuten Sie, wo er sich versorgen wird?”
„Athen”, antwortete sie sofort. „Ich nehme stark an, dass er auf seine Organisation zurückgreifen wird. Er fühlt sich völlig sicher und unverwundbar. Er würde es nicht riskieren, bei auswärtigen Quellen zu bestellen.
Aus meinen übrigen Berichten ist uns bekannt, dass er ein Lagerhaus in Athen besitzt. Er hat natürlich auch noch andere, aber ich denke an Athen wegen der Nähe zu Cordina.”
„Wir werden uns mit unserer Kontaktperson dort in Verbindung setzen und nachfragen, ob Sprengstoffe transportiert wurden.” Malori machte sich eine Notiz. „Wenn wir Glück haben, lassen wir seine Zweigorganisation in Athen auffliegen, sobald wir ihn hier festgenagelt haben.”
„Das ISS wird erst in Athen, Paris, London und Berlin zuschlagen, wenn wir hier eine hieb- und stichfeste Anklage gegen Deboque haben.” Hannah setzte ihre Teetasse ab. „Und diesen Knopf drücke ich, Monsieur.”
„Gut.” Malori gefiel das offenbar nicht, er nickte jedoch.
„Wird die Beweislast gegen Deboque stark genug sein, wenn Hannah den Sprengstoff erhält?” Armand sah Hannah, dann Reeve an. „Hannah hat den Mordauftrag übernommen und die nötigen Dinge dafür verlangt. Sobald sie geliefert werden, könnte das nicht das Ende sein?”
Hannah setzte zum Sprechen an, schwieg dann jedoch. Sie wollte es Reeve erklären lassen. Er gehörte zur Familie. „Wir hätten genug Handhabe für eine Verhaftung, möglicherweise sogar für eine Anklage. Doch nicht einmal, wenn wir die Ausrüstung nach Athen oder zu einer anderen von Deboques Firmen zurückverfolgen können, würde das ausreichen für eine Verurteilung wegen Verschwörung. Er ist vorsichtig genug, um sich von derartigen geschäftlichen Belangen zu distanzieren.”
Geschäftliche Belange, dachte Armand, während er mit den Fingern auf die Sessellehne trommelte. „Und seine Forderung, dass Hannah meine Familie ermordet?”
„Seine theoretischen Überlegungen, was geschehen könnte”, verbesserte Reeve. „Ich bin mir der Enttäuschung bewusst, dass wir bei der gegenwärtigen Beweislage noch nichts unternehmen können. Aber wir hatten ihn über ein Jahrzehnt in Gewahrsam, und es hat ihn nicht gestoppt.
Wenn wir Deboque ein für alle Mal erledigen und alle diese Verbindungen unterbrechen und seine Kontrolle innerhalb von Europa zerstören wollen, brauchen wir solide und unwiderlegbare Beweise für ein Mordkomplott und eine Verschwörung. Hannah wird uns die in einigen Tagen liefern.”
Armand steckte sich eine Zigarette an und lenkte seinen Blick zu Hannah. „Wie?”
„Durch die Bezahlung.” Sie fühlte sich wieder auf festem Boden. „Wenn Deboque überzeugt ist, dass ich meinen Auftrag ausgeführt habe, wird er mich auszahlen. Sobald Geld von einer Hand in die andere überwechselt, haben wir ihn.”
„Er ist kein Narr.”
„Nein, Hoheit, er ist kein Narr.”
„Trotzdem werden Sie ihn davon überzeugen, dass Sie meine Familie ermordet haben.”
„Ja. Wenn Sie sich das hier ansehen wollen.”
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