Cordina's Royal Family 1-4
zu durchkreuzen. Ich werde alles tun, was dafür nötig ist, aber ich werde mich nie wieder demütigen lassen.” Tränen machten sie blind. „Ach, zum Teufel mit Ihnen! Können Sie mich nicht in Ruhe lassen? Genügt Ihnen die letzte Nacht nicht als Vergeltung?”
Das ließ die schwache Kontrolle zerbrechen, die er über sich selbst besaß. Er packte Hannah am Arm. „Ist das alles, was es dir bedeutet hat, Vergeltung? Kannst du hier stehen und mir sagen, dass du nichts gefühlt hast? Wie gut bist du eigentlich im Lügen?”
„Es spielt keine Rolle, was ich gefühlt habe. Sie wollten mich bestrafen, und das haben Sie getan.”
„Ich wollte dich lieben, und das habe ich getan.”
„Hören Sie auf!” Das schmerzte mehr, als sie ertragen konnte. Sie stieß ihn von sich, wurde jedoch nur noch fester gehalten. „Denken Sie, ich hätte nicht bemerkt, wie sehr Sie mich hassen? Sie haben mich angesehen und dafür gesorgt, dass ich mich gemein fühle. Zehn Jahre lang war ich stolz auf das, was ich tue, und sogar das haben Sie mir genommen.”
„Und was ist mit mir?” Er hielt seine Stimme leise, obwohl sein Zorn genauso groß war wie der ihre. „Willst du behaupten, du hättest nicht gewusst, dass ich dich liebe?” Sie wollte den Kopf schütteln, doch er verstärkte seinen Griff. „Du hast gewusst, dass ich eine Frau liebe, die nicht existierte. Eine stille, schüchterne und herrliche Frau, der ich nur Zärtlichkeit und Geduld zeigen wollte. Zum ersten Mal in meinem Leben gab es eine Frau, der ich mein Herz und mein Vertrauen schenken konnte, und sie war nichts anderes als ein Trugbild”, sagte er bitter.
„Ich glaube Ihnen nicht.” Doch sie wollte es, und ihr Puls begann zu rasen. „Sie waren ruhelos, auch gelangweilt. Ich habe Sie unterhalten.”
„Ich habe dich geliebt.” Er hob eine Hand an ihre Wange. „Damit wirst du leben müssen.”
„Bennett…”
„Und als ich letzte Nacht in dein Zimmer kam, fand ich eine andere Frau, eine, die gelogen und mich benutzt hatte.” Er fuhr mit den Fingern durch ihr Haar, so dass Haarnadeln zu Boden fielen. „Eine, die wie eine Hexe aussah”, sagte er, als ihr Haar schwer über seine Hände fiel. „Und ich wollte sie genau so, nur ohne diese zärtlichen, sanften Gefühle. Gott stehe mir bei, aber ich wil sie noch immer.”
Als er den Mund auf ihren senkte, protestierte Hannah nicht. Sie hatte die Wahrheit in seinen Augen gesehen. Er hatte sie geliebt. Oder er hatte geliebt, was sie vorgab zu sein. Wenn Verlangen alles war, was er ihr nun geben konnte, wollte sie es nehmen. Für Pflicht hatte sie Liebe geopfert, aber nicht einmal für Pflicht würde sie opfern, was ihr noch geblieben waren.
Sie legte die Arme um ihn. Vielleicht konnte er ihr eines Tages den Rest verzeihen, wenn sie ihm Leidenschaft gab.
Wie leicht er sich doch in ihr verlieren konnte. Wenn sie schon keine Liebe für ihn empfand, war doch wenigstens Verlangen vorhanden.
„Sag mir, dass du mich willst”, flüsterte er, während er die Lippen über ihr Gesicht gleiten ließ.
„Ja, ich will dich.” Sie hatte nicht gewusst, dass man Triumph und Niederlage gleichzeitig empfinden konnte.
„Komm jetzt mit mir.”
„Bennett, ich habe kein Recht darauf.” Sie drückte ihr Gesicht an seinen Hals. „Ich bin nur hier, weil…”
Die Hände auf ihren Schultern, schob er sie von sich, bevor sie zu Ende sprechen konnte. „Für heute, für diesen einen Tag, stellen wir deine und meine Pflicht beiseite.”
„Und morgen?”
„Morgen kommt, ob wir es wollen oder nicht. Schenk mir ein paar Stunden, Hannah.”
Sie hätte ihm ihr Leben geschenkt, und irgendwie wusste sie, dass das leichter gewesen wäre als das, wonach er jetzt verlangte. Dennoch legte sie ihre Hand in seine.
Sie ritten aus. Hannah erkannte, dass Bennett ein genaues Ziel vor Augen hatte. Sie hörte den Strom, bevor sie ihn sah. Als Bennett ihn erreichte, lenkte er sein Pferd nach Süden. Der Strom beschrieb Biegungen und erweiterte sich an einer Stelle, an der drei Weidenbäume sich über das Wasser neigten. Bennett parierte das Pferd und schwang sich aus dem Sattel.
„Wie schön.” Hannah fand nicht den Mut, abzusteigen. „Jedes Mal, wenn ich denke, den schönsten Ort von Cordina gesehen zu haben, finde ich noch einen viel schöneren. Kommst du oft hierher?”
„Nicht oft genug.” Er ging zu ihr und hielt ihr die Hand entgegen.
Ja. Hier war die Wahl, die er ihr letzte Nacht nicht gelassen hatte. Sie ergriff seine
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