Cordina's Royal Family 1-4
längst nicht so verärgert über mich, wie er tut. Es ist merkwürdig und sehr lehrreich für mich, so wie jeder andere Mensch auch behandelt zu werden – ohne die ganzen Rücksichten, die man Menschen in meiner gesellschaftlichen Stellung normalerweise entgegenbringt. Obwohl ich diese Ungehobeltheit, die der Mann an den Tag legt, natürlich nicht unbedingt umwerfend finde, ist es doch so, dass es mir, sobald ich ihn ein bisschen besser kenne, gelingt, hinter die Fassade zu schauen.
Er ist ein Genie. Und obwohl Höflichkeit selbstverständlich niemals falsch ist, sind die Hervorragendsten unter uns oft weniger geschliffen.
Ich fühle mich so hingezogen zu ihm. Das ist mir in meinem ganzen Leben noch nie bei einem Mann passiert. Es ist einerseits aufregend und andererseits entsetzlich frustrierend. Ich bin in einer liebevollen Familie aufgewachsen und habe gelernt, dass Sex kein Spiel ist, es aber durchaus eine Freude – und eine Verantwortung – sein kann, wenn man mit einem Menschen, der einem etwas bedeutet, Sex hat. Mit einem Menschen, den man achtet und der einem dieselben Gefühle entgegenbringt. Meine gesellschaftliche Stellung verlangt mir in diesem Punkt über diese grundsätzliche Überzeugung hinaus zusätzliche Vorsicht ab. Ich darf mich auf keine flüchtigen Abenteuer einlassen.
Aber ich sehne mich nach ihm als Liebhaber. Ich möchte wissen, ob ich dieses Feuer der Leidenschaft, das ich in ihm spüre, auch in Bezug auf meine Person anfachen kann. Und ich möchte auch wissen, ob sich meine Leidenschaft mit seiner messen lässt.
Die Zeitung in diesem Supermarkt hat mich an das erinnert, was ich vorübergehend fast vergessen hatte. Wie es ist, unter ständiger Beobachtung zu stehen. Wie es ist, wegen eines Bildes in einer Zeitung verfolgt zu werden. Wie es ist, ständigen Spekulationen ausgesetzt zu sein. Die Müdigkeit, die einen deswegen überfällt, die Unsicherheit, das Unbehagen. Wenn ich mein derzeitiges Befinden mit meinem Befinden von jener Nacht vergleiche, in der ich Washington verlassen habe, wird mir klar, dass ich damals wahrscheinlich kurz vor dem Zusammenbruch stand. Ich erinnere mich noch genau an dieses Gefühl von Gehetztsein, ich spüre die blank liegenden Nerven.
Vieles davon ist meine eigene Schuld, das wird mir jetzt klar. Weil ich mir mindestens seit Grandperes Tod – keine Zeit mehr für mich selbst genommen habe.
Dafür tue ich es jetzt.
Meine Zeit hier ist… nun ja … eine Auszeit, nehme ich an. Aber ich spüre, dass ich sie gut nütze. Ich fühle mich … wie ein neuer Mensch, wäre vielleicht eine Übertreibung. Aber auf jeden Fall viel frischer und energiegeladener als seit vielen, vielen Monaten.
Bevor ich wegfahre, um mich wieder meinen Pflichten zu widmen, möchte ich so viel wie möglich über Archäologie lernen. Genug, um mich von da an in irgendeiner Weise selbst weiterbringen zu können. Außerdem möchte ich al es nur Mögliche über Camilla MacGee in Erfahrung bringen unabhängig von Camilla von Cordina.
Und vielleicht überlege ich mir ja, den reizbaren Dr. Delaney Caine zu verführen.
Die ganze Hütte duftete wie eine Sommerwiese. Da das eine nette Abwechslung zu dem Geruch nach muffigen Turnsocken war, an den Del sich längst gewöhnt hatte, war es schwierig, sich zu beschweren.
Außerdem hatte er stets frische Socken. Ganz zu schweigen davon, dass er nie mehr die komplette Küche nach irgendeiner Dose, die er sich zum Abendessen warm machen könnte, durchsuchen musste. Seine Aufzeichnungen lagen – nachdem er ein paar Mal kräftig gebrüllt und wüste Drohungen ausgestoßen hatte – genau dort, wo er sie liegen gelassen hatte. Ein gutes Drittel seiner Notizen war getippt, und die Artikel für die Zeitschriften und die Website der Ausgrabungsstelle waren fast fertig. Und sie waren gut.
Der Kaffee war immer frisch, ebenso die Handtücher. Und wie auch Camilla selbst, dachte er mit einiger Bewunderung.
Nicht nur die Art, wie sie aussah, oder die spitzen Bemerkungen, die sie in regelmäßigen Abständen in seine Richtung abschoss, sondern auch ihr Geist. Er hätte nicht gedacht, wie viel Positives ein zusätzlicher klarer Kopf und ein wacher Geist zu dem Projekt beisteuern konnten.
Er hörte es gern, wenn sie morgens in der Küche beim Frühstückmachen sang. Und es gefiel ihm, wenn sie nach einer ihrer Pausen mit rosigen Wangen aus dem Wald zurückkam. Pausen, die sie ihm, wie er sich erinnerte, erst mühsam hatte abringen müssen.
Er konnte
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