Cordina's Royal Family 1-4
Hoheit.” Sie entspannte sich ein wenig. Es ging nicht um Bennett, sondern um Deboque.
„Warum haben Sie diesem Auftrag zugestimmt?”
Hannah zog die Augenbrauen hoch, weil dies eine so einfache Frage mit einer einfachen Antwort zu sein schien. „Ich wurde gefragt.”
„Und Sie hatten das Recht abzulehnen?”
„Ja, Hoheit. In solchen Dingen hat ein Agent immer die freie Entscheidung.”
Ein Fürst hatte sie nicht. Er verstand den Unterschied, beneidete sie aber trotzdem nicht. „Sie haben diesen Auftrag übernommen, weil Ihre Vorgesetzten das wünschten?”
„Ja, und weil Deboques Handlungen hier auch mein Land und das restliche Europa betreffen können. Ein Terrorist bleibt ein Terrorist, ganz gleich, welchen äußeren Mantel er sich umhängt. England wünscht dringend, dass Deboque die Hände gebunden werden.”
„Ihre erste Überlegung gilt Ihrem Land.”
„Das war immer so.”
Er nickte wieder. „Haben Sie Ihren Beruf gewählt, weil Sie Abenteuer suchten?”
Hannah sah ihn forschend an und lächelte. Im selben Moment erkannte Armand, was seinen Sohn gefesselt hatte. „Entschuldigen Sie, Hoheit, aber das Wort ,Spion’ beschwört alle möglichen glorreichen Bilder herauf neblige Piers, Pariser Seitenstraßen, versilberte Pistolen und schnelle Autos. In Wahrheit ist das Leben eines Agenten oft langweilig. In den letzten zwei Jahren habe ich mehr an Telefonen und Computern gearbeitet als eine durchschnittliche Sekretärin.”
„Sie werden sicher nicht abstreiten, dass auch Gefahr mit im Spiel ist.”
„Nein.” Sie seufzte. „Nein, aber für jede Stunde Gefahr gibt es ein Jahr Laufarbeit und Vorbereitung. Was Deboque angeht, sind Reeve, Malori und das ISS schrittweise an den Plan herangegangen.”
„Dennoch werden Sie am Ende allein sein”, erwiderte Armand.
„Das ist mein Beruf. Und ich bin gut darin.”
„Woran ich nicht zweifle. Unter normalen Umständen würde ich mir geringere Sorgen machen.”
„Hoheit, ich kann Ihnen versichern, dass alles Menschenmögliche getan wird.”
Er wusste, dass dies stimmte und ihm im Augenblick die Hände gebunden waren. „Und wenn ein Fehler gemacht wird, wie tröste ich meinen Sohn?”
„Ich verspreche Ihnen, was immer auch geschieht, Deboque wird bestraft werden.”
„Ich spreche jetzt nicht von Deboque, sondern von Ihnen und von Bennett.” Er winkte ab, ehe sie etwas sagen konnte. „Es kommt selten vor, dass ich nur als Vater sprechen kann. Erlauben Sie mir jetzt diesen Luxus.”
Sie holte tief Luft und versuchte, sich klar auszudrücken. „Bennett ist wütend und verstört, weil er nicht erfahren hat, warum ich hier bin. Ich glaube, er empfindet mir gegenüber ein gewisses Verantwortungsgefühl, weil ich seine Familie beschütze und mich damit in Gefahr begebe.”
„Er liebt Sie.”
„Nein.” Die Panik setzte erneut ein, zusammen mit der Scham und dem verzweifelten Verlangen nach Ehrlichkeit. „Das heißt, er glaubte es, als er von mir dachte … Zu einem bestimmten Zeitpunkt verspürte er eine gewisse Zuneigung, aber als er erfuhr, wer … was ich bin, änderte sich das.”
Armand legte seine Hände auf die Armlehnen des Sessels. Sein Amtsring glitzerte im Licht der Lampe. „Meine Liebe, sind Ihre Gefühle für ihn vielleicht klarer?”
Hannah blickte auf. Die dunklen Augen, die sie betrachteten, wirkten freundlicher als je zuvor. Hart, ja. Er konnte hart sein. Doch ihr wurde nun bewusst, warum seine Familie und sein Land ihn liebten und ihm vertrauten. „Ihr Schweigen, Hoheit?”
„Das garantiere ich Ihnen natürlich.”
„Ich liebe ihn mehr, als ich jemals irgendetwas oder irgendjemand geliebt habe. Könnte ich alles ändern, könnte ich zu der zurückkehren, für die er mich gehalten hat, und nur dieser Mensch sein, ich schwöre, ich würde es tun.” Sie hatte keine Tränen. Stattdessen schaute sie auf ihre Hände.
„Natürlich kann ich das nicht.”
„Nein, wir können nicht ändern, was wir sind. Wenn wir lieben, können wir sehr viel akzeptieren. Bennett ist äußerst großzügig.”
„Ich weiß. Ich versichere Ihnen, ich werde ihn nicht mehr verletzen.”
Armand lächelte. Hannah war so jung, so mutig. „Diesbezüglich habe ich keine Angst. Wenn dies alles erledigt ist, bitte ich Sie, noch einige Tage in Cordina zu bleiben.”
„Hoheit, ich halte es für das Beste, wenn ich sofort nach England zurückkehre.”
„Wir möchten, dass Sie bleiben”, wiederholte er und sprach nicht mehr als Vater. Er
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