Cordina's Royal Family 1-4
bedauere, dass Ihre Termine Ihnen nicht die Möglichkeit lassen, mit uns zu speisen, Loubet. Wir werden unsere Angelegenheit morgen früh weiterbesprechen.“
„Ja, Eure Hoheit.“
Man verabschiedete sich höflich voneinander, und Loubet war damit entlassen. Gabriella sah ihm nachdenklich hinterher. „Er macht einen ehrlichen und loyalen Eindruck. Mag ich ihn?“
Lächelnd ergriff der Regent ihre Hand. „Darüber hast du dich nie besonders geäußert. Er führt sein Amt gut.“
„Und ist ein grenzenloser Langweiler“, verkündete Bennett wenig charmant, indem er sich erhob. „Lass uns essen.“ Er hakte Gabriella unter und zog sie an sich. „Wir speisen heute vom Allerfeinsten, um deine Rückkehr zu feiern. Wenn du willst, kannst du ein halbes Dutzend Austern essen.“
„Mag ich denn Austern?“
„Du bist ganz wild danach“, antwortete er schelmisch und führte sie in das Speisezimmer.
„Nun ja, es war unterhaltsam, festzustellen, dass Bennett zu Scherzen aufgelegt ist“, sagte Gabriella zwei Stunden später, als sie mit Reeve hinaus auf die Terrasse trat.
„Fanden Sie es auch amüsant, festzustellen, dass Sie einen Scherz vertragen können?“
„Eigentlich schon. Ich habe außerdem gelernt, dass ich Austern verabscheue und einen Charakter habe, der Vergeltung verlangt. Ich werde es ihm schon heimzahlen, mich dazu gebracht zu haben, eine dieser schrecklichen Dinger herunterzuschlucken. In der Zwischenzeit …“ Sie wandte sich um und lehnte sich an die steinerne Balustrade. „Ich sehe, dass ich Sie in eine wenig angenehme Situation gebracht habe, Reeve. Das lag nicht in meiner Absicht, aber nun, da es so ist, wil ich Sie auch gar nicht daraus befreien, muss ich gestehen.“
„Ich werde schon damit fertig werden, wie ich es für richtig halte.“
Wieder lächelte Gabriella, und plötzlich ging ihr Lächeln in ein herzliches Lachen über. „Ja“, rief sie aus, „das sieht Ihnen ähnlich. Vielleicht fühle ich mich deshalb in Ihrer Nähe so wohl. Heute Abend habe ich übrigens Ihren Rat befolgt. Er war ausgezeichnet!“ Al e Ängste waren von ihr abgefallen, und es war bedeutend leichter, mit der momentanen Anspannung Reeve gegenüber fertig zu werden.
„Welcher war das?“ Reeve folgte ihren Gedankensprüngen nicht gleich.
„Zu beobachten. Ich habe einen guten Vater. Er nimmt seine Aufgaben nicht auf die leichte Schulter, und die Aufregungen der letzten Woche lasten schwer auf ihm. Die Diener behandeln ihn mit großem Respekt, aber furchtlos. Bestimmt ist er ein gerechter Mensch. Sind Sie derselben Ansicht?“
Das Mondlicht fiel sanft auf ihr Haar und ließ den Perlenreif wie Tränen schimmern. „Ja“, bestätigte er leise.
„Alexander ist … Mir fehlt das richtige Wort.“ Mit einem Kopfschütteln sah sie hoch zum Himmel, und Reeve fiel ihr graziler, schmaler Hals auf.
„Besessen, würde ich sagen. Er hat die Intensität eines viel älteren Mannes. Vielleicht braucht er das. Offenbar mag er Sie nicht besonders.“
Sie wandte ihm ihr Gesicht wieder zu, und sein Blick blieb auf ihren vollen Lippen hängen.
„Nein.“
„Das stört Sie nicht?“
„Ich kann nicht von jedem erwarten, dass er mich mag.“
„Ich wünschte, ich hätte Ihr Selbstvertrauen“, flüsterte sie.
„In jedem Fall habe ich leider noch zu der Abneigung beigetragen, die er vielleicht bereits für Sie hatte. Als ich heute Abend sagte, dass ich gern in Ihrer Begleitung in den Garten gehen würde, habe ich ihn verärgert. Sein Familiensinn ist sehr stark ausgeprägt.“
„Seiner Ansicht nach trägt er die Verantwortung für Sie“, entgegnete Reeve. Sein Tonfall klang gelassen.
„Er wird seine Meinung ändern müssen. Bennett und er sind so verschieden. Bennett wirkt völlig sorglos. Vielleicht liegt es an seinem Alter oder daran, dass er der jüngste Sohn ist. Dennoch hat er mich beobachtet, als könnte ich jeden Moment stolpern und er müsste mich dann auffangen.
Was halten Sie von Loubet?“
„Ich kenne ihn nicht.“
„Ich ebenso wenig“, meinte Gabriella trocken. „Aber Ihre Meinung?“
„Auch er nimmt sein Amt sehr ernst.“
Gabriella fand, dass diese Antwort weder eine Ausflucht noch eine richtige Stellungnahme war. „Sie sind ein sehr sachlicher Mensch, Reeve, nicht wahr? Ist das ein amerikanischer Charakterzug?“
„Ich nehme Nebensächlichkeiten halt nicht so ernst. Auch Sie machen einen äußerst sachlichen Eindruck.“
„Wirklich?“ Nachdenklich verzog sie den Mund.
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