Cordina's Royal Family 1-4
auf. „Niemand hat mir etwas Gegenteiliges berichtet.“
Unwil ig schüttelte Gabriella den Kopf. Wie sollte sie einem Mann erklären, dass sie wissen wollte, wie sie zu ihrer Sekretärin von Frau zu Frau stand? Wie sollte sie ihm klar machen, dass ihr daran gelegen war, zu wissen, ob sie eine enge Freundschaft zu einer Frau hatte, die in der Lage war, den durch Männer geprägten Horizont am Hofe zu durchbrechen?
Vielleicht war dies etwas, was sie für sich selbst ausfindig machen musste.
„Bitte, berichten Sie weiter“, forderte sie ihn auf.
„Wenn Zeit genug ist, kümmern Sie sich während dieser halben Stunde auch um Ihre Privatkorrespondenz. Andernfalls bleiben diese Briefe bis abends liegen“, fuhr Reeve fort.
Das alles erschien Gabriella langweilig, aber Pflichten waren ja oft langweilig. „Worin besteht die offizielle Korrespondenz?“
„Sie sind die Präsidentin der Gesellschaft zur Hilfe für behinderte Kinder. Sie ist Cordinas größte karitative Organisation. Außerdem repräsentieren Sie das Internationale Rote Kreuz. Weiterhin haben Sie sich sehr für das Museum der Schönen Künste engagiert, das zur Erinnerung an Ihre Mutter errichtet wurde. Es ist Ihre Aufgabe, den Schriftwechsel mit den Gattinnen der Staatsoberhäupter zu führen, sich in verschiedenen Ausschüssen zu betätigen, Einladungen anzunehmen oder abzulehnen und vor allem die Gastgeberin bei offiziellen Anlässen zu sein. Die Politik und die Regierungsgeschäfte liegen in den Händen Ihres Vaters, teilweise jedoch auch bei Alexander!“
„Ich bin also mehr für die weiblichen Aspekte der Verpflichtungen verantwortlich?“
Reeve musste plötzlich lächeln. Dieses Lachen war sehr sympathisch, fand Gabriella. „Nach einem Blick auf Ihren Zeitplan würde ich das nicht so sagen.“
„Bis jetzt besteht er doch nur daraus, Briefe zu beantworten“, antwortete sie belustigt.
„An drei Tagen in der Woche arbeiten Sie in der Zentrale der Gesellschaft zur Hilfe behinderter Kinder. Wenn Sie mich fragen, ich möchte den Berg an Briefen nicht erledigen müssen. Seit eineinhalb Jahren bestürmen Sie den Nationalrat um eine Etaterhöhung für das Museum der Schönen Künste. Im letzten Jahr haben Sie für das Rote Kreuz fünfzehn Länder bereist und waren unter anderem zehn Tage in Äthiopien. WORLD MAGAZINE hat eine zehnseitige Reportage darüber gebracht. Ich werde Ihnen von dem Artikel eine Kopie beschaffen.“
Gabriella griff erneut nach der Rose, dann stand sie auf. „Mache ich meine Arbeit gut?“ verlangte sie zu wissen. „Weiß ich, weshalb ich sie tue, oder bin ich nur eine Art Aushängeschild?“
Reeve nahm sich eine Zigarette. „Beides. Eine schöne junge Prinzessin zieht natürlich die Aufmerksamkeit auf sich, vor allem die der Presse. Sie lebt mit dem öffentlichen Interesse und ist deshalb gut in der Lage, finanzielle Unterstützung für karitative Zwecke zu erbitten. Eine kluge, junge Frau weiß diese Stellung zu nutzen und ihr Geschick einzusetzen. Ihrem Tagebuch zufolge …“
„Sie haben mein Tagebuch gelesen?“
Reeve überraschte die Mischung aus Zorn und Verlegenheit, die sich in ihrem Gesicht widerspiegelte. Sie konnte doch gar nicht wissen, ob es einen Grund gab, verlegen zu sein. „Sie haben mich gebeten, Ihnen zu helfen“, erinnerte er Gabriella. „Ich kann das nicht, wenn ich Sie nicht einmal kenne. Sie können jedoch beruhigt sein, Gabriella, Sie sind ein sehr diskreter Mensch, selbst in Ihrem Tagebuch.“
Es hatte keinen Sinn, sich zu zieren. Reeve würde das nur genießen.
„Was sagten Sie gerade?“ fragte sie also möglichst gelassen.
„Ihrem Tagebuch zufolge, empfinden Sie die Reisen als anstrengend.
Sie haben diese Fahrten nie sehr gern unternommen, aber Sie machen sie jedes Jahr aufs Neue, weil Sie die Notwendigkeit dafür einsehen. Gelder müssen gesammelt und Verpflichtungen wahrgenommen werden. Sie arbeiten hart, Gabriella, das kann ich Ihnen bestätigen.“
„Ich muss Ihnen wohl Glauben schenken.“ Gabriella steckte die Rose wieder zurück in die Vase. „Und jetzt möchte ich anfangen. Wenn ich meinen Gedächtnisschwund so diskret wie möglich überspielen soll, dann benötige ich als Erstes die Namen der Leute, die ich kennen muss.“ Sie ging um den Schreibtisch herum, setzte sich in den Sessel und nahm einen Kugelschreiber zur Hand. Erzählen Sie mir, was Sie wissen. Dann rufe ich diese Janet Smithers. Habe ich heute einen Termin?“
„Um ein Uhr bei der Gesellschaft zur
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