Cordina's Royal Family 1-4
Arme schmiegen würde? Aber er war hier, um einen Auftrag auszuführen, und so etwas hatte er nie auf die leichte Schulter genommen. Deshalb war sein Kuss so unbeteiligt.
Das blieb jedoch nur einen Augenblick lang so. Gabriella war weich, zierlich, zauberhaft. Er musste sie beschützen. Sie war warm, verführerisch, erregend. Er musste sie besitzen.
Sie hatte ihre Augen weit geöffnet. Reeve legte seine Hand unter ihr Kinn und erwiderte ihren erwartungsvollen Blick. Er vergaß jede Hemmung und küsste sie mit Verlangen.
Ihre Zungen berührten sich, zunächst tastend, forschend, neugierig.
Gabriella schlang ihre Arme auffordernd um seinen Hals, so dass ihre Körper sich sehnsüchtig aneinander pressen konnten.
Gabriella wusste plötzlich, was kommen würde. Im Innersten regten sich Erinnerungen an frühere Küsse. Und doch war es anders. Sie gab sich Reeves Kuss hin, als hätte sie nie etwas Ähnliches erlebt. Al es war neu für sie, frisch, aufregend und erregend. Selbst die schwächsten Erinnerungen verblassten in diesem Sturm der Gefühle, und sie verspürte ein ihr völlig unbekanntes, elementares Verlangen, das schmerzte und forderte.
Er bedeckte ihr Gesicht mit Küssen, voller Begehren und Sehnsucht.
Fordernd drängte er sich an sie, flüsterte ihren Namen.
War dies das erste Mal, oder hatte es früher ähnliche Erlebnisse gegeben? Hatte sie sich zuvor schon einmal einer solchen aufflammenden Leidenschaft hingegeben? Was hatte es ihr damals bedeutet? Nichts – oder alles, wie jetzt?
Verwirrt zog sie sich von Reeve zurück. Welche Frau schenkte einem Mann ihr Herz, ohne ihn richtig zu kennen? Zweifel begannen sich in ihr zu regen. „Reeve, ich bin nicht sicher, ob es mir geholfen hat.“
Reeve hatte ihren Gefühlsumschwung bemerkt. Noch einmal wollte er sie umarmen, sie nahe an sich spüren, aber die Zweifel begannen auch an ihm zu nagen und ließen ihn zögern. Wie viele andere Männer hatte es vor ihm gegeben?
Er reichte Gabriella die Hand und sagte in sachlichem Tonfall: „Wir sollten beide eine Nacht darüber schlafen.“
Doch unbeteiligt konnte er in Zukunft bestimmt nicht mehr sein.
5. Kapitel
Gabriella kam sich wie eine Betrügerin vor. Sie saß in ihrem elegant eingerichteten Büro nur deshalb, weil Reeve sie dorthin gebracht hatte. Um acht Uhr hatte er an ihre Tür geklopft und nichts weiter gesagt als: „Sind Sie fertig?“
Nach einem kurzen, schweigsamen Gang durch verschiedene Korridore waren sie in diesem Raum im dritten Stock des Ostflügels angekommen. Im Gegensatz zu ihm war sie recht nervös gewesen. Als Erstes hatte Gabriella sich in dem Zimmer umgesehen. Es war nicht sehr groß, aber dennoch hell und hatte eine praktische Einrichtung in sehr geschäftsmäßigem Stil, der ihr gefiel. Ein schwerer Schreibtisch aus Mahagoni stand in der Mitte des Raumes, ordentlich aufgeräumt. Zwei Gobelinstühle mit orientalisch anmutenden Mustern flankierten ihn, überall standen kostbare Porzellanvasen mit frischen Blumen, deren Farben offensichtlich auf die Pastelltöne der Wandbespannungen abgestimmt waren.
Gabriella nahm eine Blüte in die Hand und spielte damit.
„Hier arbeite ich also.“ Gabriella betrachtete den dicken, ledergebundenen Terminkalender auf ihrem Schreibtisch. Wenn sie ihn öffnete, würde sie mit den Verabredungen für Gala-Empfänge, mit den Einladungen zum Tee und den vielen Einkäufen fertig werden? „Was habe ich denn genau zu tun?“
Die Frage klang fordernd und bittend zugleich.
Reeve war bestens vorbereitet. Während Gabriella am vergangenen Nachmittag geschlafen hatte, war er ihren Terminkalender durchgegangen, hatte einen Blick in ihre Post geworfen und sogar ihr Tagebuch gelesen. Es gab jetzt sehr wenig, was er nicht von Ihrer Königlichen Hoheit, der Prinzessin Gabriella de Cordina, wusste. Die Gabriella Bisset lag jedoch nicht so offen vor ihm.
Er hatte eine Stunde mit ihrer Sekretärin, eine weitere mit dem Majordomus des Palastes verbracht und hatte ein kurzes, vorsichtiges Gespräch mit der ehemaligen Kinderfrau geführt, in dem er den durch Generationen entwickelten Mutterinstinkt der alten Frau behutsam beruhigen musste. Die gewonnenen Informationen ließen das Bild der Prinzessin Gabriella klarer werden, und machten Gabriella Bisset für ihn nur noch reizvoller.
„Sie haben eine Reihe von Aufgaben“, begann Reeve sachlich und trat auf den Schreibtisch zu. „Einige sind alltägliche Pflichten, andere tragen offiziellen
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